Hier war mal Europas größtes Kino – bald gibt’s die Haspa-Zentrale mit Palmenhalle
Meisterwerk der „Stromlinien-Moderne“. Größtes Kino Europas. Britischer „Victory-Club“ und bald neue Zentrale der Hamburger Sparkasse (Haspa). Das Deutschlandhaus am Gänsemarkt ist ein Gebäude mit bewegter Geschichte – und verheißungsvoller Zukunft.
Meisterwerk der „Stromlinien-Moderne“. Größtes Kino Europas. Britischer „Victory-Club“ und jetzt neue Zentrale der Hamburger Sparkasse (Haspa). Das Deutschlandhaus am Gänsemarkt ist ein Gebäude mit bewegter Geschichte. Gestern war Richtfest für den vom Hamburger Star-Architekten Hadi Teherani entworfenen Neubau.
Stolz blickten die beiden jüdischen Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld am 21. Dezember 1929 auf ihr Werk. In ihrem Deutschlandhaus an der Ecke Valentinskamp / Dammtorstraße eröffnete der UFA-Palast. Die größten deutschen Filmstars fuhren in Mercedes- oder Horch-Limousinen vor. Hunderte Schaulustige jubelten. Mit 2665 Plätzen war das Lichtspieltheater eines der prächtigsten Europas – und das neu gebaute Kontorhaus, in dem es sich befand, suchte in den 1920er Jahren in Deutschland seinesgleichen.
Hamburg: Die Geschichte des Hauses „Victory Club“
1944 wurde das Bauwerk von Bomben getroffen. 1945 zogen die britischen Besatzer ein und nannten das Deutschlandhaus „Victory Club“. Dort genossen schottische Offiziere im Kilt ihren Whiskey und täglich wurden bis zu 15.000 Mahlzeiten an die Soldaten ausgegeben, die auch eine „Beer-Taverne“ gern besuchten.
Nach dem Auszug der Briten 1952 kam es ab 1975 zu eher misslungenen Umbauten. Deswegen stellte das Denkmalschutzamt das für die Entwicklung der Hamburger Innenstadt prägende Gebäude nicht unter Schutz.
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2017 dann wurden Abrisspläne bekannt und die MOPO veröffentlichte einen Standpunkt: „Rettet das Deutschlandhaus“. Überregionale Medien griffen das Thema auf, der Denkmalverein protestierte. Immobilien-Eigentümer ABG zeigte sich beeindruckt und zollte dem architektonischen Erbe des Deutschlandhauses plötzlich Respekt. Statt eines 08/15-Neubaus mit viel Glas, entwarf Hadi Teherani auf Wunsch der Bauherren seinen ersten Backstein-Bau überhaupt. Zwar sagte der Star-Architekt über den Altbau: „Das ist ein plumper Elefant“. Doch dann präsentierte er einen Entwurf, der dem historischen Vorbild sehr nahe kam, so Teherani: „Mit meinem Entwurf erzähle ich eine sensible Story. Darin steckt ganz viel Raffinesse.”
„Prägendes Stück Hamburger Baugeschichte verschwunden“
Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein sieht das anders, trauert dem verschwundenen Altbau hinterher: „Damit ist ein prägendes Stück Hamburger Baugeschichte verschwunden“.
Einer der den Neubau wiederum auf Anhieb attraktiv fand, war Haspa-Chef Harald Vogelsang. Der MOPO sagte er gestern beim Richtfest, an dem auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) teilnahm: „Wir schaffen hier die attraktivsten Arbeitsplätze Hamburgs“. Künftig werden dort 1500 Mitarbeiter tätig sein und im Inneren auf eine rund 40 Meter hohe „Palmenhalle“ mit einem Wasserlauf schauen. Im Erdgeschoss entsteht die mit 1200 Quadratmeter größte Haspa-Filiale Hamburgs. Außerdem werden im Deutschlandhaus ein „Blockhouse“ eröffnen und 30 Mietwohnungen errichtet.