Von wegen Platzmangel: Warum Hamburgs Kitas plötzlich um Kinder buhlen
Jahrelang waren Kita-Plätze hart umkämpft. Mütter und Väter wussten: Am besten, man kümmert sich um einen Betreuungsplatz, bevor das Kind überhaupt geboren ist. Doch immer mehr Einrichtungen werben auf ihren Websites mit offenen Plätzen. Droht nach dem Kita-Run jetzt die Kita-Krise?
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Jahrelang waren Kita-Plätze hart umkämpft. Mütter und Väter wussten: Am besten man kümmert sich um einen Betreuungsplatz, bevor das Kind überhaupt geboren ist. Doch immer mehr Hamburger Einrichtungen werben auf ihren Websites mit offenen Plätzen. Droht nach dem Kita-Run jetzt die Kita-Krise?
Auf den Websites der Stiftung Kindergärten Finkenau, der Elbkinder, der Wabe e.V. und vielen anderen finden sich freie Kita-Plätze. Was früher wie ein Sechser im Lotto war, gibt‘s jetzt anscheinend gleich vielfach. Manche Einrichtungen gehen so weit, dass sie Plakate über ihrer Tür aufhängen: „Kita-Plätze frei!“.
Vor allem in der Innenstadt ist dies zu beobachten. Katrin Geyer, Sprecherin von Hamburgs größtem Kita-Träger Elbkinder, bestätigt, dass ihre Kitas in zentralen Stadtteilen weniger Kinder betreuen. Die Begründung: Familien zögen mit ihren Kindern zunehmend in das Hamburger Umland. „Als Grund für die Umzüge werden uns oft hohe Mieten, aber auch Homeoffice-Möglichkeiten genannt, wodurch sich Pendelzeiten reduzieren.“ Knapp 10.000 Menschen ziehen jedes Jahr aus Hamburg raus und aufs Land, so das Statistikamt Nord.
Immer weniger Kinder in Hamburg
Außerdem geht die Zahl der Geburten in Hamburg immer weiter zurück. Und wenn weniger Babys geboren werden, bleiben mehr Kita-Plätze unbesetzt. Wie aus einer Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, kamen im Jahr 2019 noch 20.940 Babys in Hamburg auf die Welt. Im vergangenen Jahr waren es nur etwa 18.500.
Die Hamburger Behörden zählenauch deswegen weniger Kinder in den Kitas und Krippen. Allein im Bezirk Eimsbüttel gingen im vergangenen Jahr 900 Kinder weniger in die Kita als im Vorjahr. In ganz Hamburg waren es 2022 noch 79.417 Kita-Kinder. Die Zahl schrumpfte vergangenes Jahr auf 74.000 Kinder. Ein Rückgang von etwa sieben Prozent.
Katrin Geyer von den Elbkindern sieht diese Trends auch – gibt aber zu bedenken: „Eine Aussage dazu, inwieweit sich aus diesen Entwicklungen eine grundlegende Veränderung der Nachfrage ergibt, können wir derzeit noch nicht treffen.“ So glaubt der Senat, dass die Geburtenraten dieses und nächstes Jahr wieder steigen werden.
Kitaplätze: Es fehlen die Daten
In Hamburg wird nicht erhoben, wie viele Plätze in den mehr als 1200 Kitas frei sind. Das kritisiert die Fachsprecherin für Kinder und Kindertagesstätten der Linken, Insa Tietjen: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Senat nicht erhebt, inwieweit die Kitas ausgelastet sind.“
Das könnte Sie auch interessieren: Elbkinder-Kitas am Limit: Darum müssen jetzt 80 Stellen eingespart werden
Die fehlenden Zahlen führten dazu, dass niemand weiß, wie viele Kitaplätze fehlten oder offen seien. Tietjen fordert: „Wir brauchen eine Datengrundlage, um in dieser unübersichtlichen Situation Klarheit zu schaffen.“