Gefahr von Krankheiten: Hamburger Virologe fordert Mückenbekämpfung
Stechmücken müssen gezielter und nachhaltiger bekämpft werden. Das fordert das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Da im Zuge des Klimawandels in Deutschland immer mehr Arten heimisch werden, die lange nur in südlicheren Ländern lebten, bringen die Insekten auch eine Vielzahl von Viren mit.
So hätten wärmere Sommer und veränderte Niederschläge die Ausbreitung exotischer Stechmückenarten Richtung Norden begünstigt, sagte der BNITM-Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Zudem werde immer klarer, dass auch heimische Stechmückenarten eine Vielzahl von Viren übertragen könnten, betonte er am Freitag zum Tag der Stechmücke am 20. August.
Hamburger Virologe fordert massive Mückenbekämpfung
Die Stechmückenbekämpfung in Deutschland müsse dringend flächendeckend professionalisiert werden, sagte der Wissenschaftler. „Es muss eine gezielte und nachhaltige Bekämpfung geben, ohne andere Insekten dabei zu schädigen“, sagte er.

Der Klimawandel spielt dabei die entscheidende Rolle: „Wir können im Labor nachweisen, dass sich Viren in Stechmücken schneller vermehren können, wenn die Temperaturen höher sind. Da gibt es einen klaren kausalen Zusammenhang zur Klimaerwärmung“, sagt Schmidt-Chanasit im Vorfeld.
Das könnte Sie auch interessieren: Hitze und Trockenheit in Hamburg – Soll man Straßenbäume jetzt gießen?
Hinzu kommt, dass Mückenarten aus tropischen und subtropischen Gebieten sich in Deutschland immer wohler fühlen. Experten des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) erfassen das Auftreten solcher Neuankömmlinge: „Wir haben seit 2007 fünf neue Stechmücken-Arten nachgewiesen, die sich in Deutschland angesiedelt haben“, sagt Helge Kampen vom Institut für Infektionsmedizin des FLI.
Zur Mückenbekämpfung: Griechenland identifiziert früh Risikozonen
Ein Beispiel für eine Strategie zur Bekämpfung findet sich in Südeuropa: In Griechenland würden mit Hilfe des „Early Warning System for Mosquito borne diseases“ (EYWA) Risikozonen frühzeitig identifiziert, so dass dort Stechmücken gezielt bekämpft werden könnten. Als weiteres Beispiel nannte BNITM-Virologe Schmidt-Chanasit die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), die seit Jahrzehnten die Ausbreitung der Stechmücken in den Brutgewässern am Oberrhein kontrolliert.
Das könnte Sie auch interessieren: So sehr setzt die Trockenheit jungen Störchen zu
Schmidt-Chanasit leitet die Abteilung Arbovirologie und Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut, die sich unter anderem mit der Übertragung tropischer Infektionskrankheiten durch blutsaugende Insekten beschäftigt. (mp/dpa)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.