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  • Foto: Florian Quandt

Weil die Deutsche Botschaft pennt: Krankenpfleger seit Monaten von Familie getrennt

Seit Monaten hat Ebrahim Khosravi seine Familie nicht mehr gesehen. Seine Tochter Liana (8), seine Frau Leila, die er so sehr liebt. Seit Monaten wartet der Krankenpfleger der Asklepios Klinik Nord-Heidberg auf die längst genehmigte und sogar angeordnete Familienzusammenführung. Doch dazu kommt es nicht – weil die Deutsche Botschaft in Teheran pennt.

Ebrahim Khosravi ist das, was der deutsche Beamtenjargon eine „ausländische Fachkraft“ nennt. Der Iraner wurde gezielt angeworben, um den akuten Fachkräftemangel im Bereich Pflege auszugleichen. Krankenpfleger aus dem Iran sind heiß begehrt. Denn im Iran ist Krankenpflege ein Studienfach mit Universitätsabschluss. Die Absolventen sind top qualifiziert.

Hamburg: Pfleger kann seine Familie nicht sehen

Vor drei Jahren las Ebrahim Khosravi, der zu dem Zeitpunkt seit 17 Jahren in einem großen Teheraner Krankenhaus gearbeitet hatte, in der Zeitung von dem Job-Angebot in Deutschland. Angesichts der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation in seiner Heimat und vor allem angesichts der trüben Zukunftsaussichten für Tochter Liana entschieden die Khosravis sich dafür, den Sprung ins Ausland zu wagen.

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Warten auf ihr Visum: Leila (40) und Liana (8)

Foto:

privat/hfr

Ebrahim kam vor anderthalb Jahren zunächst allein. „Mir wurde gesagt, dass ich meine Familie nach sechs bis neun Monaten nachholen kann“, erzählt er. Doch es kam anders.

Krankenpfleger aus dem Iran sind heiß begehrt

Trotz seiner hohen Qualifikation musste Ebrahim Khosravi sich in Hamburg einer Weiterbildung unterziehen. „Im Iran gehört die Körperpflege nicht zu den Aufgaben eines Krankenpflegers. Das machen Krankenhelfer“, erzählt der 40-Jährige. Er habe die Krankenhelfer im Iran aber stets unterstützt, so dass die Aufgaben ihm nicht fremd waren.

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Asklepios unterstützte den Pfleger aus dem Iran, wo man nur konnte. Festanstellung, Übernahme der Kosten für die Weiterbildung, Freistellung für den Sprachkurs und Hilfe bei der Visumsbeantragung für die Familie.

Deutsche Botschaft reagiert nicht auf Mails oder Anrufe

Im Mai 2020 bekam Khosravi die Urkunde überreicht, dass die Weiterbildung abgeschlossen ist. Seitdem steht der Familienzusammenführung nichts mehr im Weg. Die Deutsche Botschaft in Teheran hat alle Unterlagen. Doch nichts geschieht.

Alle Anrufe laufen ins Leere. „Niemand nimmt ab“, berichten Ebrahim Khosravi und Stefanie Ludwig, Integrationsbeauftragte bei Asklepios, die es auch endlose Male versucht hat. Wenn Khosravis Frau es bei der Botschaft in Teheran direkt versucht, wird sie an der Tür abgewimmelt. Auch die Hamburger Ausländerbehörde macht Druck. Mitte Juli überstellte sie eine sogenannte „abschließende Stellungnahme“ an die Botschaft, was einer Anweisung gleichkommt, das Visum für Leila und Liana sofort auszustellen. Keine Antwort.

Asklepios: „Wir wollen Herrn Khosravi behalten!“

Auch beim Auswärtigen Amt in Berlin haben Khosravi, Ludwig und die Hamburger Ausländerbehörde bisher nichts erreicht. Auf eine Anfrage der MOPO hieß es: „Die Erteilung von Visa orientiert sich insbesondere an den seit März geltenden Einreisebeschränkungen für Deutschland. Seit dem Beschluss des Bundeskabinetts vom 01.07. können ausländische Familienangehörige wieder im Wege des Familiennachzugs nach Deutschland einreisen; dies gilt auch für Reisende aus Iran. Erst seitdem können für solche Fälle auch grundsätzlich wieder Visa erteilt werden.“

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Die Erteilung der Visa hänge stets von der Lage vor Ort ab. An der Botschaft in Teheran sei die Visumbeantragung pandemiebedingt erst seit Anfang August wieder möglich.

Hamburg: Krankenpfleger für Asklepios wertvoller Mitarbeiter

„Meine Tochter ruft mich jeden Tag an und fragt, wann wir uns wieder sehen“, sagt Khosravi verzweifelt. Sein letzter Besuch in Teheran war im Dezember. Wegen Corona war eine weitere Reise nicht möglich. „Ich habe meine Grenze erreicht. Wenn es nicht bald klappt, gehe ich zurück“, sagt Khosravi.

„Herr Khosravi ist ein sehr wertvoller Mitarbeiter für uns“, sagt Stefanie Ludwig. „Er macht gute Arbeit, passt toll ins Team und ist ein großer Gewinn. Wir wollen ihn behalten.“ Von einer Urlaubsreise nach Teheran, die Ebrahim Khosravi erwägt, um seine Sehnsucht zu stillen, rät sie ab. „Wir haben Sorge, dass der Iran ihn nicht mehr rauslässt. So einen Fall haben wir schon mal erlebt.“

Khosravi: „Meine Tochter ist das wichtigste für mich“

Ebrahim Khosravi ist verzweifelt. Auch finanziell ist die Situation belastend, weil er die Mieten für zwei familiengeeignete Wohnungen bezahlen muss – in Hamburg und in Teheran. Das frisst fast das gesamte Gehalt des Krankenpflegers. Khosravi: „Wenn ich wüsste, die Sache ist in Bearbeitung und dauert nur noch ein paar Tage oder Wochen, wäre es für mich ok. Aber so komplett ohne Rückmeldung ist da nur Ungewissheit. Das ist schwer für mich. Meine Tochter ist für mich das wichtigste auf der Welt.“

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