Vom Büro aus gesteuert: Steht der neue Hamburger Fahrdienst auf der Kippe?
Was wie eine Simulation aussieht, passiert in echt: Per Bildschirm und Lenkrad kann das Auto aus der Ferne gesteuert werden. In der Hansestadt soll es bald den weltweit ersten Telefahr-Service geben. Dann können die Hamburger einen Wagen bestellen, selbst an Ziel fahren und das Auto anschließend bequem parken lassen. Allerdings: Die Genehmigung ist sehr kompliziert und braucht länger als gedacht. Steht das Projekt auf der Kippe?
Was wie eine Simulation aussieht, passiert in echt: Per Bildschirm und Lenkrad kann das Auto aus der Ferne gesteuert werden. In der Hansestadt soll es bald den weltweit ersten Telefahr-Service geben. Dann können die Hamburger einen Wagen bestellen, selbst an Ziel fahren und das Auto anschließend bequem parken lassen. Allerdings: Die Genehmigung ist sehr kompliziert und braucht länger als gedacht. Steht das Projekt auf der Kippe?
Vor einem Jahr stellte das Start-Up „Vay“ aus Berlin ein revolutionär klingendes Konzept in Hamburg vor. Wer über die App ein Elektrofahrzeug bucht, bekommt es ohne physisch anwesenden Fahrer direkt vor die Haustür gefahren. Dann fährt man selbst bis zu seinem Ziel. Aber anstatt sich dort auf die oft nervenaufreibende Suche nach einem Parkplatz zu machen, übernimmt ab dort wieder der Tele-Fahrer aus der Ferne. Der sucht einen geeigneten Abstellort oder düst weiter zum nächsten Kunden.
Tele-Fahrzeuge in Hamburg: Autos aus der Ferne gesteuert
Ab 2022 schon sollte es damit richtig losgehen, hieß es damals bei der Präsentation. Eine sehr kurze Zeit angesichts der Tatsache, dass ferngesteuerte Autos bislang im deutschen Gesetz gar nicht vorkommen. Wie „Nahverkehr Hamburg“ berichtete, wird das jetzt aber voraussichtlich nicht der Fall sein. Auf MOPO-Nachfrage bestätigte Unternehmenssprecherin Anja Rechtsteiner dass „angesichts der Komplexität des Zulassungsverfahrens“ nicht sicher sei, ob die Fahrzeuge noch in diesem Jahr buchbar sein werden.

„Es handelt sich verkehrstechnisch und verkehrsrechtlich um ein sehr komplexes Verfahren, das weltweit einmalig ist und keine vergleichbaren Vorbilder hat“, betont auch Verkehrsbehörden-Sprecher Dennis Krämer. Hamburg sei hier ein Vorreiter. „Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hat die Gründlichkeit des Verfahrens oberste Priorität.“
Mobilität in Hamburg: So funktionieren die Tele-Autos
Die Elektroautos sind mit mehreren Kameras ausgestattet, die dem Tele-Fahrer einen 360-Grad-Blick ermöglichen. Die Technik läuft über den Mobilfunk-Standard4G, wobei mehrere Netze genutzt werden, um sicherzustellen, dass es nicht zu Verbindungsfehlern kommt. „Die technischen Fragen im Genehmigungsverfahren befinden sich seitens der Verkehrsbehörde vor dem positiven Abschluss“, kann Krämer bereits mitteilen.
Bleiben noch die straßenverkehrsrechtlichen Fragen, die wiederum bei der Innenbehörde liegen. Polizeisprecher Thilo Marxsen bestätigt, dass die Polizei in Punkto Verkehrssicherheit die Entwicklung des Projekts eng begleiten werde. Problem scheint hier ebenfalls die weltweite Einzigartigkeit des Projekts, denn „der Polizei liegen derzeit keine Erkenntnisse über die Auswirkungen des teleoperierten Fahrens vor“, sagt Marxsen.
Hier sollen die Tele-Autos von „Vay“ in Hamburg fahren
Als Startort für die Vay-Autos wurde bereits im vergangenen Jahr der Bezirk Bergedorf auserkoren. Der Polizeisprecher wird jetzt noch genauer: Als erstes werden die Tele-Fahrer im Stadtteil Nettelnburg unterwegs sein. Grund dafür ist die von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) so oft zitierte „letzte Meile“, die in den äußeren Hamburger Gebieten den Weg von der Haustür bis zum nächsten Öffi-Haltepunkt schließen soll. Ein Beispiel dafür war auch der autonome Shuttle „emoin“ der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, der im Jahr 2021 für sechs Wochen in Bergedorf unterwegs war.

Tatsächlich sind die Testfahrzeuge von „Vay“ laut der Sprecherin bereits seit etwa zwei Jahren überall in Hamburg unterwegs – offensichtlich ohne groß aufzufallen. Dort ist allerdings noch ein Sicherheitsfahrer mit an Bord. Ab wann diese dann nur noch vor dem Bildschirm in der Ferne sitzen, ist allerdings unklar. Buchbar soll das Angebot dann über die HVV-Switch-App sein.