Ärger im Bezirk: Warum diese Markise dem Amt zu dunkel ist
Für die Inhaber des Geschäfts ist der neue Look modern, großstädtisch und schick: Hamburg trifft auf New York. Das Quartett ist sogar so überzeugt, dass sie die Umgestaltung noch vor einem positiven Bescheid vom Amt umsetzen. Doch dann der Schock. Der Bezirk Mitte sieht alles ganz anders – und lehnt den Antrag ab. Das ist der Grund – und das sagen die vier 27-jährigen Chefs.
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Für die Inhaber des Geschäfts ist der neue Look modern, großstädtisch und schick: Hamburg trifft auf New York. Das Quartett ist sogar so überzeugt, dass sie die Umgestaltung noch vor einem positiven Bescheid vom Amt umsetzen. Doch dann der Schock. Der Bezirk Mitte sieht alles ganz anders – und lehnt den Antrag ab. Das ist der Grund – und das sagen die vier 27-jährigen Chefs.
Große Fenster, eine dunkle Fassade, darüber eine schwarze Markise mit Logo: Schon vom Gänsemarkt aus ist die „New York Bagel Bar“ in der Gerhofstraße zu sehen. Die zweite Filiale der neuen Bagel-Kette hat im März 2022 eröffnet. Doch schon gibt es Ärger. Das „Abendblatt“ berichtete zuerst.
Streit in der City: Laden-Konzept versus Amt-Ästhetik
Die vier 27-jährigen Inhaber finden das Außendesign des Ladens modern, großstädtisch und schick, ließen sich dabei von ihren Vorbildern in New York inspirieren. Das Konzept: Hamburg trifft auf New York, erklärt einer von ihnen, René Westphal, der MOPO.
Auch dem Hausbesitzer gefällt’s seinen Angaben zufolge. Rund 14.000 Euro investierten sie in den Look – und setzten ihn aber schon parallel zur Antragsstellung um.
Doch dann der Schock: Der Bezirk Mitte lehnt die Gestaltung ab. Er sieht hier ein „schwarzes Loch“, so steht es in dem Ablehnungsbescheid. Es gibt zu viele Werbeaufschriften, zudem sei die schwarze Folierung der Fassade nicht mit der Nachbarbebauung abgestimmt. Sie soll wieder runter und auch die Markise neu bezogen werden – in „wollweiß“.
Hamburg: BIDs können bei Gestaltung mitreden
Der Bezirk beruft sich auf einen in Arbeit befindlichen Gestaltungsleitfaden für den Bereich rund um den Gänsemarkt. Solche Vorgaben gibt es schon in anderen BIDs – laut dem Bezirk auf ausdrückliche Bitte dieser „Business Improvement Districts”, die sich „höhere Gestaltungsanforderungen wünschen als andernorts“.
In BIDs gestalten und pflegen die Grundeigentümer den öffentlichen Grund, um so für ihren eigenen Vorteil die Standortqualität zu verbessern. BIDs gibt es in der City zum Beispiel auch am Neuen Wall und dem Passagenviertel – und eben rund um den Gänsemark inklusive Gerhofstraße.
Markisen sollen hier hell sein, um ein einheitliches Bild mit hohem Wiederkennungswert zu schaffen, so der Bezirk Mitte zur MOPO. Zudem seien die Werbeanlagen des Bagelladens auf öffentlichem Grund ohne Genehmigung angebracht worden.
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Westphal kann das nicht nachvollziehen. Die Werbeanlagen wollen sie anpassen, doch am sonstigen Erscheinungsbild hängen die jungen Gründer. „Die Kunden kommen zu uns, weil ihnen das Konzept gefällt“, sagt er. Das Design sorge dafür, dass Kunden die Läden optisch wiedererkennen. Zudem habe man sich durchaus an umliegenden Geschäften orientiert, die ebenfalls anthrazite Rahmen haben.
„Eine weiße Markise wird durch Regen, Taubendreck und Witterung schnell dreckig“, sagt er. Der Gegenvorschlag: Dunkelgrau könnte man sich vorstellen. Doch auch das lehnte das Amt ab. „Dass uns das Amt einen Strich durch die Rechnung macht, haben wir nicht erwartet“, sagt Westphal – vor allem, weil das Design in der ersten Filiale am Mühlenkamp keinerlei Probleme gemacht habe. In Winterhude ist der Bezirk Nord zuständig. Hier gibt es auch kein BID.
Junge Gründer frustriert: „Amt macht uns Strich durch die Rechnung”
Eigentlich könnten sich das Bagebar-Team gut vorstellen, sich in der City weiter zu vergrößern – aber nur, wenn sie nicht in ihrem Look eingeschränkt würden. Gerade das Sorgenkind Innenstadt kann sich eigentlich nicht leisten, willige Läden zu vergraulen. Auch in der Gerhofstraße gab es immer wieder Leerstand. Werden Marken durch solche Vorschriften nicht Hürden in den Weg gelegt? Der Bezirk ließ diese Frage unbeantwortet.
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Westphal will nun noch einmal das Gespräch mit dem Amt suchen. „Wir hoffen, dass sich das Gremium unseren Fall noch einmal anschaut.“