Warum Hamburg Energie viel teurer als die Konkurrenz ist
Die Strom- und Gaspreise sinken, doch Kunden bei Hamburg Energie merken davon nichts. Der städtische Anbieter ist deutlich teurer als die Konkurrenz. Die MOPO erklärt, welche Strategie dahintersteckt – und hat nachgefragt, wann die Preise endlich sinken.
Die Strom- und Gaspreise sinken, doch Kunden bei Hamburg Energie merken davon nichts. Der städtische Anbieter ist deutlich teurer als die Konkurrenz. Die MOPO erklärt, welche Strategie dahintersteckt – und hat nachgefragt, wann die Preise endlich sinken.
Es wird wieder billiger: An den Energiebörsen sind die Preise für Strom und Gas spürbar eingebrochen – und das merkt man: Anbieter versuchen, Kunden wieder mit günstigeren Angeboten zu locken. Für im Schnitt 30,7 Cent pro Kilowattstunde wird Neukunden in Deutschland Strom derzeit angeboten, so das Vergleichsportal Verivox (Stand: 21. Mai 2023).
Energiepreise: So viel mehr zahlt man bei Hamburg Energie
Wer nun zum städtischen Anbieter Hamburg Energie wechseln will, wird aber stutzig: Hier sollen Neukunden für eine Kilowattstunde rund 50 Cent zahlen – damit ist er teurer als Hamburgs Grundversorgung über Vattenfall mit 41 Cent. Neukunden bietet Vattenfall sogar 35 Cent an, Eon knapp 34. Auch beim Gas ist Hamburg Energie mit rund 18 Cent teurer als die beiden anderen Anbieter (rund 14 bzw. 10 Cent). Für Bestandskunden wurde der Preis Ende 2022 angehoben.
Das könnte Sie auch interessieren: Strompreisbremse! Bei Hamburg Energie brach der Server zusammen
Für Verbraucher sind die Preise für Strom und Gas für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs zwar noch bis April 2024 bei 40 bzw. 12 Cent gedeckelt – die Differenz zahlt aber der Staat. Müsste nicht auch Hamburg Energie also günstige Preise an seine Kunden weitergeben? „Hier wird keine Rechnung auf Basis der Energiepreisbremse gemacht“, sagt eine Unternehmenssprecherin auf MOPO-Nachfrage. Die höheren Kosten lägen an der Art, wie der Anbieter Gas und Strom beschafft.
Hamburg Energie: Diese Strategie steckt hinter den Preisen
Denn die kauft er regelmäßig längerfristig ein. Wie lang diese Zeitabstände sind, dazu macht das Unternehmen aus Wettbewerbsgründen keine Angaben. Zur Einordnung: Beim anderen Extrem, den sogenannte Energie-Discountern, werden Strom und Gas sehr kurzfristig zu den jeweiligen Tagespreisen an Energiebörsen eingekauft.
Das könnte Sie auch interessieren: Nach Kritik: Wichtige Hamburger Verkehrsachse wird zur Einbahnstraße
Durch den längerfristigen Einkauf bei Hamburg Energie werden kurzfristige Preisschwankungen abgefedert. Immerhin habe das Unternehmen die Preise für Bestandskunden im vergangenen turbulenten Marktjahr so noch lange stabil gehalten, verteidigt sich das Unternehmen. Und als einer der wenigen Anbieter überhaupt noch Neukunden aufgenommen. Doch die Strategie hat einen Nachteil: Auch günstigere Preise kommen so erst deutlich später bei Verbrauchern an.
Sinkende Preise? Anbieter macht Hoffnung
Hoffnung auf sinkende Preise gibt es trotzdem: „Wir beobachten die Entwicklungen am Energiemarkt“, sagt die Sprecherin. „Sobald es wirtschaftlich darstellbar ist, werden die Preise angepasst.“ Dazu, wann das sein wird und mit wie viel Entlastung Kunden rechnen können, gibt es aber noch keine Infos.
Neukunden dürften wohl etwas davon spüren. Hier prüfe das Unternehmen zurzeit, was wirtschaftlich möglich ist. Eigentlich will Hamburg Energie die Preise für Bestands- und Neukunden zwar in einem „möglichst ausgeglichenen Verhältnis“ halten und Bestandskunden trotz unterschiedlicher Beschaffungskonditionen nicht deutlich mehr belasten. „Aufgrund der außergewöhnlichen Marktentwicklungen – ins Extreme steigende Preise, die jetzt wieder fallen – prüfen wir aber, ob wir die Neukundenpreise stärker an den aktuellen Beschaffungspreisen orientieren können, die jetzt verfügbar sind.“ Hier ist Hamburg Energie auch im Zugzwang: Schließlich muss der Anbieter auch konkurrenzfähig bleiben.