• Peter Adam lebt seit 61 Jahren in seinem Haus in einer Kleingartensiedlung. Nun muss er dieses zum Jahresende räumen.
  • Foto: Florian Quandt

Von der Stadt gekündigt: Hamburger (82) muss nach 61 Jahren sein Zuhause räumen

Dulsberg –

Peter Adam (82) versteht die Welt nicht mehr. Seit 61 Jahren wohnt er in seinem Kleingarten an der Krausestraße (Dulsberg). Vor einigen Wochen dann der Schock: Allen Kleingartenbesitzern des KGV Eilbek-Hohenfelde 421 wurden die Parzellen gekündigt. 

1960 hat der gelernte Maschinenschlosser sich das von Grün umgebene Häuschen in Dulsberg gekauft. Von seinem Ausbildungsgehalt, kurz nachdem er geheiratet hat. 7000 Mark musste er damals zahlen. Das Haus steht auf einer Doppelparzelle mit gepflegtem Garten auf rund 683 Quadratmetern. Das Grundstück ist von der Stadt Hamburg gepachtet. 

An das Datum des Kaufs erinnert sich Adam ganz genau. „Es war der 5.11.1960. Damals stand auf jeder Parzelle ein Haus, wie meines“, erzählt der ehemalige Hafenarbeiter im Gespräch mit der MOPO. „Also wohne ich nun schon seit 61 Jahren hier.“ 

Hamburg-Dulsberg: Immer mehr Nachbarn mussten Kleingarten räumen

Insgesamt gab es in Dulsberg noch vor nicht allzu langer Zeit sechs Koppeln genannte Flächen, auf denen sich Kleingärten befanden. Drei davon wurden bebaut. Nun befürchtet Adam, dass der Koppel 6 ein ähnliches Schicksal droht.

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Denn in den vergangenen Jahren musste er mit ansehen, wie immer mehr Nachbarn gezwungen waren, ihre Parzellen zu räumen. Die Koppel 6, auf der auch seine Parzelle liegt, bestand ursprünglich aus 14 Einheiten. Vor drei Jahren trudelten dann bei drei seiner Nachbarn Kündigungen ein. Seitdem liegen die Gärten brach.

Adam ist frustriert: „Es passiert einfach nichts. Die Leute aus der Umgebung bringen hier ihren Abfall hin und verschandeln damit das Gelände. Es sieht echt wild aus.“

Verkommende Kleingartenparzelle

Eine der seit drei Jahren verkommenden Parzellen im KGV Eilbek-Hohenfelde 421.

Foto:

Quandt

Kündigung ein Schock für Hamburger Kleingärtner

Als bei ihm dann am 17. Februar der erste Vorsitzende des KGV Eilbek-Hohenfelde anrief, war es ein Schock. Zum Jahresende sollen auch die restlichen elf Kleingartenbesitzer ihre Parzellen räumen – darunter Adam. Was dann mit dem Gelände geschehen soll, wurde ihm nicht mitgeteilt.

Bislang hat Hamburg nur vage Pläne für Dulsberger Kleingärten

Was also plant die Stadt mit der Fläche? Auf Nachfrage der MOPO sagt der Sprecher von „Hamburg Invest“: „Es laufen Gespräche mit einer Firma, die beabsichtigt, ihre Unternehmenszentrale mit über 100 Arbeitsplätzen im Gewerbegebiet an der Krausestraße/Dehnhaide anzusiedeln.“ Außerdem soll Platz für lokale Handwerker und Unternehmen auf dem Grundstück geschaffen werden.

So etwas habe man auch von anderen Kleingärten gehört, sagt Werner Gadermann, der Vorsitzende des KGV Eilbek-Hohenfelde 421 im Gespräch mit der MOPO. Es wären Bauvorhaben von der Stadt vage angekündigt worden und letztlich nicht umgesetzt. Nachdem die Kleingärten geräumt wurden, läge das Gelände brach.

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Als die MOPO Peter Adam mit den Plänen der Stadt konfrontiert, zeigt dieser sich enttäuscht: „Das alles gab es hier doch schon mal. Auf dem Gelände waren Blumenhändler und andere Unternehmen. Den Betreibern wurde immer gekündigt. Die Stadt weiß einfach nicht, was sie will. Warum werden die Kleingärten aufgegeben, obwohl gar nicht klar ist, was mit der Fläche geschehen soll?“ 

Außerdem sei es für ihn unverständlich, dass immer mehr Kleingartensiedlungen bebaut werden. Sein Kleingartenverein hätte noch nie so viele Anfragen bekommen, wie in diesem Jahr. „Es kommen ständig Leute vorbei, die mich fragen, ob bei uns noch ein Garten frei ist. Die ohnehin schon große Nachfrage ist durch Corona noch mehr angestiegen“, sagt Adam.

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