Wegen hoher Mieten und Wohnungsnot: Hamburger flüchten in diese Umland-Orte
Corona und die neuen Möglichkeiten zum Arbeiten im Homeoffice haben zu einer ganz eigenen Dynamik auf dem Hamburger Wohnungsmarkt geführt. Mit der Folge, dass deutlich mehr Städter ins Umland abwandern und gleichzeitig weniger Leute aus dem Speckgürtel nach Hamburg ziehen. Welche angrenzenden Kreise gerade besonders beliebt sind, weil dort verstärkt bezahlbare Mietwohnungen und Häuser gebaut werden.
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Corona und die neuen Möglichkeiten zum Arbeiten im Homeoffice haben zu einer ganz eigenen Dynamik auf dem Hamburger Wohnungsmarkt geführt. Mit der Folge, dass deutlich mehr Städter ins Umland abwandern und gleichzeitig weniger Leute aus dem Speckgürtel nach Hamburg ziehen. Welche angrenzenden Kreise gerade besonders beliebt sind, weil dort verstärkt bezahlbare Mietwohnungen und Häuser gebaut werden.
Ob für die Ausbildung oder fürs Studium – schon immer sind junge Leute aus Seevetal, Pinneberg oder Buxtehude nach Hamburg gezogen, weil das Großstadtleben lockte. Das kehrte sich stets um, wenn Mitte 30 die Familienplanung startete und mehr Geld auf dem Konto war. In dieser Altersgruppe ziehen laut Statistikamt sehr viele Menschen heraus aus Hamburg, sowohl gebürtige Hansestädter als auch einstmals Zugezogene.
Abwanderung: 26.000 Hamburger zogen ins Umland
Und diese Entwicklung verschärft sich aktuell noch: Während in früheren Jahren unterm Strich jährlich rund 8000 Menschen mehr ins Umland gezogen sind als von dort in die Stadt, sind es aktuell (2021) erstmals deutlich mehr als 10.000. Hohe Mieten und knapper Wohnraum in Hamburg dürften dabei eine zentrale Rolle spielen. Insbesondere Azubis, Studierende und junge Berufstätige finden kaum noch bezahlbare Wohnungen oder WGs und gucken sich lieber im Umland um.
Ganz besonders stark zeigt sich der Effekt im Kreis Pinneberg und im Landkreis Harburg. Im vergangenen Jahr sind rund 2600 Personen aus dem Landkreis Harburg nach Hamburg gezogen. Gleichzeitig packten aber fast 5000 Städter ihre Koffer und zogen in den Landkreis. Aus dem Kreis Pinneberg wechselten 3700 Menschen nach Hamburg und knapp 6000 verlegten ihren Wohnort nach Pinneberg. Für Storman, Segeberg und Lauenburg sieht die Lage ähnlich aus.
Immobilien im Kreis Pinneberg und Harburg günstiger
Wer bereits in einem Alter ist, das ihm ermöglicht, sich eine Immobilie zu kaufen, der findet im Umland auch bezahlbare Neubauprojekte. Während aktuell etwa in Lokstedt (Julius-Vosseler-Straße) neue Wohnungen mit zwei Zimmern (68 Quadratmeter) für 575.000 Euro angeboten werden, gibt es für den gleichen Preis in Pinneberg schon 100 Quadratmeter und vier Zimmer und im südlichen Speckgürtel sogar 140 Quadratmeter und sechs Zimmer.
In Pinneberg wird aktuell sehr viel gebaut, so dass es auch tatsächlich die Chance auf eine Wohnung oder sogar ein Reihenhaus gibt. So baut Behrendt Immobilien derzeit dicht beim neuen Bahnhof 39 Eigentumswohnungen für Preise ab 300.000 Euro. Von dort sind Pendler mit der S-Bahn in 25 Minuten in der Hamburger City und in zwölf Minuten in Altona.
In Norderstedt realisiert das Wohnungsunternehmen Struck derzeit 81 Mietwohnungen, 26 davon öffentlich gefördert im „Wohnpark Elchkamp“. Die frei finanzierten Wohnungen liegen bei Quadratmeterpreisen von 13 bis 14 Euro, also auch nicht gerade günstig. Aber immer noch günstiger als Neubauten in Hamburg.
Auch der Landkreis Harburg wird immer beliebter, nicht zuletzt, weil die Immobilienpreise dort längst noch nicht das Niveau vom nördlichen Stadtrand erreicht haben. Immerhin müssen Pendler mit dem Auto durch das Nadelöhr Elbtunnel oder über die Elbbrücken. Auch die Bahnverbindungen aus dem Süden sind deutlich schlechter. Trotzdem schreckt das Umzugswillige nicht mehr so ab wie früher.
Das Unternehmen Baustolz Hamburg realisiert in Meckelfeld aktuell 24 große Reihenhäuser für Familien (144 Quadratmeter, 6 Zimmer). Die Preise liegen bei 550.000 bis 650.000 Euro.
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Immer attraktiver wird selbst der Kreis Stade, obwohl die Wege für Pendler deutlich länger sind und die Anbindung bisher noch nicht so optimal. Doch der weite Weg zur Arbeit ist für Arbeitnehmer mit Bürojobs nicht mehr so ein Problem wie vor Corona. Denn mittlerweile haben viele die Möglichkeit, zumindest zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Und im Umland wird zudem das Glasfasernetz fieberhaft ausgebaut.