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  • FFP2-Masken gewähren einen höheren Schutz als Stoff- oder OP-Masken. (Archivbild)
  • Foto: dpa

Vorstoß aus Bayern: Folgt jetzt die FFP2-Maskenpflicht auch in Hamburg?

In Bayern gilt ab Montag eine FFP2-Maskenpflicht im Einzelhandel und Nahverkehr. Folgt so eine Vorgabe demnächst auch in Hamburg? Und wer soll das alles überhaupt bezahlen? Die MOPO klärt die wichtigsten Fragen zu dem Vorstoß aus Bayern.

Welchen Effekt erhofft sich Bayern durch die FFP2-Masken?

Die „normalen Community-Masken“ dienten in der Corona-Pandemie dem Schutz anderer, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). FFP2-Masken schützten auch die Träger selbst. Tatsächlich filtern FFP2-Masken Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft. Sie bieten aber auch keinen 100-prozentigen Schutz und müssen nach genauen Vorgaben getragen werden.

Ist in Hamburg ebenfalls eine Pflicht für FFP2-Masken geplant?

Bislang ist Bayern das einzige Bundesland, dass eine solche Maskenpflicht einführen will. Die Hamburger Sozialbehörde wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Debatte um die FFP2-Masken äußern.

Gibt es überhaupt genügend FFP2-Masken in Bayern?

Im Dezember, als für bestimmte Risikogruppen Gratis-Masken eingeführt wurden, waren diese in vielen Bundesländern aufgrund der hohen Nachfrage und kurzen Vorlaufzeit schnell vergriffen. Diesmal soll es anders werden. Die „Verfügbarkeit im Handel ist ausreichend gewährleistet“, so Söder.

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Die Masken seien „deutlich im Überfluss, zum Teil jedenfalls, vorhanden“. Auch der Bayrische Apothekerverband (BAV) zeigte sich optimistisch. Sprecher Thomas Metz sagte gegenüber dem Bayrischen Rundfunk (BR), dass die Apotheken gute Vorräte angelegt hätten beziehungsweise die Logistik schnell stemmen könnten.

Hätte Hamburg ausreichen FFP2-Vorräte?

Auf Nachfrage der MOPO sagte Kai-Peter Siemsen, Präsident der Hamburger Apothekerkammer: „Sofern Hamburg, neben Bayern, als einziges Bundesland eine solche FFP2-Maskenpflicht einführen würde, halte ich diese für sinnvoll und sicher auch umsetzbar. Die entsprechenden Mengen an Masken wären bei unseren Vorlieferanten in kurzer Zeit zu beziehen.“

Bei einer bundesweiten Einführung dieser Maskenpflicht sehe Siemsen jedoch kurzfristig eine Versorgungslücke, die aber sicher innerhalb von wenigen Wochen zu beherrschen wäre.

Was kosten FFP2-Masken und wer soll dafür aufkommen?

FFP2-Masken sind in der Regel etwas teurer als Masken aus Stoff. Die Preise schwanken je nach Hersteller sowohl in Apotheken als auch im Internet pro Maske zwischen drei und teilweise sogar acht Euro.

Von verschiedenen sozialen Verbänden in Bayern gab es daher bereits Kritik an der FFP2-Maskenpflicht: Für Menschen mit geringem Einkommen könnte die Beschaffung der Masken schwierig sein. Bislang hat die bayrische Regierung keine Hilfen für sie angeboten. Nun reagierte aber Ministerpräsident Söder auf vielfältige Forderungen von Sozialverbänden und der Opposition. 2,5 Millionen Masken sollen kostenlos für Bedürftige bereitgestellt werden. 

Worauf kommt es beim Kauf einer FFP2-Maske an?

„Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauenswürdige Quelle“, rät der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach. Entscheidend sei die Qualität der Masken. Immer noch gebe es nicht ausreichend geprüfte Masken auf dem Markt, die jedoch – fälschlicherweise – als solche ausgezeichnet seien. FFP2-Masken müssen eine CE-Kennzeichnung und eine vierstellige Nummer vorweisen, die Rückschlüsse auf die zuständige Prüfstelle gibt.

