Der Warnstreik im Hafen hat zu einem Mega-Containerschiff-Stau geführt.
  • Der Warnstreik im Hafen hat zu einem Mega-Containerschiff-Stau geführt.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Hafenstreik und Corona: Schiffs-Stau auf der Nordsee immer größer

Der Warnstreik im Hafen vergangene Woche und die Corona-Pandemie haben enorme Auswirkungen: den längsten Containerschiff-Stau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2016. Der reibungslose Umschlag ist gestört. Gelingt es, die Situation zu entschärfen?

Der 48-stündige Hafenarbeiterstreik in der vorigen Woche hat den Stau von Containerschiffen auf der Nordsee nochmals anwachsen lassen. Der Ökonom Vincent Stamer vom Kiel Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) sagte der dpa, dort warteten erstmals seit Beginn der IfW-Datenerhebung 2016 mehr als 20 Containerschiffe auf die Einfahrt in einen deutschen Hafen.

Auswirkungen: Lieferverzögerungen und steigende Preise

Die Containerschiff-Staus in der Nordsee binden mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität. Der Großteil davon befinde sich mittlerweile in der Deutschen Bucht, von der aus zum Beispiel die wichtigsten Containerhäfen Hamburg und Bremerhaven angesteuert werden.

„Zwar ist die Situation nicht ausschließlich auf die Streiks der Hafenbelegschaft zurückzuführen”, sagte Stamer weiter. „Sowohl Streiks als auch Kapazitätsengpässe in den Häfen haben die Situation aber verschärft.“ Für die deutsche Wirtschaft bedeute das kurzfristig weitere Lieferverzögerungen und mittelfristig höhere Importpreise, gerade bei Produkten aus Ländern außerhalb Europas.

Kapazitätsengpässe durch Corona-Pandemie

Seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren haben Lockdowns vor allem in chinesischen und amerikanischen Häfen die Fahrpläne im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen durcheinander gewirbelt.

Damit sind auch die sonst präzisen Abläufe an den Kaikanten zusehends aus dem Tritt geraten. Beispielsweise gibt es in den Häfen kaum Container-Stellplätze, weil Boxen, die sonst binnen kurzer Zeit weitertransportiert werden, zwischengelagert werden müssen. Mehr als 90 Prozent des weltweiten Warenhandels werden per Schiff abgewickelt.

Streiks bis Ende August ausgeschlossen

In dieser Situation traf der jüngste Warnstreik der Hafenarbeiter die Hafenlogistiker und damit auch die Reedereien als deren Kunden. Die Gewerkschaft Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) streiten darum, in welchem Ausmaß die Entgelte der Hafenarbeiter steigen sollen. In mittlerweile sieben Verhandlungsrunden, begleitet von drei Warnstreiks, konnten sie sich nicht einigen.

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Weitere Arbeitskämpfe sind bis Ende August ausgeschlossen. Ein in der vorigen Woche vor dem Hamburger Arbeitsgericht geschlossener Vergleich sieht vor, dass die Tarifparteien bis Ende kommender Woche drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbaren müssen. Verdi darf demnach in diesem Zeitraum zu keinen weiteren Warnstreiks aufrufen. (dpa/mp)

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