Weil er immer wieder ohne Führerschein fährt: Klaus (66) ist Dauergast im Knast
„Wie viel Jahre Sie wegen dem Schiet schon gesessen haben“, redet der Richter dem Angeklagten ins Gewissen: „Das muss Ihnen doch um die schöne Lebenszeit wehtun!“ Klaus P. (66), Gärtnermeister und Ex-Rocker, nickt. Derzeit sitzt er schon wieder, weil er es einfach nicht lassen kann, das Fahren ohne Führerschein. Auch der aktuelle Prozess dreht sich um seine Leidenschaft fürs unerlaubte Autofahren – diesmal aber überrascht P. („Ich halte mich für einen guten Autofahrer“) das Gericht.
„Wie viel Jahre Sie wegen dem Schiet schon gesessen haben“, redet der Richter dem Angeklagten ins Gewissen: „Das muss Ihnen doch um die schöne Lebenszeit wehtun!“ Klaus P. (66), Gärtnermeister und Ex-Rocker, nickt. Derzeit sitzt er schon wieder, weil er es einfach nicht lassen kann, das Fahren ohne Führerschein. Auch der aktuelle Prozess dreht sich um seine Leidenschaft fürs unerlaubte Autofahren – diesmal aber überrascht P. („Ich halte mich für einen guten Autofahrer“) das Gericht.
Ein Piercing ziert seine Nasenwurzel, viele Tattoos den Hals. An der rechten Hand fehlt ihm ein Finger. Eine kleine Geschichte um diesen Finger wirft ein Schlaglicht auf den Sinn des Angeklagten für Exzentrik: Klaus P. hatte das bei einem Arbeitsunfall abgetrennte Gliedmaß jahrelang in Alkohol getränkt in einem Marmeladenglas aufbewahrt und dieses Glas 2015, als die Polizei wegen einer Straftat seine DNA forderte, in einem Polizeirevier auf den Tresen gestellt. Den Ermittlern gelang es tatsächlich, aus dem verschrumpelten Ding noch Erbmaterial zu extrahieren.

In dem neuen Verfahren vor dem Amtsgericht am Sievekingplatz (Neustadt) geht es jedoch um sechs Fahrten ohne Führerschein, die P. zwischen März und Mai 2022 in seinem Peugeot 206 unternommen hat. Kurz zuvor, im Januar 2022, war er wegen Fahrens ohne Führerschein zu neun Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden – und nutzte die Zeit bis zum Haftantritt, um munter weiter zu fahren. „Das ist nicht nur dreist, das ist auch ziemlich dumm“, stellt der Richter fest.
P. hat seit Jahren keinen Unfall gebaut, ist nie durch aggressives Fahren oder Alkohol am Steuer aufgefallen – aber wenn einer seit 30 Jahren immer wieder ohne Führerschein erwischt wird, dann wird die Sperre halt immer wieder verlängert und irgendwann werden aus den Geldstrafen Haftstrafen ohne Bewährung. Inzwischen ist P. bei der Hamburger Polizei so bekannt, dass er auffliegt, sobald er nur an einer Kontrolle vorbeifährt. Mehrere Jahre hat der frühere Türsteher und Rocker wegen seiner notorischen Liebe zum Autofahren schon hinter Gittern verbracht.
„Ein guter Autofahrer fährt nur mit Führerschein“
Kurz versucht der Angeklagte, sich irgendwie herauszureden („meine große Klappe ist so mein Schutz“), gibt sich dann aber reumütig und trägt seinen neuen Leitsatz vor: „Ein guter Autofahrer fährt nur mit Führerschein.“ Der Richter ist zufrieden: „Den Spruch können Sie sich übers Bett hängen.“
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Das Urteil: Zu den drei Haftstrafen, die P. bis Mai 2025 verbüßen muss, kommen noch mal neun Monate on top. Immerhin: Die Führerscheinsperre beträgt diesmal nur ein Jahr: „Wenn Sie aus der Haft kommen, ist die ausgelaufen, dann machen Sie bitte den Führerschein“, sagt der Richter: „Damit dieser Teufelskreis mal ein Ende hat.“ Klaus P. nickt und erklärt: „Ich verzichte auf Rechtsmittel.“