Vom Tankrabatt der Ampel profitieren vor allem Hamburgs Reiche
Das „Entlastungspaket“ der Ampel-Koalition ist von Rot auf Grün gesprungen: Am Donnerstag haben SPD, Grüne und FDP mehrere Schritte beschlossen, um die Bürger bei den aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise hohen Mehrkosten zu entlasten. Darunter findet sich auch eine Variante des Spritpreisrabatts. Ein Blick auf Hamburgs Stadtteile zeigt allerdings: Davon profitieren hauptsächlich die Reichen.
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Das „Entlastungspaket“ der Ampel-Koalition ist von Rot auf Grün gesprungen: Am Donnerstag haben SPD, Grüne und FDP mehrere Schritte beschlossen, um die Bürger bei den aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise hohen Mehrkosten zu entlasten. Darunter findet sich auch eine Variante des Spritpreisrabatts. Ein Blick auf Hamburgs Stadtteile zeigt allerdings: Davon profitieren hauptsächlich die Reichen.
Einen Monat nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine liegen die Preise für Benzin und Diesel immer noch über zwei Euro pro Liter. Die Bundesregierung befürchtet zudem, dass die Kosten weiter steigen, da sich Deutschland so schnell wie möglich vom russischen Erdöl unabhängig machen möchte.
Hamburgs Reiche profitieren vom Tankrabatt
Jetzt gibt es zwar nicht den von Finanzminister Christian Lindner (FDP) vollmundig angekündigten Tankrabatt, aber immerhin eine Variante davon: Statt Autofahrer mithilfe staatlicher Subventionen zu entlasten, soll die Energiesteuer auf Sprit für drei Monate „auf das europäische Mindestmaß abgesenkt“ werden. „Wir stellen sicher, dass die Absenkung an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wird“, heißt es im Ergebnisbericht der Koalition.
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Aber wer sind überhaupt die Verbraucher, die davon tatsächlich profitieren? Dazu lohnt sich ein Blick in die Hamburger Stadtteil-Profile des Statistikamt Nord von 2021. Setzt man diejenigen, die Unterstützung durch Sozialhilfe bekommen, ins Verhältnis mit der Anzahl der privaten Pkw je 1000 Einwohner, stellt sich in den meisten Fällen heraus: Je weniger Prozent der Bevölkerung diese Leistungen in Anspruch nimmt, desto mehr Pkw gibt es in dem Stadtteil.
In diesen Hamburger Stadtteilen gibt es die meisten Pkw
Ein Beispiel ist der Stadtteil Nienstedten im Bezirk Altona, der wie Blankenese zu den Elbvororten gehört: Nur ein Prozent der dort lebenden Menschen nimmt Sozialleistungen in Anspruch, dafür sind dort 3695 private Pkw angemeldet – das entspricht 519 Autos pro 1000 Einwohner. Das bedeutet, mehr als die Hälfte besitzt dort ein eigenes Fahrzeug. Gleiches gilt für das angrenzende Blankenese. 1,9 Prozent Sozialhilfeempfänger stehen 6772 Pkw gegenüber, das sind 497 Autos pro 1000 Einwohner. Auch Iserbrook reiht sich ein: 414 Autos sind dort gemeldet, 5,1 Prozent der Bevölkerung bekommen staatliche Unterstützung.
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Ganz anders sieht es wiederum in Steilshoop in Hamburg-Mitte aus. Hier bekommen 22 Prozent der Einwohner Sozialhilfe, aber nur 288 von 1000 Menschen besitzen ein Auto. In Billwerder im Bezirk Bergedorf wird es noch deutlicher: 34,7 Prozent erhalten hier staatliche Unterstützung, aber auf 1000 Einwohner sind nur 235 Pkw angemeldet. Auf der Veddel in Hamburg-Mitte besitzen nur 193 von 1000 Menschen ein Auto, 24,5 Prozent der Einwohner sind wiederum auf Sozialhilfe angewiesen.
Spritpreise sind in den vergangenen Jahren sogar gesunken
Diese Beobachtungen werden unter anderem von Daten des Bundesverkehrsministeriums gestützt. In der alle fünf Jahre erscheinenden Studie „Mobilität in Deutschland“ zeigt sich: Je niedriger das Einkommen im Haushalt ist, desto eher haben die Menschen ein oder gar kein Auto. Haushalte mit sehr hohem Einkommen besitzen hingegen fast immer ein Auto, wenn nicht sogar zwei oder drei.
Doch obwohl arme Menschen im Durchschnitt weniger Auto fahren, sind es vor allem die Spritpreise, die sich in der Vergangenheit fast gar nicht verändert haben. Eine Übersicht des ADAC zeigt, dass die Dieselpreise zwischen 2014 und 2016 deutlich fielen, bevor sie in den vergangenen Jahren moderat anstiegen. 2011 kostete ein Liter Diesel demnach 1,32 Euro, 2019 nur noch 1,23 Euro. Ein Tiefpunkt war das Jahr 2016, in dem ein Liter im Durchschnitt nur auf 99 Cent kam.
Steigende Energiekosten: ÖPNV-Nutzer können hoffen
Wer sich kein Auto leisten kann, sondern auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hatte nicht so viel Glück. Die Preise für HVV-Tickets steigen seit 2009 leicht, aber kontinuierlich. Immerhin: Die Bundesregierung hat in ihrem Entlastungspaket auch den ÖPNV berücksichtigt und will für 90 Tage ein Monatsticket für gerade einmal neun Euro einführen. Wann und wie es beim HVV soweit sein wird, ist noch unklar. Zum Vergleich: Derzeit kostet eine Abo-Monatskarte für Hamburg AB 93,70 Euro.