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  • Svenja Böhm vor ihrem Laden „Captain Svenson“ in der Schanze.
  • Foto: Patrick Sun

Vielen geht die Puste aus: Diese Hamburgerin muss ihren Laden jetzt schließen

Sternschanze –

„Wir müssen noch ein bisschen durchhalten“ – nach jeder Minister-Runde rückt das Licht am Ende des Tunnels wieder ein Stückchen weiter in die Ferne. Der Lockdown nimmt kein Ende, kurzen Öffnungsphasen folgen erneute Schließungen. Das hat Konsequenzen: Irgendwann sind Geld und Energie einfach aufgebraucht. Und so muss die Hamburgerin Svenja Böhm (33) ihren kleinen Laden in der Schanze jetzt schließen.

Svenja Böhm blickt aus dem Schaufenster und hebt die Hand, weil am Fenster jemand vorbei geht, den sie kennt. In ihrem 2018 eröffneten Laden „Captain Svenson“ mitten in der Schanze ist sie umgeben von bunten Postkarten mit starken feministischen Sprüchen, nachhaltigen Klamotten, Schminke und Accessoires. Hier geht es um „Female Power“, also die weibliche Kraft. Die ist ihr in den vergangenen quälenden Monaten abhanden gekommen: „Wir schließen!“ steht in großen Lettern auf der Scheibe.

Der Ausverkauf des Ladens „Captain Svenson“ wird jetzt hauptsächlich online stattfinden.

Der Ausverkauf des Ladens an der Bartelsstraße wird hauptsächlich online stattfinden. 

Foto:

Patrick Sun

Hamburg: Mit der Corona-Pandemie kam die Panik

2020 sollte ihr Jahr werden. Sie hatte endlich zwei Aushilfen, die ihr ein wenig Arbeit abnehmen sollten, damit sie nach zwei Jahren Dauerarbeit mal ein wenig ausspannen konnte. „Ich habe kaum Urlaub gemacht und meine ganze Kraft und Energie in mein Baby gesteckt“, sagt Svenja Böhm im Gespräch mit der MOPO. Die Pandemie überraschte sie an einem Punkt, an dem sie bereits am Limit war.

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In den Öffnungsphasen im vergangenen Sommer ging es kurz ein wenig bergauf, aber durch die fehlenden Touristen blieb das große Geschäft aus. „Bei den Hilfsgeldern bin häufig durchs Raster gefallen“, sagt sie. Sie habe immer gerade so viel Umsatz gemacht, dass es für die Hilfen zu viel war, für sie zum Leben aber nicht ausreichte. Ihr erlernter Beruf als Radiomoderatorin konnte zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes decken.

Hamburger CDU fordert weiteres Hilfsprogramm für Einzelhändler

Wie ihr geht es vielen Hamburgern. Im vergangenen Jahr brachen die Umsätze ein, wurden Corona-Hilfen abgelehnt oder ließen auf sich warten. Die CDU-Fraktion fordert in einem aktuellen Antrag in der Bürgerschaft den rot-grünen Senat auf, ein Hilfsprogramm zu erlassen, das über die jetzigen Hilfen hinausgeht. „Die reine Erstattung eines Großteils der Fixkosten über die Überbrückungshilfen ohne jegliche Einnahmen reichen für viele Einzelhändler nicht aus, um das Geschäft über Wasser zu halten und gleichzeitig die eigenen Lebenshaltungskosten aufzubringen“, sagt David Erkalp, Fachsprecher für Handel und Tourismus der CDU.

„Ich war noch lange optimistisch, aber man kann ohne eine Perspektive einfach nicht planen“, sagt Böhm. Im Dezember machte sie noch neue Pläne für die Zeit der Lockerungen. Doch die ließen auf sich warten. Woche um Woche wurde der Lockdown verlängert – die Energie und das Geld waren aufgebraucht. Diese Unsicherheit überfordert sie. „Das letzte Jahr hat so viel Kraft gekostet“, sagt sie. „Dass ich jetzt auf die Bremse trete, hat vor allem auch was mit Selbstschutz zu tun.“

Hamburg: Vom Laden in der Schanze zum Onlineshop

Wie die letzten Tage oder Wochen in ihrem Laden aussehen, kann sie noch nicht sagen. Der Ausverkauf läuft zum Teil über ihren Onlineshop, den sie eigentlich nur eingerichtet hatte, um Touristen die Möglichkeit zu geben, auch von zu Hause bei ihr bestellen zu können. „Jetzt, wo ich den Laden schließe, ist es schön, zumindest einen Teil noch zu haben“, sagt sie. 

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