Ein Mann hält Belege in der Hand.

Wer den Überblick über seine Finanzen verloren hat, wendet sich oft hilfesuchend an eine Steuerkanzlei. (Symbolbild) Foto: imago/photothek

Was verdient eigentlich ein Steuerfachangestellter? – „Ich weiß mehr als die Ehefrau“

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Über Geld spricht man nicht? Oh doch! Wir machen jede Woche mit Menschen aus Hamburg den Kassensturz. Heute verrät ein Steuerfachangestellter, was er verdient.

Ich weiß manchmal mehr als die Ehefrau. Wenn ich zum Beispiel Rechnungen über Latexkostüme in der Hand halte, die über das Geschäftskonto abgebucht wurden. Wenn Mandanten eine Geschäftsreise nach Prag machen, kenne ich am Ende ganz sicher eine andere Version als die Partner daheim. Sie glauben nicht, was da teilweise für Summen für Champagner und Hostessen ausgegeben werden. Abenteuerlich. Ich sorge jedenfalls dafür, dass am Ende in der Steuererklärung alles picobello aussieht. Denn ich bin Mitarbeiter in einer Steuerberatungskanzlei. Wir müssen diskret sein. Für die MOPO mache ich eine Ausnahme.

„Meine Mandanten haben Geldsorgen oder Geld wie Heu“

Ich bin Mitte 40, mache den Beruf seit rund zwei Jahrzehnten – und liebe ihn. Ich arbeite in der Woche zwischen 40 und 60 Stunden und das bei einem Gehalt von 60.000 Euro pro Jahr. Zulagen oder Boni gibt es keine, aber einige Mandanten bringen gerne Geschenke mit. Viagra zum Beispiel bekomme ich von einem Wirt als Trinkgeld. Andere legen mir einen ganzen Lachs auf den Tisch oder fragen, ob der Azubi auch mein Auto waschen solle. Wenn es um die Bezahlung geht, sind viele kreativ. Oder verzweifelt. Ein Künstler, der ständig abgebrannt war, wollte ständig seine Kunstwerke gegen meine Dienstleistung tauschen.

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An der Stelle bin ich dann auch mal Kummerkasten und Lebensretter, ein Zahlenjongleur für die Leute, die den Überblick über ihre Finanzen verloren haben. So jedenfalls meine inoffizielle Berufsbeschreibung, wenn ich Freunden meinen Job erkläre. Meine Mandanten sind Ihre Nachbarn. Sie haben Geldsorgen oder Geld wie Heu. Alle eint: Sie sammeln Rechnungen und Mahnungen und hoffen, dass ich mit ein paar Klicks dafür sorge, dass ihre Sorgen verschwinden. Fristgerecht natürlich – auch wenn sie sich selbst erst auf den letzten Drücker melden. Das nervt natürlich, aber ich muss immer freundlich bleiben, schließlich zahlen die Leute meine Miete.

Ich kann mehrere Wochen im Jahr in den Urlaub fahren, muss nicht jeden Preis im Supermarkt vergleichen und habe einen Dienstwagen. Was will ich mehr?

60.000 Euro/Bruttogehalt im Jahr

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