Verschollen seit 80 Jahren: Das Schicksal von acht Hamburger Handwerkern
Während des Krieges hat ein Unbekannter sie vor den Bombenangriffen in Sicherheit gebracht – so gut, dass sie bis heute nicht wieder aufgetaucht sind. Die Rede ist von acht wertvollen Figuren, die eine ganz besondere Geschichte haben. Nun gibt es ein Happy End – jedoch anders, als erwartet.
Während des Krieges hat ein Unbekannter sie vor den Bombenangriffen in Sicherheit gebracht – so gut, dass sie bis heute nicht wieder aufgetaucht sind. Die Rede ist von acht wertvollen Figuren, die eine ganz besondere Geschichte haben. Am Samstag gibt es endlich Ersatz für die verschollenen Bauhandwerker aus Marmor.
Alles begann vor 112 Jahren, also im Jahr 1911, als sich der Deutsche Bauarbeiter-Verband gründete, Vorläufer der heutigen Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (BAU). Sitz der Zentrale wurde Hamburg, damals die wichtigste Stadt der deutschen Arbeiterbewegung. Ein repräsentatives Gebäude wurde in der Jungestraße (Borgfelde) gebaut: das „Bundeshaus“, das lange die Zentrale dieser freien Gewerkschaft blieb.
Der Eingangsbereich des Gebäudes war auch damals schon mit Marmor ausgekleidet. Die Besucher wurden von acht Figuren begrüßt, die auf Säulen das Vestibül zierten: Sie stellten Maurer und Bauhilfsarbeiter dar und waren ebenfalls aus Marmor gemeißelt.

Heute ist das ehemalige „Bundeshaus“ Sitz des Bezirksverband Hamburg der Industriegewerkschaft BAU. Die acht Säulen im Eingangsbereich stehen noch – aber die Figuren, die einst darauf festgeschraubt waren, sind weg. Verschollen. Nur Bohrlöchern erinnern daran, dass sie mal da waren. Irgendein Mitglied hat sie in der Kriegszeit – aus Furcht, sie könnten bei einem Bombenangriff auf das „Bundeshaus“ Schaden nehmen – mitgenommen. Doch weder das Mitglied noch die Figuren tauchten jemals wieder auf. Bis heute. Möglicherweise liegen die Figuren noch irgendwo in einem Keller oder auf einem Dachboden.
Hier vier der acht neuen Marmor-Figuren, die den Eingangsbereich der IG Bau künftig schmücken
- IG BAU Der Förster: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden.
Der Förster: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden. - IG BAU Die Bauleiterin: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden.
Die Bauleiterin: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden. - IG BAU Die Bauschlosserin: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden.
Die Bauschlosserin: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden. - IG BAU Der Steinmetz: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden.
Der Steinmetz: Eine der acht neuen Marmorfiguren, die künftig die Eingangshalle der IG Bau schmücken werden.
Nun werden die fehlenden Figuren durch Duplikate ersetzt, wie die Originale gemeißelt aus Marmor. „Das ist eine historische Stunde – die Rückkehr von einem Stück hanseatischer Bauarbeiter-Geschichte“, findet André Grundmann, der Regionalleiter der IG BAU Nord. Er wird am kommenden Samstag (24. Juni) in einer „historischen Feierstunde“ acht neue Marmorskulpturen dem Bundeshaus übergeben. „Sie werden an Ort und Stelle feierlich auf die alten Säulen gesetzt. Es handelt sich um ein zeitgemäßes Update der Geschichte: Die Figuren zeigen Berufe, die wir heute in der Gewerkschaft vertreten: Maurer, Zimmermann, Bauleiter, Bauschlosser, Steinmetz, Architekt, Gebäudereiniger und Förster. Denn von den historischen Figuren gibt es keine Bilder – keine Fotos, keine Zeichnungen, kein Gemälde, nichts“, so André Grundmann.

Deshalb habe die BAU-Gewerkschaft das gemacht, was sie immer mache: „Wir haben auf unser hanseatisches Handwerk gebaut. Die neuen Figuren sind hervorragende Steinmetzarbeiten – es ist also professionelle ‚Kunst vom Bau‘ in historischer Anmutung. Die Skulpturen fügen sich ausgezeichnet in das historische Ambiente des Bundeshauses ein“, so Grundmann. Aber natürlich dürfe bei den Figuren einer nicht fehlen: der Steinmetz selbst. Denn Steinmetze waren es, die die neuen alten Figuren geschaffen haben.
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Übrigens: Sollten Sie in Ihrem Keller oder auf Ihrem Dachboden auf Marmorfiguren stoßen, die nach Bauhandwerkern aussehen und Sie nicht wissen, was es damit auf sich hat – vielleicht sind es die verschollenen Skulpturen. Melden Sie sich dann bei der MOPO, wir stellen den Kontakt zur IG BAU gerne her.