Wegen Anwohnerparken: Pflegedienste mit den Nerven am Ende
Viele pflegebedürftige Hamburger können tagsüber nicht allein in ihrer Wohnung bleiben. Deshalb werden sie von Pflegediensten wie dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) morgens abgeholt und in der Tagespflege betreut. Doch das ist für den ASB in Eimsbüttel wegen einer Anordnung der Stadt sehr viel schwerer geworden. Ein Hilferuf und was die Verkehrsbehörde sagt.
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Viele pflegebedürftige Hamburger können tagsüber nicht allein in ihrer Wohnung bleiben. Deshalb werden sie von Pflegediensten wie dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) morgens abgeholt und in der Tagespflege betreut. Doch das ist für den ASB in Eimsbüttel wegen einer Anordnung der Stadt sehr viel schwerer geworden. Ein Hilferuf und was die Verkehrsbehörde sagt.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in Deutschland rasant, aktuell sind 4,96 Millionen Menschen betroffen. Auch in Hamburg brauchen immer mehr kranke und alte Menschen Hilfe. Doch Pflegeeinrichtungen fühlen sich jetzt in ihrem schweren Job im Stich gelassen. Grund für den Ärger beim ASB: Die Stadt hat eine neue Anwohnerparkzone in Eimsbüttel errichtet und die ASB-Tagespflege befindet sich am Langenfelder Damm 63 mittendrin.
Ein Antrag auf eine Sondergenehmigung, um dort nah der Einrichtung zwei Kleinbusse parken zu dürfen, wurde abgelehnt. „Mit diesen Fahrzeugen holen unsere Fahrer morgens jeweils sieben bis acht Pflegebedürftige zu Hause ab, um sie dann in der Einrichtung zu betreuen“, erklärt die Leiterin der Tagespflege Sabine Buske.
Hamburger Pflegedienst: Probleme mit Anwohnerparken
Das ist mittlerweile aber sehr viel komplizierter und zeitaufwändiger. Denn morgens kommen die Fahrer erst mal in die Zentrale, holen sich den Schlüssel für die Fahrzeuge ab und müssen sie nun an ständig wechselnden Standorten außerhalb der Anwohnerparkzone abholen. Buske: „Und das ist dann auch gern mal einen Kilometer entfernt.“ Ganz abgesehen vom aufwändigen Parkplatz-Suchverkehr nach den Fahrten, der auch Zeit koste.
Die gleiche unbefriedigende Situation gibt es für vier kleine ASB-Autos der Sozialstation, auch für sie gab es keine Sondergenehmigung. Die Mitarbeiter, die zu ihren Pflegebedürftigen fahren, müssen morgens und abends weit weg von der Zentrale parken und stehen ja ohnehin unter Zeitdruck. Buske selbst fährt mittlerweile aus Iserbrook mit ÖPNV zur Arbeit. „Ich brauche mindestens eine Stunde, manchmal länger“, schildert sie. Mit dem Auto fuhr sie nur 20 Minuten.
Marcus Weinberg: Anwohnerparken grundsätzlich gut
Dabei war der ASB nicht tatenlos: Tagespflegeleiterin Buske hatte in der Nachbarschaft gefragt, ob es Parkplätze zu mieten gibt, war bei umliegenden Firmen und hat dort Klinken geputzt und auch Annoncen und Aushänge waren erfolglos. „Es gibt hier einfach keine Parkplätze.“
„Es geht doch hier um die Grundversorgung von Kranken und Pflegebedürftigen“, sagt Marcus Weinberg. Der CDU-Sozial- und Familienpolitiker, der lange für Hamburg im Bundestag saß, ist seit Sommer ehrenamtlicher Landesvorsitzender des ASB. Er findet Anwohnerparken grundsätzlich gut, versteht aber nicht, wieso es bei so wichtigen Aspekten wie der Pflege keine pragmatischen Lösungen gibt.
„In Sonntagsreden werden Pflegekräfte gelobt, aber im Alltag wird ihnen das Leben dann schwer gemacht.“ Dabei gehe es um eine Sonderregelung für nur sechs Fahrzeuge. Um einen gemeinsamen Weg zu finden, hatte Weinberg Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) direkt angeschrieben. „Auf eine Antwort warte ich jetzt seit sechs oder sieben Wochen, das ist kein Umgang.“
Hamburger Verkehrsbehörde: Wollen Lösung finden
Nachdem die MOPO in der Verkehrsbehörde nachhakte, kommt nun Bewegung in die Sache. Behördensprecher Dennis Heinert: „Es tut uns sehr leid, dass die Rückmeldung an den ASB in diesem Fall länger gedauert hat. Der Landesbetrieb Verkehr hat sich heute beim ASB gemeldet und wird in gemeinsamen Gesprächen versuchen, eine für alle Beteiligten funktionierende Lösung zu finden.“
Heinert betont, dass das kurzzeitige Parken bei den Patienten für die Pflegekräfte in Anwohnerparkzonen kostenlos möglich ist, dafür gebe es für alle Pflegedienste Sondergenehmigungen. Es gehe hier nur um das Parken am Firmensitz.
Weinberg sieht noch ein weiteres Problem: „Hamburg braucht doch viele Pflegekräfte. Und viele von ihnen verdienen auch nicht so gut, dass sie sich eine Wohnung in Eimsbüttel oder Ottensen leisten können.“ Wenn die Anreise zur Arbeit aber so lange dauere und es keine Parkplätze gebe, dann arbeite manch einer wohl lieber am Stadtrand.
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Der ASB ist nicht der erste Beschwerdeführer. Das Altonaer Kinderkrankenhaus hat bereits eine Klage gegen Hamburg wegen der Anwohnerparkzone angekündigt und auch die Polizei fordert Sonderregelungen. Selbst Handwerker bekommen nach wie vor nicht grundsätzlich eine Sondergenehmigung für ihre Fahrzeuge.