Was passiert in Hamburg, wenn Putin den Gashahn zudreht?
Die meisten Hamburger heizen mit Gas – und vielen ist nicht bewusst: Deutschland ist von den Gaslieferungen aus Russland abhängig. Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem Westen im Ukraine-Konflikt zu. Doch was würde in Hamburg überhaupt passieren, wenn Putin den Gashahn zudreht? Die MOPO hat nachgefragt.
- Deutsch (Deutschland)
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Die meisten Hamburger heizen mit Gas – und vielen ist nicht bewusst: Deutschland ist von den Gaslieferungen aus Russland abhängig. Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem Westen im Ukraine-Konflikt zu. Doch was würde in Hamburg überhaupt passieren, wenn Putin den Gashahn zudreht? Die MOPO hat nachgefragt.
Russland hat den Gas-Export nach Europa reduziert. Die Preise sind gestiegen, die deutschen Gasspeicher nur noch zu 42 Prozent gefüllt – und die Heizperiode kann je nach Wetter noch bis in den März hinein dauern. Kein Wunder also, dass sich viele fragen, was überhaupt passieren würde, wenn das Gas plötzlich ganz ausbleibt.
Gas aus Russland: In 2020 noch mehr als die Hälfte
Dass Russland die Verträge derart bricht und die Gaslieferungen komplett aussetzt, gilt Branchen-Experten zufolge als unwahrscheinlich – denn auch für Russland hätte das wirtschaftliche Konsequenzen. Zudem arbeitet die USA bereits an einem Notfallplan, um gegebenenfalls verflüssigtes Erdgas nach Europa zu bringen. Allerdings kam 2020 noch mehr als die Hälfte des Erdgases in Deutschland aus Russland – eine Menge, die sich nicht leicht ersetzen lässt.
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Was also, wenn Gas doch echte Mangelware werden würde? Etwa jede zweite Wohnung im Land wird mit Gas beheizt und auch in Hamburg wären über die Hälfte der Einwohner betroffen.
Da die Hansestadt an großen Gasfernleitungen aus mehreren Richtungen liege, seien theoretisch unterschiedliche Weiterversorgungs-Szenarien denkbar, erläutert ein Sprecher von Gasnetz Hamburg der MOPO. Grundsätzlich wird in einem Notfall-Szenario die Verteilung des Gases aber auf Bundesebene geregelt. Und zunächst müsste die Industrie ihre Produktion einstellen. Deutschlandweit macht sie 35 Prozent des Gasverbrauchs aus – und diesen Anteil müsste sie ebenso wie andere größere Verbraucher den Haushalten zur Verfügung stellen.
Bei Gas-Engpass: „Geschützte Kunden” werden am längsten versorgt
Denn Wohnungen gehören zu den nach dem Energiewirtschaftsgesetz definierten „geschützten Kunden“, die als letztes von etwaigen Kürzungen betroffen wären. Auch soziale Grundversorger wie Krankenhäuser, stationäre Pflegeeinrichtungen und Hospize, Justizvollzugsanstalten und Einrichtungen für die öffentliche Sicherheit wie Feuerwehr- und Polizeistationen gehören dazu und bleiben in einem Versorgungsnotfall so lange wie möglich warm.
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Die Hamburger Fernwärme, die 22 Prozent des Heizvolumens in der Stadt stellt, könnte übrigens umrüsten: In den vergangenen Jahren betrug der Gasanteil in der Versorgung zwischen 15 und 20 Prozent, so ein Sprecher zur MOPO. Dieser Teil könnte bei Temperaturen zwischen null und fünf Grad durch andere Heizmethoden ausgeglichen werden. Auch bei Temperaturen unter null Grad werde so noch Wärme geliefert – dann würden die Wohnungen aber wohl etwas kühler werden.