Verspätungen, Ausfälle, genervte Fahrgäste: Riesenärger über diese Schrott-Busse
Sie sehen auf den ersten Blick aus wie Busse der Hochbahn – bei näherem Hinsehen können die Fahrgäste allerdings den Schriftzug „Umbrella“ erkennen. Seit Oktober 2022 übernimmt dieses Unternehmen im Auftrag der Stadt Schienenersatzverkehre (SEV) und ist auch auf den Strecken der regulären Linien unterwegs. Allerdings häufen sich die Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle – aber auch über den miesen Zustand der Busse. Warum arbeitet die Hochbahn mit diesem Unternehmen zusammen?
Sie sehen auf den ersten Blick aus wie Busse der Hochbahn – bei näherem Hinsehen können die Fahrgäste allerdings den Schriftzug „Umbrella“ erkennen. Seit Oktober 2022 übernimmt dieses Unternehmen im Auftrag der Stadt Schienenersatzverkehre (SEV) und ist auch auf den Strecken der regulären Linien unterwegs. Allerdings häufen sich die Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle – aber auch über den miesen Zustand der Busse. Warum arbeitet die Hochbahn mit diesem Unternehmen zusammen?
„Der Fuhrpark von denen ist eine absolute Katastrophe“, erzählt ein ehemaliger „Umbrella“-Fahrer, der lieber anonym bleiben möchte. „Einige der Busse sind ohne angezeigte Liniennummer unterwegs, manche haben statt der Anzeige nur ein Pappschild vorne drin und manche fahren nachts sogar ohne Licht.“
„Umbrella“-Busse übernehmen Schienenersatzverkehr für die U2
Er hat Fotos davon gesammelt: Da ist unter anderem ein Bus zu erkennen, der für den U2-SEV zwischen Legienstraße und Rauhes Haus im Einsatz ist. Seit Mai fahren auf diesem Abschnitt aufgrund der U4-Verlängerung Busse im Drei-Minuten-Takt. Das ist allerdings nur bei genauem Hinsehen zu erkennen, da nur ein kleines viereckiges Pappschild am Rand der Scheibe klebt.

Auf anderen Bildern ist zu sehen, wie ein Bus von „Umbrella“ gsnz ohne Zielanzeige, ein anderer sogar ohne Lichter im Dunkeln unterwegs ist. „Das ist doch absolut fahrlässig“, kritisiert der vormals dort Beschäftigte. Dazu kommt: Seit Mai gingen bei der Hochbahn bereits 131 Beschwerden allein über die 27 im U2-SEV eingesetzen „Umbrella“-Busse ein.

„Die häufigsten Beschwerden bezogen sich auf das Kapazitätsangebot, Fahrtenausfälle, Verspätungen und Unhöflichkeit“, heißt es in der Senatsantwort auf die Kleine Anfrage von Linken-Mobilitätsexpertin Heike Sudmann. Insgesamt, so steht es dort weiter, habe es im selben Zeitraum 4693 Beschwerden bei der Hochbahn gegeben. „Daraus ergibt sich ein Anteil von 2,79 Prozent Beschwerden zu Umbrella.“
Allerdings lässt sich das nicht so einfach herunterrechnen. Schließlich machen die „Umbrella“-Fahrzeuge nur etwa vier Prozent aller Hochbahn-Busse aus. Warum setzt das städtische Unternehmen aber überhaupt auf externe Dienstleister? Derart dicht getaktete Ersatzverkehre wie bei der U2 könnten eben nicht aus dem Umfang des Hochbahn-Bestandes geleistet werden, erklärt Sprecher Christoph Kreienbaum. „Der zweite Grund ist, dass wir (…) möglichst vielen Kollegen mit schulpflichtigen Kindern Urlaub zumindest in einem Teil der Sommerferien ermöglichen wollen.“
Hochbahn ist noch nicht zufrieden mit „Umbrella“-Bussen
In Bezug auf die die Ausstattung und die Qualität der Busse gibt der Sprecher zu, dass die Hochbahn derzeit noch nicht zufrieden mit „Umbrella“ sei. „Seit Mitte Juni greifen auch die Vorgaben, wie mindestens drei Doppeltüren, Klimaanlage oder Rollstuhlplatz. Wenn das nicht erfüllt wird, behalten wir uns Kürzungen der Zahlungen vor“, sagt Kreienbaum. Es habe aber auch positives Feedback von Fahrgästen zum Ersatzverkehr gegeben.
Den Einsatz von Bussen mit technischen Mängeln akzeptiere die Hochbahn auf keinen Fall. „Der Dienstleister wird unverzüglich dazu aufgefordert, die Mängel abzustellen.“ „Umbrella“ selbst ließ eine Anfrage der MOPO unbeantwortet.
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Abgesehen vom Zustand der Busse, berichteten die Fahrgäste auch, dass viele der „Umbrella“-Fahrer kein Deutsch und nur sehr wenig Englisch sprächen. Der Senat erklärte diesbezüglich, dass „Umbrella“ zugesagt habe, seit dem 20. Juni ausschließlich deutschsprachiges Fahrpersonal einzusetzen und einen Deutschkurs zu finanzieren. „Außerdem wird dem Fahrpersonal in Kürze Wissen zu Kundenkommunikation verstärkt vermittelt.“
Justizbehörde überprüft Ruhe- und Lenkzeiten bei „Umbrella“
Parallel prüft außerdem die Justizbehörde, ob bei der Firma die Lenk- und Ruhezeiten der Busfahrer eingehalten werden. Dabei handele es sich zwar um eine Routinekontrolle, erklärt Sprecher Dennis Sulzmann, aber es habe auch eine Beschwerde diesbezüglich gegeben.
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„Langsam scheint der Hochbahn zu dämmern, dass sie mit dem Subunternehmen ,Umbrella‘ Fahrgäste vergrätzt statt gewinnt“, bilanziert Linken-Politikerin Heike Sudmann. „Der Senat will den Busverkehr weiter ausbauen, um einen Hamburg-Takt einzuführen. Das darf nicht mit Billig-Anbietern erfolgen.“
Die Firma „Umbrella Coach & Buses GmbH“ gehört nach eigener Darstellung als Tochterunternehmen zum tschechischen Buskonzern „Umbrella Mobility“, der neben dem Geschäft in deutschen Städten auch nationale und internationale Buslinien für FlixBus fährt.