Schwere Vorwürfe gegen Hamburger NDR-Chefin – das steckt dahinter
Hat die Chefin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg die Berichterstattung des Senders zugunsten ihrer Tochter beeinflusst? Wieder gibt es schwere Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Sabine Rossbach. Nun machte sogar der NDR selbst heikle Details zu internen E-Mails öffentlich. Was steckt dahinter?
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Hat die Chefin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg die Berichterstattung des Senders zugunsten ihrer Tochter beeinflusst? Wieder gibt es schwere Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen Sabine Rossbach. Nun machte sogar der NDR selbst heikle Details zu internen E-Mails öffentlich – und es ermitteln interne Korruptionswächter.
„Sollten wir haben“, „Mit der Bitte um Berichterstattung“ – mit diesen Anmerkungen soll die Direktorin des Funkhauses Hamburg, Sabine Rossbach, in internen E-Mails Themen an die „Hamburg Journal“-Redaktion weitergeleitet haben, berichtet jetzt NDR Info. Das Heikle daran: Die Themen wurden von der PR-Agentur „Hesse und Hallermann“ an den NDR herangetragen, die der älteren Tochter von Rossbach gehört.
Hamburger NDR-Chefin: Profitierte ihre Tochter?
Hat die NDR-Hamburg-Direktorin somit aktiv zugunsten ihrer Tochter in die Berichterstattung des Senders eingegriffen? NDR Info zufolge haben Redaktionsmitglieder von „Hamburg Journal“ die Anmerkungen jedenfalls als klaren Auftrag ihrer Chefin verstanden.
Dass Rossbachs Tochter die Inhaberin der PR-Agentur ist, ist schon länger bekannt. Bereits 2017 ist die MOPO Hinweisen darauf nachgegangen, dass im NDR auffällig oft und ausführlich über Kunden von „Hesse und Hallermann“ berichtet wird. Damals hatte der NDR eine Einflussnahme durch Rossbach zurückgewiesen, da diese keine direkte Verantwortung für die Sendung trage.
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Nun hat „Business Insider“ kritisiert, dass in den Jahren 2014 bis 2019 mehrere Berichte über Kunden der PR-Agentur in der NDR-Berichterstattung gelangten, darunter eine Dinnershow der Promiköchin Cornelia Poletto oder der „Blankeneser Neujahrsempfang“. „Das ist Filz”, zitiert das Magazin dazu einen anonymen NDR-Journalisten.
NDR: Anti-Korruptionsbeauftragte soll jetzt prüfen
Die PR-Agentur wirbt auf ihrer Internetseite: „Wir steuern die Berichterstattung in Print, TV, Radio und Internet in die von Ihnen gewünschte Richtung und stellen sicher, dass Ihr Anliegen nachhaltig zum Gesprächsthema wird.“ Eine Einflussnahme über die Mutter der Agenturchefin wird zurückgewiesen, schließlich hätten auch andere Medien über die jeweiligen Themen berichtet.
Auch der NDR hatte zunächst erklärt, dass die zuständige Redaktion entscheide, ob ein Thema Eingang in die Berichterstattung finde. Bei den Beispielen habe es sich um Themen allgemeinen Interesses gehandelt. Am Samstag erklärte der NDR nun allerdings, dass die Anti-Korruptionsbeauftragte des Senders prüfe, wie die Themen ins Programm des NDR gelangten.
Nach scharfer Kritik: Das sagt Rossbach
Rossbach wies die Vorwürfe zurück. Sie leite häufig Themenangebote an die Redaktionen weiter, darunter auch vereinzelt Pressemitteilungen der Agentur ihrer Tochter. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich Redaktionen aufgefordert, gegen journalistische Standards zu entscheiden“, sagt sie der MOPO. Dies sei nach ihrer Einschätzung auch nicht geschehen. Und: „Sollte in der Redaktion der Eindruck entstanden sein, dass die Kunden meiner Tochter bevorzugt behandelt werden sollen, bedaure ich das. In Zukunft möchte ich aktiv zu einer besseren Kommunikation innerhalb der Redaktion beitragen.“
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Es ist nicht das einzige Mal, dass Rossbach vorgeworfen wird, ihre Angehörigen hätten von ihrer Stellung beim NDR profitiert. Bereits im August gab es Kritik an einem Beratervertrag des NDR 1 Niedersachsen mit ihrem Ehemann Dieter Petereit.
Anmerkung der Redaktion: Die Stellungnahme von Sabine Rossbach wurde nachträglich ergänzt.