Schwere Vorwürfe: Vertreibt die Polizei Bettler aus der Hamburger City?
„Seit ein bis zwei Wochen treffen wir in der Innenstadt weniger Menschen an den gewohnten Plätzen an“, sagt Julien Peters, Straßensozialarbeiter der Hamburger Caritas. Viele Obdachlose würden ihm erzählen, dass sie die Polizei in letzter Zeit öfter vertreibe. Was steckt dahinter? Die MOPO hat mit der Polizei gesprochen.
„Seit ein bis zwei Wochen treffen wir in der Innenstadt weniger Menschen an den gewohnten Plätzen an“, sagt Julien Peters, Straßensozialarbeiter der Hamburger Caritas. Viele Obdachlose würden ihm erzählen, dass sie die Polizei in letzter Zeit öfter vertreibe. Was steckt dahinter? Die MOPO hat mit der Polizei gesprochen.
Von St. Georg über den Jungfernstieg, bis in die Neustadt – überall hört der Straßensozialarbeiter die gleiche Geschichte. Einige Obdachlose behaupten auch, dass die Polizei von einem neuen Gesetz gegen das Betteln spreche. „Das macht es für uns schwieriger, Hilfe anzubieten, denn die Menschen sind mobiler und wir können sie nicht mehr antreffen“, sagt Peters. Die „Hinz & Kunzt“ berichtete zuerst.
Hamburg: Ist das Betteln in der Innenstadt verboten?
Was sagt die Polizei dazu? Verboten sei das Betteln in der Innenstadt nicht. „Es gibt diesbezüglich auch kein neues Gesetz“, teilt ein Polizeisprecher auf MOPO-Anfrage mit. Allerdings hatte die Polizei ihre „im Innenstadtbereich tätigen Einsatzkräfte noch einmal sensibilisiert“.
„Das Einschreiten der Polizei erfolgt nicht willkürlich, sondern wenn entsprechendes Verhalten es zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich macht“, so der Sprecher weiter. Die Beamten würden zum Beispiel in Aktion treten, wenn aggressiv gebettelt wird oder die Bettler Lagerstätten bilden.
Hauptbahnhof im Fokus von Behörden und Polizei
Der Hauptbahnhof und sein näheres Umfeld standen in den vergangenen Monaten im besonderen Fokus von Behörden und Polizei. An keinem anderen Bahnhof in Deutschland gab es im vergangenen Jahr mehr Gewaltdelikte.

Nach Einschätzung der Polizei hatte es zuletzt jedoch „keine signifikante Zunahme“ von Bettlerinnen und Bettlern gegeben. Trotzdem habe es die Polizei für geboten gehalten, die Einsatzkräfte noch einmal im Hinblick „auf mögliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung hinzuweisen“.
Bezirk will Obdachlosen helfen
Sozialarbeiter Peters würde sich mehr wünschen: „Uns würde es freuen, noch mal in den Austausch zu gehen und die Beschwerden der Obdachlosen aufzugreifen.“ Um das Elend der Obdachlosen und Drogenabhängigen will sich der Bezirk derzeit mit einem Maßnahmenpaket kümmern.
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So soll etwa der Vorplatz der Drogenberatung „Drob Inn“ am Hauptbahnhof umgestaltet werden, außerdem wurde nahe dem Bahnhof eine neue Tagesaufenthaltsstätte geschaffen. Auf Nachfrage beim Bezirk zu den Vorwürfen der Caritas heißt es, dass dieses Thema bisher nicht bekannt war.