Vor Verschrottung: Sie retten Hamburgs Uralt-Kran
Funken fliegen, als die Arbeiter das Führerhaus mit einem Schweißgerät von den Schienen trennen. Auf dem Gelände des Kies- und Betonwerks der Familie Lebbin wird ein historischer Umschlagkran vorsichtig in seine Einzelteile zerlegt. Obwohl er einer der ältesten Hafenkrane Hamburgs ist, wäre er beinahe verschrottet worden. Engagierte Hamburger haben nun dafür gesorgt, dass die besondere Maschine doch noch erhalten bleibt – und sogar aufwendig restauriert wird.
Starker Wind in Rothenburgsort machen den Arbeitern aber zu schaffen. Sie sind dabei, den älteste Kran an der Bille vorsichtig auf einen Tieflader zu verfrachten. Das macht ein paar Probleme. Einige Stunden später startet der Kran aber doch zur Schiffswerft Blohm+Voss, wo er restauriert werden soll.
Der Leiter des Hamburger Hafenmuseums, Carsten Jordan beobachtete das Spektakel. Er erklärt, was an dem Kran so besonders ist: „Es handelt sich hier um ein bemerkenswertes Stück Hamburger Industriekultur. Mit seinen 97 Jahren ist er der älteste Kran an der Bille.“ Die Schiffe, die über die Elbe auf die Bille kamen, lieferten Güter wie Kies, die der Kran dann an Land hievte.
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Funken fliegen, als die Arbeiter das Führerhaus mit einem Schweißgerät von den Schienen trennen. Auf dem Gelände des Kies- und Betonwerks der Familie Lebbin wird ein historischer Umschlagkran vorsichtig in seine Einzelteile zerlegt. Obwohl er einer der ältesten Hafenkrane Hamburgs ist, wäre er beinahe verschrottet worden. Engagierte Hamburger haben nun dafür gesorgt, dass die besondere Maschine doch noch erhalten bleibt – und sogar aufwendig restauriert wird.
Starker Wind in Rothenburgsort machen den Arbeitern aber zu schaffen. Sie sind dabei, den älteste Kran an der Bille vorsichtig auf einen Tieflader zu verfrachten. Das macht ein paar Probleme. Einige Stunden später startet der Kran aber doch zur Schiffswerft Blohm+Voss, wo er restauriert werden soll.
Der Leiter des Hamburger Hafenmuseums, Carsten Jordan beobachtete das Spektakel. Er erklärt, was an dem Kran so besonders ist: „Es handelt sich hier um ein bemerkenswertes Stück Hamburger Industriekultur. Mit seinen 97 Jahren ist er der älteste Kran an der Bille.“ Die Schiffe, die über die Elbe auf die Bille kamen, lieferten Güter wie Kies, die der Kran dann an Land hievte.
Ältester Kran an der Bille: Nach 97 Jahren sollte er verschrottet werden
Gebaut im Jahre 1925, handelt sich um einen der wenigen noch verbliebenen Krane aus der Kampnagel Maschinenfabrik. Hergestellt wurde er für Kochs Ölwerke in Harburg, 1934 fand er dann seinen Weg zu Lebbin-Beton in Rothenburgsort. Dort leistete er dem Bauunternehmen bis zu seiner Stilllegung 1998 treue Dienste. Noch 24 Jahre durfte er dort bleiben, nun machte sich der Platzmangel doch bemerkbar.
Der Leiter des Hafenmuseums erzählt: „Obwohl die Stadtteile Rothenburgsort und Hammerbrook im Zweiten Weltkrieg komplett verwüstet worden waren, überlebte der Kran den Feuersturm.“ Nach 1945 spielten Unternehmen wie das damalige Mörtelwerk in der Billstraße mit ihren Kranen eine wichtige Rolle im Wiederaufbau der Stadt.
Organisiert hatte die Rettung Kunsthistorikerin Louisa Schwope. Sie arbeitet im Kraftwerk Bille auf der anderen Flussseite und hatte den Kran aus ihrem Fenster schon länger interessiert beobachtet. Als sie dann hörte, dass dieser verschrottet werden sollte, machte sie sich sofort an die Arbeit, um einen neuen Besitzer für das historische Stück zu suchen. Fündig wurde sie mit dem Seevetaler Unternehmer Joachim Doerks, der bereits einen ähnlichen Kran vor der Verschrottung gerettet hatte. Auch Wolf von Madeyski, der Geschäftsführer von Lebbin-Beton, erklärte sich bereit, das Projekt zu unterstützen.
Unternehmer Doerks hatte sich schon immer für ältere Immobilien interessiert und es sich später zur Aufgabe gemacht, denkmalgeschützte Gebäude wieder bewohnbar zu machen. Wichtig ist ihm dabei, die Einzigartigkeit der historischen Konstruktionen zu erhalten. Auch bei Kranen macht er keine Ausnahme.
In der Schiffswerft Blohm+Voss wird der Kran nun restauriert, bis zu zwei Jahre kann das dauern. Bis dahin möchte Doerks erreichen, dass die Maschine längerfristig am Billhafen-Löschplatz in der Hafen-City stehen darf, wo auch schon der blaue „Bruderkran“ an alte Zeiten erinnert. Das Ganze ist ein teurer Spaß: Allein der Transport des Krans kostet gut 15.000 Euro, die Restauration höchstwahrscheinlich mehr als 100.000 Euro.
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Doch das ist es Doerks wert: „Ich möchte diesen Teil von Hamburg erhalten. Die Mischung aus Alt und Neu ist doch das, was unsere Stadt besonders macht.“ Historikerin Schwope ist vor allem glücklich, dass der Kran nun doch nicht verschrottet wird. „Das ist toll, wie viel man durch privates Engagement erreichen kann.“