• Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt.
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Wegen Homosexualität auf der Flucht: Erschütternde Ausstellung in Hamburg

„Geschlechtsverkehr gegen die Ordnung der Natur ist verboten“, so steht es im Strafgesetzbuch von Nigeria und meint damit praktisch die Homosexualität. Für Homosexuelle kann ihre eigene Sexualität in einigen UN-Mitgliedstaaten sogar den Tod bedeuten. Die neue Sonderausstellung „Fluchtursache: Liebe“ im Auswanderermuseum BallinStadt will genau darauf den Fokus legen. Schirmherrin ist die Hamburgerin Olivia Jones.

Es sind Geschichten, die unter die Haut gehen. In den Hallen des Auswanderermuseums BallinStadt hängen in unregelmäßigen Abständen die Erzählungen von acht Flüchtlingen, die wegen ihrer Sexualität ihr Heimatland verlassen mussten. Dort droht ihnen Folter, Gefängnis oder sogar der Tod. Zusammen mit der Initiative „Rainbow Refugees“ möchte die Ausstellung diesem Thema mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft geben.

Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt.

Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt.

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„Vorher war die Fluchtursache der Sexualität nur ein kleiner Bestandteil der Hauptausstellung“, erklärt Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt, der gemeinsam mit Kurator Torben Knye die Ausstellung eröffnet. „Hier bekommt sie jetzt eine eigene Plattform, um ihrer Komplexität auch gerecht zu werden.“ Mit 720 Flüchtlingen hat „Rainbow Refugees“ Interviews geführt, nur acht von ihnen können hier präsentiert werden. „Sie geben dem Ganzen ein Gesicht“, so Reimers.

Olivia Jones ist Schirmherrin der Ausstellung in Hamburg

Als Olivia Jones gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könnte Schirmherrin der Ausstellung zu werden, musste sie nicht lange überlegen. „Es ist unglaublich wichtig, auf diese traurige Tatsache, aufmerksam zu machen“, sagt die Hamburger Ikone. „Und man mag es kaum glauben, dass Menschen im 21. Jahrhundert um ihr Leben fürchten müssen, nur weil sie jemanden lieben.“ Sie selbst begleite die Diskriminierung bereits ihr ganzes Leben, auch in Deutschland gebe es immer noch viel zu tun. „Auch heute noch wollen Rechte uns zurück in die Steinzeit bringen. Stellen Sie sich vor, sie flüchten aus Ihrem Land vor der Verfolgung und der Bus, in dem Sie sitzen, wird dann im Ankunftsland mit Steinen beworfen.“

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Der Anfang der Ausstellung beschäftigt sich mit dem allgemeinen Wort „Freiheit“ – was bedeutet das eigentlich im Konkreten? Zahlen, Daten, Fakten springen dem Besucher riesig ins Gesicht, sodass er nicht weggucken kann: In zwölf UN-Mitgliedstaaten steht auf einvernehmlichen homosexuellen Geschlechtsverkehr der Tod, in 56 drohen lange und schwere Gefängnisstrafen. „Absurderweise ist in vielen Ländern aber der Geschlechtsverkehr zwischen Frauen erlaubt“, steht da.

Regenbogenfahnen am Ende der Flucht: Willkommen in der Freiheit

Folgt man der Ausstellung durch die Halle, fallen immer wieder die Koffer ins Auge, die an allen Ecken und Enden scheinbar zufällig platziert wurden. Mehr können die Flüchtlinge aus ihrer alten Heimat oft nicht mitnehmen. Am Ende der Ausstellung wartet ein Schild mit „Willkommen in der Freiheit“, mehrere Regenbogenfahnen wehen darüber. Es ist die Hoffnung am Ende der Flucht, man selbst sein zu dürfen.

„Wir sind sehr froh, dass wir diese Sonderausstellung trotz der Coronakrise realisieren konnten“, so Reimers. Partner sind Wall, die Otto Group, Getty Images und der Freundeskreis Auswanderermuseum BallinStadt. Denn, und das ist allen Beteiligten besonders wichtig, die Welt drehe sich außerhalb des alles bestimmenden Thema Corona trotzdem weiter.

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