Tausende Euro Nachzahlung: So wehren sich Hamburger gegen die Heizkostenlawine
Viele zittern schon seit Monaten, jetzt ist es so weit: Die Heizkostenabrechnung für 2022 hat die meisten Hamburger Haushalte erreicht. Und die hat es aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise ganz schön in sich. Nachzahlungsforderungen in vierstelliger Höhe sind keine Seltenheit. Viele Vermieter schlagen Profit aus der Situation: Jede zweite Heizkostenabrechnung ist fehlerhaft, sagt der Mieterverein. Das kostet die Hamburger im Jahr zwölf Millionen Euro. Zwei besonders üble Fälle – und wie man sich gegen unberechtigte Forderungen wehren kann.
Viele zittern schon seit Monaten, jetzt ist es so weit: Die Heizkostenabrechnung für 2022 hat die meisten Hamburger Haushalte erreicht. Und die hat es aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise ganz schön in sich. Nachzahlungsforderungen in vierstelliger Höhe sind keine Seltenheit. Viele Vermieter schlagen Profit aus der Situation: Jede zweite Heizkostenabrechnung ist fehlerhaft, sagt der Mieterverein. Das kostet die Hamburger im Jahr zwölf Millionen Euro. Zwei besonders üble Fälle – und wie man sich gegen unberechtigte Forderungen wehren kann.
„Die Abrechnung hat mir die Sprache verschlagen“, sagt Jutta Francke (84) aus Hamm, ehemalige kaufmännische Angestelle. Im April rechnete der Vermieter der Rentnerin vor: Sie solle 1166,08 Euro für Nebenkosten nachzahlen. „Sonst waren es nicht einmal 100 Euro“, so die 84-Jährige. „Ich wusste, dass da etwas nicht stimmen kann, aber aus Angst vor Konsequenzen habe ich unter Vorbehalt bezahlt. Mit meinem Geburtstagsgeld, ich habe sonst nicht so viel.“
Mieterverein: „Jede zweite Abrechnung ist fehlerhaft!“
Ein guter Freund empfahl der Witwe, beim „Mieterverein zu Hamburg“ Hilfe zu suchen. Der hat gerade alle Hände voll zu tun: „Seit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise geraten auch Haushalte, die man sonst der Mittelschicht zuordnen würde, in die Bredouille“, sagt der Vorsitzende Ralf Bosse.
Jutta Francke konnte der Verein helfen: „Wir haben berechnet, dass 300 Euro Nachzahlung gerechtfertigt wären“, so Bosse. „Die Abrechnungsposten des Vermieters lagen weit über dem Hamburger Durchschnitt oder waren formal unwirksam.“
Und auch sonst machen Vermieter einiges falsch. Oft in der Hoffnung, dass die Mieter es nicht merken. „Unserer Erfahrung nach ist jede zweite Nebenkostenabrechnung fehlerhaft. Angesichts der letztjährigen Explosion der Energiekosten müssen Mieter:innen besonders kritisch sein!“, so Bosse.

Er legt mehrere Beispiele vor: Mal haben die Vermieter falsch kalkuliert und versuchen ungerechtfertigt, ihre Mehrkosten auf die Mieter abzuwälzen. Mal sind die Dezemberentlastungen nicht ausgewiesen. Mal gibt es keinen Wärmemengenmesser.
Die SAGA-Mieter mit Gasheizungen (etwa 55.000 Haushalte) haben Nachzahlungsforderungen in Höhe von bis zu 2000 Euro bekommen, weil die städtische Wohnungsgesellschaft einen „sehr spekulativen“ Vertrag mit der Stadtwerke Flensburg geschlossen hat, wie Rolf Bosse erläutert. „Es stellt sich die Frage, ob sie die Treuepflichten für ihre Mieter:innen nicht verletzt hat. Wir erwarten nun von der SAGA, dass sie Lösungen findet.“
Vermieter wälzt Gewerbenebenkosten auf Privatmieter ab
Der Fall von Jutta Asmussen (71) ist besonders skurril: Sie lebt seit 45 Jahren über dem Einkaufszentrum Steilshoop. Jedes Jahr versuchen die Vermieter, sie und ihre Nachbarn auf die gleiche Art und Weise abzuzocken: Sie wollen ihnen die Nebenkosten für das größtenteils leerstehende EKZ unterjubeln. Denn zahlende Gewerbetreibende gibt es nicht mehr genug. „3625,10 Euro wollten sie in diesem Jahr haben“, sagt Asmussen.

Was empfehlen Mieterverein und Sozialverband denjenigen Hamburgern, die ihre Nachzahlung nicht stemmen können? „Sobald die Betriebskostenabrechnung im Briefkasten liegt, sollten betroffene Mieter direkt bei ihrem Amt einen Antrag auf Übernahme der Nachzahlung stellen“, heißt es. „Arbeitnehmer und Bürgergeldempfänger wenden sich in diesem Fall an das örtliche Jobcenter. Für Rentner ist das Grundsicherungsamt der richtige Ansprechpartner.“
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Wer den Verdacht hat, dass bei seiner Abrechnung irgendetwas faul ist, sollte zunächst direkt das Gespräch mit seinem Vermieter suchen und, wenn das nicht zum Erfolg führt, die Hilfe einer Beratungsstelle wie dem „Mieterverein zu Hamburg“ suchen.