Warnstreik bei Hagenbeck: Geschäftsführer setzt Sohn an die Kasse
Trillerpfeifen, Transparente, Tarifforderungen: Mitarbeiter des Tierparks Hagenbeck haben am Tag der Arbeit für bessere Beschäftigungsbedingungen im Zoo gekämpft. An dem von der Gewerkschaft IG BAU ausgerufenen Warnstreik nahmen mehr als 30 Tierpfleger und Kassierer teil. Geschäftsführer Dirk Albrecht löste den Personalengpass auf eine ganz besondere Art und Weise.
Trillerpfeifen, Transparente, Tarifforderungen: Mitarbeiter des Tierparks Hagenbeck haben am Tag der Arbeit für bessere Beschäftigungsbedingungen im Zoo gekämpft. An dem von der Gewerkschaft IG BAU ausgerufenen Warnstreik nahmen mehr als 30 Tierpfleger und Kassierer teil. Geschäftsführer Dirk Albrecht löste den Personalengpass auf eine ganz besondere Art und Weise.
Eine Stunde vor Öffnung des Zoos trafen sich die Hagenbeck-Mitarbeiter um 8 Uhr vor dem Eingangstor, um für einen Tarifvertrag zu demonstrieren. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatten sie der Geschäftsführung ihre Forderungen übergeben und um Aufnahme von Tarifverhandlungen gebeten.
Hagenbeck-Mitarbeiter demonstrieren für einen Tarifvertrag
„Seitdem haben wir nichts gehört“, rief Pascal Lechner von der IG BAU ins Megafon. Trotz mehrfachen Nachhakens habe es seitens der Geschäftsführung keinerlei Reaktion gegeben. Daher nun der Warnstreik. „Wir brauchen eine dringende Verbesserung der Arbeitsbedingungen“, so Lechner. Stattdessen versuche Dirk Albrecht, einen Keil zwischen Betriebsrat und Belegschaft zu schlagen. Er übe Druck auf einzelne Mitarbeiter aus und sorge so für ein „Klima der Angst“.
Albrecht selbst zeigte sich ungerührt von der Demo vor dem Haupteingang. Um kurz vor 9 Uhr schloss er eigenhändig das Tor und die Kassenhäuschen auf, ohne die Protestierenden eines Blickes zu würdigen.

Für Empörung bei den Streikenden sorgte er kurze Zeit später, als er seinen Sohn Felix, der kein Angestellter des Zoos ist, in einem der Kassenhäuschen Platz nehmen ließ. Auch die anderen Kassen wurden zum Teil mit betriebsfremden Personen besetzt oder mit Personal, das laut Dienstplan eigentlich auf frei stand oder aus dem Verwaltungsbereich des Zoos stammt.
„Streikbruch“: Hagenbeck-Chef setzt seinen Sohn an die Kasse – und sorgt für Empörung
„Das ist ein klarer Verstoß gegen das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats bei Dienstplanung und Versetzungen“, stellte Pascal Lechner fest. Auch die Beschäftigung von Fremdpersonal sei unzulässig, weil es einem Streikbruch gleich käme. Albrecht sei am Freitag rechtzeitig per Email und per Aushang über den Warnstreik informiert worden. Laut Gewerkschaft hätte er eine Notbetriebsvereinbarung abschließen müssen.
Albrecht selbst bestreitet das. „Ich habe keine Email erhalten“, so der Hagenbeck-Chef gegenüber der MOPO. Auf welcher Beschäftigungsgrundlage er seinen Sohn und die betriebsfremden Personen in den Dienst versetzt habe – dazu wollte er nichts sagen. „Personalfragen kommentiere ich nicht!“
Das könnte Sie auch interessieren: Hagenbeck-Mitarbeiter fordern Rauswurf ihres Chefs
Nur so viel: „Wir haben hier eine Notsituation. Ich musste dafür sorgen, dass der Tierpark geöffnet ist und die Tiere versorgt sind“, so Albrecht. Der Streik habe schon genug Störungen verursacht. So habe man die Elefanten am Montag nicht ins Außengehege lassen können – zur Enttäuschung der Besucher.
Hagenbeck-Chef Dirk Albrecht will nicht mit der Gewerkschaft verhandeln
Was den Abschluss eines möglichen Tarifvertrags angeht, bleibt der Hagenbeck-Chef hart: Die Gewerkschaft ist für ihn kein Verhandlungspartner. „Ich möchte mit dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung über die Gehälter abschließen. Unsere Juristen sagen, wir müssen nicht mit der Gewerkschaft verhandeln.“ Nur wenn er gerichtlich dazu gezwungen würde, würde er seine Haltung ändern, so Albrecht zur MOPO.
Damit ist klar: Der Prozess-Marathon zwischen der Hagenbeck-Geschäftsführung und dem Betriebsrat wird weiter gehen. Der Betriebsrat wird Albrechts „Notfall“-Vorgehen am Streiktag nicht hinnehmen und vors Arbeitsgericht bringen. Das nächste in einer sich inzwischen bereits drei Jahre hinziehenden Serie von Verfahren. Fortsetzung folgt.