Wärmepumpen für alle? Hamburgs oberster Installateur zum Verbot von Gasheizungen
Ab 2024 soll der Einbau von neuen Öl- und Gasheizungen verboten werden, so sieht es ein Gesetzentwurf von Wirtschafts- und Bauministerium vor. Die Ampel: mal wieder zerstritten. Grüne und SPD wollen Wärmepumpen großzügig fördern, die FDP verspricht, das Verbot auf jeden Fall zu verhindern. Und was sagen die Leute von der vordersten Front? Die MOPO sprach mit Lars Rückert, Innungsvorstand der Hamburger Heizungsinstallateure – der für 2023 ein „Kesseljahr“ voraussagt.
Ab 2024 soll der Einbau von neuen Öl- und Gasheizungen verboten werden, so sieht es ein Gesetzentwurf von Wirtschafts- und Bauministerium vor. Die Ampel: mal wieder zerstritten. Grüne und SPD wollen Wärmepumpen großzügig fördern, die FDP verspricht, das Verbot auf jeden Fall zu verhindern. Und was sagen die Leute von der vordersten Front? Die MOPO sprach mit Lars Rückert, Innungsvorstand der Hamburger Heizungsinstallateure – der für 2023 ein „Kesseljahr“ voraussagt.
Die gute Nachricht zu Beginn: Es gibt wieder Wärmepumpen. „Der Knoten scheint geplatzt zu sein, wir erfahren aus der Industrie, dass die Lieferzeiten sich demnächst wieder auf wenige Wochen einpendeln“, sagt Lars Rückert, der in der Arnold Rückert GmbH in Wilhelmsburg und der Schwesterfirma Lengemann & Eggers rund 150 Mitarbeiter in den Bereichen Heizung, Lüftung und Sanitär beschäftigt: „Wir arbeiten derzeit die Aufträge aus dem Jahr 2022 ab.“
Und wenn die Wärmepumpen wieder lieferbar sind, gibt es denn auch genug Leute, die die neue Technik einbauen können? Kann man da einfach fachfremde Menschen in einem Workshop fitmachen? Rückert winkt ab: „Solche Vorstellungen gibt es vielleicht in der Politik, aber das ist kreuzgefährlich.“
Hamburger Unternehmen haben ihr Leute geschult
Tatsächlich haben auch die Hamburger Unternehmen die Kapazitäten hochgefahren: „Wir haben ja das ganze letzte Jahr auf die Wärmepumpen warten müssen und haben unsere Installateure in der Zeit geschult. Ein Drittel unserer Gesellen können bereits Wärmepumpen einbauen und die legen jetzt gerade los.“ Das große Aber: „Einen Kessel haben wir in zwei Tagen getauscht, der Einbau einer Wärmepumpe braucht vier, fünf Tage. Wir schaffen mit gleichem Personal die Hälfte der Anlagen.“
Während Neubauten die Wärmepumpe inzwischen fast serienmäßig eingebaut haben, stehen in Millionen Kellern von Altbauten noch Öl- und Gasheizungen. Und wenn der Kessel es nicht mehr lange macht, dann ist in diesem Jahr die letzte Chance, ihn auszutauschen und weitere 15 Jahre Ruhe zu haben, denn: Ab kommenden Jahr müssen neue Heizungen 65 Prozent ihrer Energie aus regenerativen Quellen beziehen und das schafft man nur noch mit einer Wärmepumpe, mit Fernwärme oder einer Pelletheizung.
Mehr Anfragen zum Austausch von Kesseln
Die Folge: „Bei uns häufen sich aktuell die Anfragen zum Kesseltausch“, sagt Lars Rückert: „2023 wird ein Kesseljahr.“ Kein Wunder: Ein Kessel ist für rund 10.000 Euro zu haben und ruckzuck eingebaut, während die Wärmepumpe selbst mit Förderung bei rund 20.000 Euro liegt und einen zusätzlichen Kessel für Warmwasser braucht, weil die Wärmepumpe das Wasser nur auf 45 Grad bringt. Das Allheilmittel ist die Wärmepumpe nicht, das bestätigt auch der Generalsekretär des Handwerksverbandes ZDH, Holger Schwannecke: „Auf mittlere Sicht wird es weiter Gebäude geben, die nicht für einen schnellen Umstieg von Verbrennerheizungen auf neue Technologien geeignet sind.“
Die Politik lässt Geld regnen: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verspricht so hohe Förderungen, dass „Menschen auch mit kleinerem Geldbeutel nicht davon abgehalten würden, ein Haus zu sanieren, eine Wärmepumpe einzubauen oder den Gasbrenner rauszunehmen.“
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Die FDP will das Verbot neuer Gas- und Ölheizungen hingegen verhindern. FDP-Fraktionschef im Bundestag, Christian Dürr, sagte dem „Tagesspiegel“: „Pauschale Verbote halte ich für falsch – stattdessen sollten wir technologieoffen bleiben.“ Gasheizungsrohre könnten etwa später einmal für grünen Wasserstoff genutzt werden.
Und der Hamburger Innungsvorstand? „Wir sind nicht verzweifelt“, betont Lars Rückert: „Eher angespannt. Aber wir packen es an.“