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  • Weil immer mehr Kunden Termine absagen, hat der Salon „Basic Line Haarschneider“ ein Mini-Testzentrum vor der Tür aufgebaut. 
  • Foto: Patrick Sun

Weil Kunden Termine absagen: Hamburger Friseur-Salon baut Mini-Testzentrum auf

Eimsbüttel –

Nanu, was ist das denn? Campingurlaub mitten in Eimsbüttel? Auf dem Gehweg an der Müggenkampstraße steht ein grünes Zelt. Was auf den ersten Blick witzig aussieht, hat einen ernsten Hintergrund: Weil die Kunden sich nicht selber mitten auf der Straße testen wollen und ihre Friseur-Termine absagen, hat der Salon „Basic Line Haarschneider“ nun ein Mini-Testzentrum vor der Tür aufgebaut. Fehlende Kunden wegen der Testpflicht – ein Problem, das vielen in der Branche schwer zu schaffen macht.

Seit knapp acht Wochen haben Inhaberin Maja Steinhauer (53) und ihre Geschäftspartnerin Maja Perez (49) ihren Laden wieder geöffnet. Allerdings dürfen nur drei von sechs Friseurstühlen auch genutzt werden. Die fünf Mitarbeiterinnen arbeiten in verschiedenen Schichten. Anfangs waren die Termine alle ausgebucht. Jeder wollte zum Friseur. Der Einbruch kam mit der Testpflicht. „Wir haben Kunden, die sich schlicht nicht testen wollen und deshalb ihre Termine absagen“, sagt Maja Steinhauer.

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Friseurinnen wegen fehlender Kunden gekündigt

So geht es vielen in der Branche. Die Friseurmeisterin weiß von drei Kolleginnen anderer Salons, die während des Lockdowns noch fest angestellt waren. Nun aber gekündigt wurden, weil die Kunden ausbleiben. Keine Einzelfälle. Obermeister Birger Kentzler, Verbandsvorsitzender der Friseur-Innung ist besorgt. „Wenn es gängige Praxis bleibt, dass man sich in Hamburg testen muss, in umliegenden Bundesländern aber nicht, wird es bei uns in Zukunft 25 Prozent weniger Friseurbetriebe geben.“

Handwerkskammer setzt sich für schnelle Lösung ein

Während es in Schleswig-Holstein keine Testpflicht gibt, sind die Kunden in Hamburg verpflichtet, das negative Testergebnis eines PCR-Tests (nicht älter als 48 Stunden) mitzubringen. Oder sie können direkt vor dem Laden selber einen Schnelltest durchführen. Die Friseurinnen müssen den Test „abnehmen“. Bei der Handwerkskammer Hamburg laufen die Drähte heiß. „Wir haben ein enormes Aufkommen an Anrufen von Friseuren, die beklagen, dass viele Termine abgesagt werden. Hinzu kommt das Unverständnis darüber, dass auch zweifach Geimpfte nicht ohne Test kommen dürfen. Zu dem Thema setzt sich die Kammer auf politischer Ebene für eine schnelle Lösung ein“, sagt Christiane Engelhardt, Sprecherin der Handwerkskammer.

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Bisher haben sich die Kunden von Maja Steinhauer immer auf einer Bank vor der Tür selber getestet – unter den Blicken der Passanten. Um das Testen so angenehm wie möglich zu machen und für etwas Privatsphäre zu sorgen, haben die Inhaberinnen nun ein Mini-Testzentrum vor ihrem Laden aufgebaut. Eigentlich handelt es sich dabei um ein grünes Camping-Duschzelt. Darin ein Stuhl, Tischchen, Mülleimer und Desinfektionsmittel. Entweder testen sich die Kunden mit ihrem eigenen Test oder sie kaufen einen im Salon. Das Testkit wird danach in den Laden gelegt, nach 15 Minuten ist das Ergebnis da und der Kunde kann seinen Termin wahrnehmen. „Vorausgesetzt, der Test ist negativ. Bisher hatte wir aber nur negative Tests“, sagt Maja Steinhauer, die den Salon seit 16 Jahren betreibt.

„Beim zweiten Lockdown hatten wir Existenzängste“ 

Die Friseurmeisterin wirkt abgespannt – nach Monaten des Kampfes, der Ungewissheit. Beim ersten Lockdown war ihr Salon sechs Wochen geschlossen. Doch das habe sie nicht als so dramatisch empfunden, „weil die Hilfen relativ schnell kamen.“ Anders beim zweiten Lockdown, in dem der Laden zehn Wochen dicht war. „Da hatten wir Existenzängste. Die Überbrückungshilfe III, also 90 Prozent der Fixkosten, kam drei Monate lang nicht. Und bis heute haben wir auch nur die Hälfte erhalten.“ Gelebt haben die selbstständige Inhaberin und ihre Geschäftspartnerin von ihren Rücklagen. Dem Geld, das eigentlich für die Rente gedacht war.

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