Vom Krieg ans Pult: Hamburgs erste ukrainische Lehrerin
Es ist fast wie daheim in Lwiw. Tetjana Yahodka greift zur Kreide und wendet sich der Tafel zu. In großen Schwüngen schreibt sie „Herzlich Willkommen“ an die Tafel. Auf Ukrainisch. In kyrillischen Buchstaben. Yahodka unterrichtet eine der vier Internationalen Vorbereitungsklassen am Louise Weiss Gymnasium in Hamm, die die Kinder ein Jahr lang auf die Teilnahme am normalen Regelunterricht vorbereiten. Dabei ist es gerade mal drei Wochen her, dass Tetjana Yahodka selbst mit ihren zwei Kindern vor dem Krieg in der Ukraine floh. Alles, was ihnen lieb ist, mussten sie zurücklassen – den Ehemann und Vater, die Großeltern, die Freunde, die beiden Hunde, das schöne Zuhause. Die Anstellung in Hamm ist ein Lichtblick in all dem Leid.
Gerade mal drei Wochen ist es her, dass Tetjana Yahodka mit ihren zwei Kindern vor dem Krieg in der Ukraine floh. Alles, was ihnen lieb ist, mussten sie zurücklassen – den Ehemann und Vater, die Großeltern, die Freunde, die beiden Hunde, das schöne Zuhause. Jetzt gibt es einen Lichtblick in all dem Leid: Die Lehrerin aus Lwiw hat eine Anstellung gefunden – am Louise Weiss Gymnasium in Hamm.
Es ist fast wie daheim in Lwiw. Tetjana Yahodka greift zur Kreide und wendet sich der Tafel zu. In großen Schwüngen schreibt sie „Herzlich Willkommen“ an die Tafel. Auf Ukrainisch. In kyrillischen Buchstaben. Yahodka unterrichtet eine der vier Internationalen Vorbereitungsklassen am Louise Weiss Gymnasium, die die Kinder ein Jahr lang auf die Teilnahme am normalen Regelunterricht vorbereiten.
Tetjana Yahodka ist Hamburgs erste ukrainische Lehrerin
In Yahodkas Klasse sitzen Kinder aus Italien, Spanien, Ecuador oder Nigeria – und bereits 20 aus der Ukraine. Täglich werden es mehr. Yahodka unterrichtet die Kinder in Deutsch, was schon zu Hause ihr Schulfach war. Die ukrainischen Kinder erhalten zusätzlich von ihr sogenannten herkunftssprachlichen Unterricht. „Wir sprechen über unsere Geschichte, Kunst und Kultur, damit sie den Anschluss nicht verlieren“, sagt die Lehrerin. Die 38-Jährige hofft genau wie ihre Schüler und deren Eltern, so bald wie möglich wieder in die Heimat zurück kehren zu können. „Wenn der Krieg zu Ende ist.“
Es ist ein gewaltiger Kraftakt für das Hamburger Schulsystem. Zu den ohnehin schon jährlich steigenden Schülerzahlen sind seit Ende der Märzferien 1500 Kinder aus der Ukraine hinzugekommen. Die bisher bestehenden 237 Willkommensklassen wurden von der Stadt in Windeseile um 68 weitere aufgestockt. 42 zusätzliche sind bereits in Vorbereitung und sollen in den kommenden Tagen starten.
Schon an zehn Schulen in Hamburg gibt es ukrainisches Lehrpersonal
„Es ist nicht ganz einfach, in sehr kurzer Zeit an den Schulen zusätzliche Unterrichtsräume und Lehrkräfte zu gewinnen“, erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD) bei seinem Besuch am Louise Weiss Gymnasium am Montag. Umso dankbarer ist der Senator, dass viele teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte angeboten haben, ihre Stundenzahl zu erhöhen und umso größer die Freude über Menschen wie Tetjana Yahodka, die sich per Initiativbewerbung selbst ins Spiel gebracht hat.

Yahodkas Mail erreichte Schulleiter Sven Kertelheim während der Ferien. „Ich hab ihr gleich geschrieben, ob sie noch mehr Lehrerinnen kennt. Sie kannte keine, konnte aber über soziale Netzwerke welche finden“, so der Direktor. Und so werden neben Tetjana Yahodka noch zwei weitere Ukrainerinnen in diesen Tagen ihren Job als angestellte Lehrerinnen am Louise Weiss Gymnasium antreten. Die Berufsschule für Fahrzeugtechnik gleich nebenan hat auch schon zwei ukrainische Lehrkräfte angestellt. Insgesamt gibt es bereits an zehn Schulen in der Hansestadt ukrainische Pädagogen.
Hamburger Familie nahm die Lehrerin und ihre beiden Kinder bei sich zu Hause auf
Auch Tetjana Yahodkas Sohn (13) und Tochter (10) sind am Louise Weiss Gymnasium untergekommen. „Für die Kinder ist es besser, hier in Deutschland zu sein“, sagt die Mutter mit traurigem Blick. „Zu Hause gab es jeden Tag Alarm. Wir wohnen in der Nähe des Flughafens.“
Yahodka erzählt von dem Abschied von ihrem Mann, der das Land nicht verlassen darf und sich außerdem um die altersschwachen Großeltern kümmern muss. Von der 1300 Kilometer langen Fahrt, die sie von Lwiw nach Hamburg im eigenen Pkw mit den Kindern auf dem Rücksitz und dem Gepäck im Kofferraum hinter sich bringen musste. Von der Hamburger Familie, die sie und die Kinder mit offenen Armen aufnahm.
Das könnte Sie auch interessieren: Wie eine Hamburger Familie Geflüchtete aus der Ukraine aufnahm
„Sie haben ein Haus und konnten uns bei sich unterbringen“, berichtet Tetjana Yahodka. „Sie helfen uns mit allem. Wir sind dieser Familie so dankbar. Wir sind den Menschen in Hamburg so dankbar.“ Dann wird sie von ihren Gefühlen überwältigt, bricht ab und weint. Diese Lehrerin, das ist klar, ist für die ukrainischen Kinder in Hamburg ein wahrer Segen. Sie versteht, was ihre Schüler bewegt, sie hat das gleiche durchgemacht. Sie ist das Bindeglied zwischen der alten und der neuen Heimat. Nur wie lange – das weiß niemand.