Weg mit den Autos: Ottensen wagt den nächsten Verkehrs-Versuch
Eine Stadt für Menschen, nicht für Autos. So könnte die Idee der Initiative „freiRaum Ottensen“ zusammengefasst werden. Die Weiterentwicklung des Pilotprojekts „Ottensen macht Platz“ will Autos möglichst aus dem Stadtteil verbannen. Vier Konzeptvarianten wurden nun vorgestellt – bereits 2023 soll der Umbau beginnen.
Eine Stadt für Menschen, nicht für Autos. So könnte die Idee der Initiative „freiRaum Ottensen“ zusammengefasst werden. Die Weiterentwicklung des Pilotprojekts „Ottensen macht Platz“ will Autos möglichst aus dem Stadtteil verbannen. Die Kritik am ersten Versuch wurde in die Entwicklung einbezogen. Bereits 2023 soll der Umbau beginnen.
In lauschiger Nacht mit Freunden auf der Straße hocken, die Klänge einer Gitarre im Ohr, dazu Pizza und Bier – keine fahrenden, keine parkenden Autos. Szenen, wie diese kennt man aus europäischen Großstädten wie Barcelona – und aus der Zeit des Pilotprojekts „Ottensen macht Platz“.
Hamburg: Projekt will Ottensen autoarm gestalten
Da verwandelten sich die Ottenser Hauptstraße, die Bahrenfelder Straße und kleinere angrenzende Straßenzüge in autoarme Räume und Orte des Miteinanders. Man picknickte an Tischen mitten auf der Straße, tanzte auf dem Asphalt oder spielte Tischtennis.
Das Pilotprojekt sorgte für Begeisterung bei den Hamburgern – aber auch für Protest. Besonders Unternehmer bangten um ihre Umsätze. Und ältere Menschen klagten, dass sie ihre Autos für Arztbesuche bräuchten. Dennoch: Eine große Mehrheit stimmte im Anschluss an das Projekt für eine Fortsetzung des autoarmen Quartiers, die in einer Bezirksversammlung im April 2020 beschlossen wurde.
- Bezirksamt Altona Variante 1: Umbau mit den geringsten Eingriffen und beschränkt auf das Kerngebiet.
- Bezirksamt Altona Variante 2: Diese Planung brächte weniger Autoverkehr und eine hohe Qualität für Radfahrer.
- Bezirksamt Altona Variante 3: Hier stehen die öffentlichen Plätze und die Nutzung durch die Bewohner im Mittelpunkt.
- Bezirksamt Altona Variante 4: Hier werden öffentliche Plätze und die Straßen, die sie verbinden, für die Bürger neu erschlossen.
Daraus hervorgegangen ist „freiRaum Ottensen“. Das Besondere: Die Ottenser waren dieses Mal in die Ideen und Planungen eingebunden – auch die früheren Kritiker. Sie wurden befragt, man ist zusammen durch das Viertel gegangen und hat sich die Begebenheiten vor Ort angeschaut. Ein Team für die Projektentwicklung wurde ins Leben gerufen, ein Beirat gebildet.
Ottenser Hauptstraße und Bahrenfelder Straße sollen umgebaut werden
Das Kerngebiet der Umbaumaßnahmen betrifft die Ottenser Hauptstraße, die Bahrenfelder Straße, die Erzbergerstraße und die Straße Am Felde. Vier Konzeptvarianten wurden herausgearbeitet: Variante A fordert einen minimierten Eingriff in den Stadtteil, bei dem sich die autofreien Bereiche auf das Kerngebiet fokussieren.
Variante B legt ihren Schwerpunkt auf verbesserten Radverkehr und weniger Autoverkehr in der Bahrenfelder Straße. Variante C will mehrere kleine autofreie Inseln im gesamten Projektgebiet, das sich zwischen der Barnerstraße, der Eulenstraße, der Fischers Allee und der Scheel-Plessen-Straße erstreckt. Variante D legt den Fokus auf die Aufwertung von Plätzen, die weitgehend autofrei sein sollen.
Ottensen: Erste Projektschritte ab Sommer geplant
Am Montag wurden die Konzepte erstmals in der Sitzung des Verkehrsausschusses vorgestellt. Alle Parteien zeigten sich offen und interessiert, keiner lehnte die Pläne ab. Sobald man es konkret sagen könne, müssten jedoch klare Preisschilder an alle Maßnahmen gehängt werden, hieß es von Seiten der CDU. Zwar solle man keine Kostenschranken im Kopf haben, jedoch genauso wenig „Luftschlösser“ bauen. Die AfD regte an, mit den Parkhäusern Gespräche zu führen, damit diese ihre Preise senken und so parkbedürftigen Autofahrern entgegenkommen.
Und noch eine Frage stand im Raum: Wie sieht es bei einem Umzug aus? Darf man mit dem Umzugswagen in einer autofreien Straße noch vorfahren? Solche Details seien noch zu klären, hieß es. Man werde die Anregungen jedoch mit in die kommenden Gespräche nehmen.
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Als nächstes sind nun die Ottenser dran: Sie müssen die Varianten vergleichen und beurteilen. Auf Basis ihrer Rückmeldungen wird ein Konzept erarbeitet, das im Mai in den Gremien des Bezirks vorgestellt wird.
Bereits im Sommer sollen die Straßenplanung ausgeschrieben und erste Maßnahmen im Projektbereich vorbereitet werden. Doch für das Mehr an Lebensqualität muss zunächst einiges an Geld fließen: Für die Umgestaltung der Ottenser Hauptstraße werden zwei Millionen Euro, für den Umbau der Bahrenfelder Straße vier Millionen Euro veranschlagt.
Wie zuletzt die Debatte rund um die Osterfeuer gezeigt hat, ist die Finanzierung vieler Projekte in Hamburg weiterhin nicht gesichert. Nach MOPO-Informationen gilt dies auch für die geplanten Baumaßnahmen in Ottensen. Ob die Hamburger tatsächlich schon so bald den neuen Freiraum genießen können, ist deshalb noch offen.