Stefan Kluge demonstriert die Funktion eines Beatmungsgeräts
  • Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE.
  • Foto: dpa

Viele Neuinfektionen, wenige Tote: Hamburger Experte erklärt, wie das zusammenpasst

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus liegt in Hamburg seit einigen Wochen wieder auf einem sehr hohen Niveau. 251 zusätzliche Fälle sind es am Montag. Die Zahl der Menschen, die an dem Virus sterben, bleibt aber seit einem Monat gleich. Wie passt das zusammen? Die MOPO hat bei einem Experten des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) nachgefragt. 

„Bei einer COVID-19-Infektion dauert es durchschnittlich zehn Tage nach Symptombeginn, bis sich bei zwei bis drei Prozent der Infizierten eine so schwere Lungenentzündung entwickelt, dass eine Patientin oder ein Patient auf die Intensivstation verlegt werden muss“, sagt Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des UKE.

Hamburg: Experte erklärt niedrige Corona-Sterberate

Schwer kranke Patienten mit Beatmung blieben im Schnitt zwei bis drei Wochen auf der Intensivstation. „Oft ereignen sich Todesfälle erst im Verlauf des Krankenhausaufenthaltes, insofern hinken die Zahlen zu den verstorbenen Patientinnen und Patienten immer um mehrere Wochen den Infektionszahlen hinterher.“

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241 Todesfälle gab es in Hamburg bisher durch das Coronavirus (Stand: 2. November). Aktuell werden 163 Corona-Patienten in Hamburger Krankenhäusern behandelt, davon 40 auf einer Intensivstation.

Video: Corona in Hamburg – Fallzahlen steigen

Corona in Hamburg: Auch immer mehr Ältere betroffen

Nicht nur aufgrund des Krankheitsverlaufs, sondern auch ausgehend vom steigenden Durchschnittsalter der Erkrankten, könnte sich die Lage noch ändern. Die größte Gruppe der Infizierten machen in Hamburg derzeit weiterhin die 20 bis 40-Jährigen aus. Die Infektionszahlen in den höheren Altersgruppen steigen allerdings wieder an. Schon vor zwei Wochen mahnte der Senat, dass die Gruppe der über 70-Jährigen bei den Fallzahlen erneut eine größere Rolle spiele.

Über diese Altersgruppe sagte Kluge, sie hätten ein Todesrisiko von über 50 Prozent. Weiterhin betonte er, ein Blick auf die derzeit nur langsam steigende Zahl der Todesopfer tauge nicht zur Einschätzung der aktuellen Lage. „Wir müssen auf die Zahl der Intensivpatienten gucken. Dann wissen wir, wohin die Reise geht.“

Auswirkung der hohen Corona-Zahlen erst in einigen Wochen

Aufgrund der dramatische Lage gilt ab Montag ein Teil-Lockdown. Gastronomie und Kultureinrichtungen müssen schließen. Treffen sind nur noch mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten erlaubt – Ausnahmen gibt es für direkte Familienangehörige und Kinder unter 12. Einige Krankenhäuser der Stadt lassen von sich aus keine Besucher mehr zu.

Das Virus breite sich unentdeckt über mehrere Personen aus und tauche dann durch eine symptomatische Person plötzlich irgendwo auf, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Freitag. „Es gibt keine Sicherheit, dass irgendein Bereich nicht daran beteiligt ist“, so Tschentscher. Wahrscheinlich wird sich erst in einigen Wochen zeigen, welche Auswirkungen die zahlreichen Neuinfektionen wirklich auf die Lage in den Krankenhäusern haben.

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