Tierpark-Zoff: Hagenbeck-Familie lässt Hamburger Politiker abblitzen
Seit Wochen wird im Tierpark Hagenbeck gestreikt. Die Mitarbeiter fordern einen Tarifvertrag und faire Arbeitsbedingungen. Doch der umstrittene Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht reagiert mit Härte und wirft ausgerechnet den Tierpflegern mangelnde Tierliebe vor. Jetzt hat sich die Politik eingeschaltet. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion findet das alles „mehr als befremdlich“ – und fordert die Eigentümerfamilie Hagenbeck zum Gespräch auf. Schließlich habe der Tierpark immer wieder von der Stadt Geld erhalten. Doch im Zoo setzt man lieber weiter auf Eskalation.
Seit Wochen wird im Tierpark Hagenbeck gestreikt. Die Mitarbeiter fordern einen Tarifvertrag und faire Arbeitsbedingungen. Doch der umstrittene Geschäftsführer Dr. Dirk Albrecht reagiert mit Härte und wirft ausgerechnet den Tierpflegern mangelnde Tierliebe vor. Jetzt hat sich die Politik eingeschaltet. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion findet das alles „mehr als befremdlich“ – und fordert die Eigentümerfamilie Hagenbeck zum Gespräch auf. Schließlich habe der Tierpark immer wieder von der Stadt Geld erhalten. Doch im Zoo setzt man lieber weiter auf Eskalation.
In einem Brief vom 7. September, der der MOPO exklusiv vorliegt, wenden sich die drei Bürgerschaftsabgeordneten Jennifer Jasberg, Filiz Demirel und Lisa Maria Otte sowohl an die Geschäftsführung als auch an die Eigentümer des Tierparks, Claus Hagenbeck (Ur-Ur-Enkel des Zoo-Gründers) und dessen angeheirateten Neffen Joachim Weinlig-Hagenbeck.
Hagenbecks Tierpark: Grünen-Fraktion sieht bröckelndes Vertrauen in die Zoo-Führung
Der Betreff ist eindeutig: „Appell: Aufnahme von Tarifgesprächen“ heißt es ganz oben im Text. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass die aktuellen Entwicklungen dazu führen, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Politik in die Führung des Zoos, der zu einer der wichtigsten Institution der Stadt gehört, bröckelt. Die Wortwahl Dr. Albrechts im Hinblick auf seine eigenen Angestellten sei „mehr als befremdlich“.

So sei es „nicht hinnehmbar“, dass den Tierpflegern „pauschal ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Tierliebe“ abgesprochen werde. Darüber hinaus weisen die Politikerinnen darauf hin, dass der Streik der Belegschaft ein Grundrecht ist. Dass die Verantwortlichen des Zoos dieses Recht eines jeden Arbeitnehmers missachten, wird ebenso kritisiert, wie dass sie grundlegende Rechte der „Organisation in Gewerkschaften und des Aushandelns von Tarifverträgen ignorieren“.
„Eskalation durch Drohungen“: Grüne kritisieren Geschäftsführer Dr. Albrecht
Auch „dass ein öffentlicher Akteur unserer Stadtgesellschaft auf Eskalation durch Drohungen setzt und Gespräche verweigert“, wird von den Bürgerschaftsabgeordneten scharf kritisiert. Hagenbeck würde mit diesem Vorgehen seine Vorbildfunktion als bekannter Arbeitgeber in der Stadt aufs Spiel setzen.
In ihrem Brief erinnern die drei Abgeordneten die Familie Hagenbeck daran, dass der Tierpark in der Vergangenheit immer wieder Geld von der Stadt bekommen habe. Diese Hilfe sei jedoch „an die Bedingung geknüpft, dass den Mitarbeitenden künftig auf Augenhöhe“ begegnet werde. Jasberg, Demirel und Otte bitten daher um ein klärendes Gespräch. Darüber hinaus bieten sie sich als Vermittlerinnen in dem Konflikt an.
Doch erreicht hat die Initiative der Grünen offenbar nichts – der Brief blieb bis heute unbeantwortet. Die Familie Hagenbeck hat nicht reagiert. Auch auf mehrere Anfragen der MOPO an Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck bezüglich der Rolle ihres Geschäftsführers gab es in der Vergangenheit keine Reaktion. Es scheint, als hielten die untereinander zerstrittenen Gesellschafter lieber still.
Filiz Demirel: „Warum bewegt sich die Familie Hagenbeck nicht?“
„Wir fragen uns: Warum bewegt sich die Familie Hagenbeck nicht?“, so Filiz Demirel zur MOPO. Vor allem das Gebaren von Geschäftsführer Albrecht, der zuletzt sogar Hagenbeck-Besuchern die Jahreskarten wegnahm, ist aus Sicht der Grünen problematisch. „Man kann nicht länger hinschauen, wie Geschäftsführer Albrecht zuerst die Mitarbeiter:innen unter Druck setzt und nun auch noch Besucher:innen drangsaliert. Das schadet dem Image des Tierparks und unserer Stadt.“ Sie hoffe weiter, dass die Gesellschafter sich melden.
Statt auf das Vermittlungsangebot einzugehen, hat Hagenbeck-Geschäftsführer Albrecht am Montag sogar noch eine neue Eskalationsstufe beschritten: In einer Pressemitteilung, in der er die Einstellung staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gegen seine Person wegen Betrugs beim Kurzarbeitergeld bekannt gab, teilte er gegen den Hagenbeck-Betriebsrat aus und unterstellte ihm „erhebliche kriminelle Energie“.
Behinderung von Betriebsratsarbeit: Strafverfahren liegt jetzt beim Landgericht Hamburg
Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther zeigte sich gegenüber der MOPO erschüttert. „Aus meiner Sicht ist das Verleumdung.“ Das Gremium werde beraten, ob man dagegen vorgehen will.
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Dann hätte Albrecht ein nächstes Verfahren am Hals. Denn gegen die kürzlich erfolgte Entscheidung des Amtsgerichts, eine Anklage wegen Behinderung von Betriebsratsarbeit gegen ihn nicht zuzulassen, wurde seitens der Staatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt. Das Strafverfahren gegen Albrecht wird jetzt beim Landgericht Hamburg weitergeführt.