Viele Kündigungen: Tierheim kann Hunde nicht mehr aufnehmen
Dramatische Personalnot im Tierheim Süderstraße: Zeitweise konnte der Hamburger Tierschutzverein (HTV) seinen Vertrag mit der Stadt nicht mehr erfüllen und musste erstmals einen Aufnahmestopp für behördlich sichergestellte Hunde verhängen. Nach MOPO-Informationen wird der Verein derzeit von einer massiven Kündigungswelle überrollt und kann die Spät- und Nachtschichten nicht mehr durchgehend besetzen.
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Dramatische Personalnot im Tierheim Süderstraße: Zeitweise konnte der Hamburger Tierschutzverein (HTV) seinen Vertrag mit der Stadt nicht mehr erfüllen und musste erstmals einen Aufnahmestopp für behördlich sichergestellte Hunde verhängen. Nach MOPO-Informationen wird der Verein derzeit von einer massiven Kündigungswelle überrollt und kann die Spät- und Nachtschichten nicht mehr durchgehend besetzen.
Seit 2021 sollen rund 20 Mitarbeiter dem Verein den Rücken gekehrt haben, teilweise, weil ihre Verträge ausliefen, darunter Tierpfleger, aber auch Führungskräfte wie die langjährige Leiterin des Tierheims, Tierärztinnen und die Leiterin der Tierschutzberatung. Die Mitarbeiterin für Nachlassangelegenheiten soll zum September gekündigt haben.
Tierpflegerinnen und andere Fachkräfte aus dem Tierschutz können sich die Jobs derzeit aussuchen, und der HTV konkurriert mit Arbeitgebern wie Tierarztpraxen, die mehr Geld und Arbeiten ohne Nachtschichten bieten. Und Tierliebe alleine reicht nicht für die Arbeit in der Süderstraße: „Nicht alle Neueinstellungen waren ein Erfolg“, so HTV-Sprecher Sven Fraass zur MOPO: „Gerade Ungelernte unterschätzen die körperliche und auch mentale Herausforderung in der Tierpflege sowie in den Spät- und Nachtdiensten.“
Hamburger Tierschutzverein: Nachtschichten bleiben unbesetzt
Das Tierheim des Tierschutzvereins dient der Stadt als eine Art „Fundbüro für Tiere“ und ist vertraglich verpflichtet, etwa Hunde, die Behörden aus schlechter Haltung sicherstellen, oder deren Haltung verboten ist, aufzunehmen, und zwar rund um die Uhr. Für den Service zahlte die Stadt etwa im Jahr 2020 mehr als zwei Millionen Euro, wie aus einer Senatsanfrage der CDU hervorgeht.
Wenn aber kaum jemand unter den HTV-Mitarbeitern die unattraktiven Spät- und Nachtdienste im Tierheim übernehmen will und dann noch Corona-Ausfälle hinzukommen, dann bleiben Schichten auch mal unbesetzt und die Stadt wird ihre sichergestellten Vierbeiner nicht los.
Als Ersatz dient derzeit das Tierzentrum Neu Wulmstorf, das in den einstigen Tierversuchsanlagen des Skandal-Labors LPT im Ortsteil Mienenbüttel entstanden ist. Hierhin wurden am 8. Juli sechs sichergestellte Hunde gebracht: Jagdterrier, Mittelasiatischer Schäferhund, Labrador-Mix, Schäferhund-Husky-Mix, Golden Retriever, Amstaff-Terrier-Mix, wie Dennis Sulzmann, Sprecher der Behörde für Verbraucherschutz, auf MOPO-Nachfrage erklärt. Zehn weitere Hunde seien am Donnerstag von Behördenmitarbeitern nach Neu Wulmstorf gebracht worden.
Personalmangel im Tierheim Süderstraße
Nicht nur die Stadt bekommt den Personalmangel im Tierheim zu spüren, wie Sven Fraass erklärt: „Phasenweise können wir keine Haustiere von Privat als Abgabe zur Weitervermittlung aufnehmen, wenn kein Notfall vorliegt – da wir aus logistischen und personellen Gründen unsere Kapazitätsgrenze erreicht haben, was aus dem Wegfall von 150 Katzen-Plätzen resultiert, die im evakuierten Alten Katzenhaus vorhanden waren.“
Besserung ist kaum in Sicht. HTV-Geschäftsführerin Petra Hoop befürchtet gar, dass es bald wieder zu kurzzeitigen Aufnahmestopps kommen wird: „Uns fehlen einfach die Leute und wir können sie nicht herzaubern. Und ja, auch wenn wir es nicht wollen und mit allen Mitteln dagegen kämpfen, haben wir Sorge, unseren Tieren bald nicht mehr gerecht werden zu können und darüber hinaus bald gewisse Tiere nicht mehr aufnehmen zu können.“
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Sie macht auch die veränderten Ansprüche von Nachwuchskräften für den eklatanten Personalmangel verantwortlich: „Auch wir merken, dass für die jungen Generationen eine traditionelle 40-Stunden-Woche oftmals nicht mehr in Frage kommt. Gefordert werden Teilzeit-Modelle, flexible Arbeitszeiten und faire Gehälter.“
Der Verein habe bereits die Gehälter der Tierpfleger erhöht. Das Einstiegsgehalt ausgelernter Tierpfleger beläuft sich im HTV jetzt auf 2350,35 Euro/Monat brutto – für die ersten zwei Jahre nach der Ausbildung.
Wer sich für eine Arbeit beim Tierschutzverein interessiert, findet hier Informationen zur Bewerbung.