Potthässlich – aber jeder kennt ihn: Warum dieser Plastik-Stuhl so berühmt ist
Jeder kennt ihn: den weißen Plastikstuhl, der in Millionen deutschen Haushalten auf dem Balkon oder im Garten steht. Ein Alltagsgegenstand, der nicht nur hässlich, sondern auch ungemütlich ist. Und doch ist der „Monobloc“ das meistverkaufte Möbelstück der Welt. Wie kann das sein?
Ganze Generationen sind mit dem Stuhl, der im Baumarkt gerade mal neun Euro kostet und den Spötter daher gern als „Thron der Armut“ bezeichnen, aufgewachsen. Dabei ist es nicht allein der Preis, der dem weißen Plastik-Albtraum zum Siegeszug verhalf.
Jeder kennt ihn: den weißen Plastikstuhl, der in Millionen deutschen Haushalten auf dem Balkon oder im Garten steht. Ein Alltagsgegenstand, der nicht nur hässlich, sondern auch ungemütlich ist. Und doch ist der „Monobloc“ das meistverkaufte Möbelstück der Welt. Wie kann das sein?
Ganze Generationen sind mit dem Stuhl, der im Baumarkt gerade mal neun Euro kostet und den Spötter daher gern als „Thron der Armut“ bezeichnen, aufgewachsen. Dabei ist es nicht allein der Preis, der dem weißen Plastik-Albtraum zum Siegeszug verhalf. Es sind vor allem seine praktischen Eigenschaften: Der Stuhl ist leicht, robust und stapelfähig.
Hamburger Regisseur dreht Film über einen Plastikstuhl
Weil er in großer Anzahl einfach zu transportieren ist, wird er gern zu Gartenpartys herangeschafft. Weil er nass werden kann, steht er am Rand von Sportplätzen oder auf Balkonen. Weil er in Masse aufgetürmt wenig Platz einnimmt, steht er im Keller von Vereinsheimen. Und weil er leicht zusammenbricht, wenn sein Material in die Jahre gekommen ist oder sich jemand ungeschickt drauf setzt, sorgt er für Gelächter.
Der Hamburger Dokumentarfilmer Hauke Wendler hat sich auf die Spuren des Stuhls gemacht, der weltweit rund eine Milliarde mal verkauft wurde. Dafür reiste Wendler um den Globus, um den Geburtsort des Stuhls zu besuchen, ebenso wie die Orte, an denen der „Monobloc“ heute den größten Nutzen findet – in den Entwicklungsländern.
„Monobloc“ kommt am Donnerstag in die Kinos
Entstanden ist ein Film, der den gleichen Namen wie sein Protagonist trägt – „Monobloc“ – und der am Donnerstag in die Kinos kommt. Der NDR hat zudem eine Podcast-Serie produziert, der die Geschichte des Stuhls in sechs Teilen erzählt. Die Folgen können auf der Internetseite des NDR unter Podcasts abgerufen werden.
„Monobloc“ heißt übersetzt „aus einem Guss“ und steht für eine simple Produktionsweise. Doch sucht man nach dem Erfinder, der mit seiner genialen Idee die Welt eroberte, dann wird es schmutzig. Denn dann hat die Geschichte von „Monobloc“ etwas mit Diebstahl zu tun, mit Ideenklau.
Drei Brüder aus Italien klauten dem Erfinder seine Idee
Es war der französische Ingenieur Henri Massonet, der 1972 den Stuhl erfand, den er „Fauteuil 300“ nannte. Sein Fehler: Er meldete kein Patent für sein Produkt an. Und so betraten schon bald drei Brüder aus Norditalien das Parkett, die in ihrer Fabrik die Massenproduktion des Stuhls einleiteten, der sie am Ende steinreich machte. „Hätte er mal ein Patent angemeldet“, sagt Carlo Proserpio, einer der drei Brüder, schulterzuckend und ohne schlechtes Gewissen in die Kamera.
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Regisseur Hauke Wendler hat durch die vielen Reisen und Gespräche einen ganz anderen Blick auf den Plastikstuhl bekommen. „Für mich war der ‚Monobloc‘ hässlich, für mich war der lächerlich. Ich habe darüber Witze gemacht. Das war der Ausgangspunkt des Films. Und ich habe dann erst im Ausland, in Uganda, Indien, Brasilien realisiert: Nee, das ist ein zutiefst eurozentristischer Ansatz.“
Wendler erzählt eine Geschichte von Reichtum und Armut. Von Globalisierung auf der einen Seite und lokaler Piefigkeit auf der anderen. Von Arroganz und Ungleichheit. „In vielen Ländern haben die Leute keine Alternative. Es gibt diesen Stuhl oder es gibt gar keinen Stuhl“, so Wendler. Ein Film, der nachdenklich macht.