CE-Kennzeichnung und Prüfnummer sind auf dieser zertifizierten Maske deutlich zu erkennen.

CE-Kennzeichnung und Prüfnummer sind auf dieser zertifizierten Maske deutlich zu erkennen.

Foto:

dpa

Wie setzte ich die FFP2-Maske richtig auf?

Vor dem Anlegen der Maske sollte man sich die Hände waschen oder mit einem Desinfektionsmittel reinigen und die Innenseite der Maske möglichst nicht berühren. Die Maske muss eng anliegen, Mund und Nase sollten vollständig bedeckt sein. Ist die Maske durchfeuchtet, sollte sie ausgetauscht werden.

Zum Abnehmen die Maske nicht von außen berühren und nur an den Bändern vom Gesicht ziehen. Einfacher ist es, die Maske leicht nach vorne gebeugt schräg nach unten vom Gesicht zu nehmen. Wurde die Maske nur kurz verwendet, kann sie zum Beispiel bis zum nächsten Tragen in einem geschlossenen Behälter wie einem Gefrierbeutel aufbewahrt werden. Anschließend gründlich die Hände waschen oder desinfizieren.

Wie lange kann ich eine FFP2-Maske verwenden?

Die FFP2-Masken seien für den Arbeitsschutz gemacht und hielten mindestens acht Stunden am Tag, erklärt Experte Asbach. Das gelte auch, wenn man die Zeit beim Tragen etwa im Bus und beim Einkaufen aufaddiere. „Mit acht Stunden ist man auf der sicheren Seite“, so Asbach.

Manche Masken halten womöglich auch länger. Ein Problem: Die Fasern der FFP2-Masken seien elektrisch geladen, erläuterte der Fachmann. So könne der Filtereffekt vergrößert werden, ohne den Atemwiderstand zu erhöhen. Mit der Zeit nutze sich die Ladung aber ab. Es gebe keine pauschale Angabe, wie lange das dauere. Heißt im Klartext: Der Schutz ist dann womöglich nicht mehr gewährleistet.

Kann ich die FFP2-Maske zur Wiederverwendung im Backofen erhitzen?

Besser nicht. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte rät von einer „Dekontamination von Atemschutzmasken bei 65 bis 70 Grad Celsius trockener Hitze über 30 Minuten“ ab. Das Material könnte Schaden nehmen und die Schutzwirkung nicht mehr vollumfänglich gewährleistet sein. „FFP2-Masken (sollten) grundsätzlich nicht mehrfach verwendet werden, da es sich in der Regel um Einmalprodukte handelt“, schreibt das Robert Koch Institut (RKI).

Bringt die FFP2-Maskenpflicht überhaupt etwas aus Expertensicht?

Eine FFP2-Maske bietet nur dann den versprochenen Schutz, wenn sie eng anliegt. Je nach Gesichtsform treffe das nicht bei jedem Modell zu, so Asbach. Luft – und damit auch eventuell Viren – strömen dann an den Seiten der Maske vorbei. „Wenn die nicht sauber abschließt, ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske“, sagt Asbach.

Ein besonderes Problem hätten zudem Bartträger. Es gebe in der Industrie sehr teure Alternativen mit Rundum-Visieren, sichereren Hepafiltern und Luftpumpen. Das sei aber nicht für den Alltagsgebrauch gedacht. „Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren.“

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Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am UKE, sieht die Maskenpflicht skeptisch. „Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht“, so Knobloch. Im schlimmsten Fall könne sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen würden und weniger vorsichtig seien. „Wenn sie nicht absolut dicht aufgesetzt wird, wirkt sie nicht besser als eine einfache Einwegmaske“, so Knobloch

Andere Experten wie der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit finden die Idee prinzipiell gut. Ohne das Angebot eines kostenlosen Zugangs und eine Anleitung zur richtigen Benutzung, sehe er es aber kritisch. (abu/dpa)

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