Drastische Expertenwarnung: Hamburger können sich das Heizen bald nicht mehr leisten!
Hammer, Erdbeben, Tsunami: Kein Ausdruck scheint zu drastisch für das, was gerade auf dem Energiemarkt passiert. „Wer jetzt nicht seine Heizkostenvorauszahlung erhöht, wird spätestens bei der Abrechnung (s)ein böses Erwachen erleben“ – mit dieser düsteren Warnung hat Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) jetzt Alarm geschlagen. Er ist damit nicht allein.
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Hammer, Erdbeben, Tsunami: Kein Ausdruck scheint zu drastisch für das, was gerade auf dem Energiemarkt passiert. „Wer jetzt nicht seine Heizkostenvorauszahlung erhöht, wird spätestens bei der Abrechnung (s)ein böses Erwachen erleben“ – mit dieser düsteren Warnung hat Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) jetzt Alarm geschlagen. Er ist damit nicht allein.
„Ich fürchte, dass die Haushalte in diesem Jahr im Durchschnitt zwischen 1.360 Euro und 3.800 Euro mehr für Energie ausgeben müssen als im vergangenen Jahr“, erklärte Andreas Breitner, Direktor des VNW, am Montag. Der Verband vertritt fast 300 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Der Vorsitzende des Mieterverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Jochen Lansky, verwendet drastische Vergleiche: „Die Energiepreise sind das Erdbeben vor der Küste. Der Tsunami mit drastisch steigenden Betriebskosten rollt erst auf uns zu.”
Energiekrise: Breitner fordert Energiepreisdeckel
Um gegen die explodierenden Kosten vorzugehen, fordern beide die Bundesregierung auf, einen befristeten Energiepreisdeckel einzuführen. „Es ist nicht mehr nur allein der Heizkostenhammer, der die Verbraucherinnen und Verbraucher trifft. Auch die Strom-, Wasser- und Abwasserkosten steigen und steigen“, sagte Andreas Breitner.
Dazu komme eine galoppierende Inflation, die die Spareinlagen der Menschen auffresse. „Ein Energiepreisdeckel kann verhindern, dass Menschen auf Grund hoher Heiz- und Stromkosten ins wirtschaftliche Unglück stürzen.“ Denn selbst Haushalte mit moderatem Einkommen könnten angesichts der Situation in eine ausweglose Lage geraten.
Lansky fordert ein Kündigungsmoratorium für Mieter, die Betriebskostennachzahlungen nicht fristgerecht leisten können.
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Handelskammer: Stillgelegte Atomkraftwerke reaktivieren
Die Hamburger Handelskammer spricht sich sogar für eine Reaktivierung von stillgelegten Atomkraftwerken aus. „Die Kohle-Reservekraftwerke müssen in den Markt zurückgeholt und die noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke bis zum Ende der Krise weiterbetrieben werden“, heißt es in einer Resolution, welche das Plenum der Handelskammer am Montag beschlossen hat.
Darüber hinaus „sollen die rechtlichen, technischen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die drei im letzten Jahr vom Netz gegangenen Kernkraftwerke ebenfalls vorübergehend wieder betrieben werden können.“ Zudem verlangt das Plenum die Ausweitung des geplanten Hamburger Notfallfonds Energie.
SAGA in Hamburg: 75 Millionen Euro Vorleistung erwartet
Bereits am Wochenende haben die im Hamburger Bündnis für das Wohnen organisierten Wohnungsverbände sowie die SAGA eine unverzügliche Gaspreis-Bremse gefordert. Ihr Vorschlag: 80 Prozent des Bedarfs bekommen die Verbraucher zu einem günstigen, staatlich festgelegten Preis, für die übrigen 20 Prozent muss jeder den Markpreis bezahlen – ein Modell, das Sparsamkeit belohnt und das auch der Verbandschef der Wohnungsunternehmen unterstützt.
Auch SAGA-Chef Thomas Krebs forderte im „Abendblatt“ einen Gaspreisdeckel. Es komme teilweise eine Verfünf- oder Versechsfachung der Kosten auf die Mieter zu und auch bei Fernwärme habe sich der Preis immerhin verdoppelt, sagte er. Die SAGA habe die Vorauszahlungen angepasst. Dennoch müsse das städtische Wohnungsunternehmen, bei dem 270.000 Menschen Mieter sind, auch selbst mit 75 Millionen Euro in Vorleistung gehen.
Kündigungen solle es wegen Notlagen aber bis mindestens Ende 2023 nicht geben, versprach Krebs. Zudem würden Ratenzahlungen und Stundungen ermöglicht und eine Stiftung gegründet, um Mietern zu helfen, die in finanzielle Not geraten.
Vermieter mit Appell: Wir brauchen mehr Miteinander!
Auch Breitner versprach: Keinem Mieter und keiner Mieterin werde gekündigt, wenn diese unverschuldet die Heizkosten nicht bezahlen könnten. Kleinere Wohnungsunternehmen, die die Heizkosten vorstrecken müssen, bräuchten aber Geld vom Bund, um nicht in Liquiditätsengpässe zu geraten.
In Richtung der Mieter-Lobby sagte Breitner: „Wir brauchen mehr Miteinander.“ Die Vermieter seien nicht Bösen, sondern die Erhöhung der monatlichen Abschläge sei im Sinne der Mieter, die sonst gewaltige Nachzahlungen leisten müssten.
Bündnis aus Hamburger Wohnungsbranche stellt Forderung an den Senat
Einen Schulterschluss zwischen Vermietern und Mietern gibt es bereits: Zusammen mit dem VNW und dem Grundeigentümerverband Hamburg (Haus & Grund Hamburg) forderte der Mieterverein den Hamburger Senat auf, einen großen Energiegipfel zu veranstalten.
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„Wir begrüßen die Auflage eines Härtefallfonds durch den Senat. Doch wir stehen vor enormen sozialpolitischen Herausforderungen, die mehr Antworten erfordern, als bisher gegeben wurden“, so die Sprecher. Besonders die Unsicherheit belaste die Menschen und begünstige Spekulationen und Preissteigerungen. „Dem müssen wir als Gesellschaft entgegenwirken. Es ist Zeit zum Handeln.“