Mieter in Angst: SAGA will 180 Wohnungen abreißen
Am Wandsbeker Friedrich-Ebert-Damm sind vier große SAGA-Wohnblocks seit eineinhalb Jahren eingerüstet. Die Bewohner leiden zunehmend unter der Maßnahme, die angeblich Dacharbeiten dienen sollte. Jetzt wurde klar: Auf dem Gerüst hat nie auch nur ein einziger Handwerker gestanden – und der Vorwurf steht im Raum, die SAGA habe die Gebäude absichtlich verfallen lassen. Was geplant ist und wie Mieter vertröstet werden sollen.
Am Wandsbeker Friedrich-Ebert-Damm sind vier große SAGA-Wohnblocks seit eineinhalb Jahren eingerüstet. Die Bewohner leiden zunehmend unter der Maßnahme, die angeblich Dacharbeiten dienen sollte. Jetzt wurde klar: Auf dem Gerüst hat nie auch nur ein einziger Handwerker gestanden – und der Vorwurf steht im Raum, die SAGA habe die Gebäude absichtlich verfallen lassen.
Gut ein Dutzend Anwohner steht vor der „Narzisse“, der urigen Kneipe an der Ecke Friedrich-Ebert-Damm/Narzissenweg. Sie sind wütend und ratlos. Seit Mai 2021 sind ihre vier großen SAGA-Wohnblocks mit den Nummern 39 bis 77 eingerüstet – eine zunehmende Belastung. „Es ist hässlich und Passanten stellen ihren Müll auf dem Gerüst ab. Außerdem ist der Fußgängerweg durch die Gerüste schmaler. Man muss befürchten, jederzeit von einem vorbeirasenden Radfahrer erfasst zu werden“, sagt Anwohner Ferdinand Hammann.
SAGA will die Häuser nicht sanieren – sondern abreißen
Er hat sich im vergangenen Jahr an die SAGA gewandt, um den Grund für die Aufstellung des Gerüstes zu erfahren. Zunächst war von Dacharbeiten die Rede. „Wegen dieser Arbeiten haben sie dann auch den Innenhof gesperrt und verboten, ihn zu benutzen“, berichtet Ferdinand Hammann. An diesem Nachmittag können er und eine Nachbarin der MOPO den Hof zeigen – eine Tür steht offen. „Die hat der Hauswart wohl vergessen. Wenn der herausfindet, dass wir hier waren, ist die wieder zu“, sagt Hammann. Die Schaukel auf dem Spielplatz ist gesperrt. „Die durften die Kinder seit dem ersten Lockdown gar nicht mehr benutzen“, sagt seine Nachbarin, die mit ihren beiden Kindern in einem der Häuser wohnt.

Laut einem Schreiben aus dem Juli versteht die SAGA, „dass die Nichtnutzungsmöglichkeit des Spielplatzes (…) erschwerend ist“ und verweist auf andere Spielmöglichkeiten in der Nähe. Auch habe man „die allgemeine Verärgerung über die Dauereinrüstung des Gebäudes“ vernommen.
Wie lange die Arbeiten noch dauern, könne man noch nicht abschätzen. Erst auf mehrmaliges Drängen der Anwohner und der Linken stellte sich heraus: Die SAGA plant gar keine Dacharbeiten, sondern den Abriss der Wohnblocks. Die Gerüste stehen lediglich aus Sicherheitsgründen – um Passanten vor herabfallenden Dachziegeln zu schützen.
Mieter sollen noch vier Jahre mit den Gerüsten leben
„Die SAGA hat die Gebäude absichtlich verfallen lassen“, sagt Gernot Schulz (Linke) aus dem Umwelt- und Bauausschuss in Wandsbek. „Jetzt müssen 180 Haushalte darunter leiden.“ In mehreren Schreiben versichert die SAGA, die Bewohner bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Auch die Umzugskosten werde man übernehmen. Gegenüber der MOPO hebt das Wohnungsunternehmen die Vorteile des geplanten Neubaus hervor: „Durch die höhere Geschossigkeit kann wesentlich mehr Wohnraum geschaffen werden. Aus 180 werden 210 Wohnungen, und das öffentlich gefördert. Es wird Aufzüge, besseren Schallschutz und bessere Belichtung geben.“
Der Beginn der Baumaßnahmen ist für 2026 geplant. Bis dahin sollen die Bewohner mit dem Gerüst und ohne Hof leben. „Das darf nicht sein“, sagt Gernot Schulz von den Linken. „Hier bedarf es dringend einer besseren Organisation.“
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Die Bewohner sehen in der gesamten Maßnahme keine Vorteile. „Eine so gute und bezahlbare Wohnung in so einer guten Lage werden wir sicher nicht mehr finden“, sagt Ferdinand Hammann. „Wir wollen uns das nicht gefallen lassen.“ Das letzte Wort ist in dieser Sache wohl noch nicht gesprochen.