Verkaufsstopp für „Babboe“-Lastenräder: Was Betroffene jetzt wissen müssen
Als Auto-Ersatz, Einkaufshelfer oder Kinderwagen – spätestens seit der Corona-Pandemie gehören Lastenräder auch in Hamburg zum Stadtbild dazu. Circa 20.000 Stück sind laut dem Zweirad-Industrie-Verband in der Hansestadt unterwegs – ein Großteil davon gehört zu der beliebten Marke „Babboe“. Doch vor Kurzem hat die niederländische Verbraucherbehörde ein verheerendes Urteil über die Räder gefällt. Was Hamburgs Lastenradfahrer jetzt wissen müssen.
- Deutsch (Deutschland)
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Als Auto-Ersatz, Einkaufshelfer oder Kinderwagen – spätestens seit der Corona-Pandemie gehören Lastenräder auch in Hamburg zum Stadtbild dazu. Circa 20.000 Stück sind laut dem Zweirad-Industrie-Verband in der Hansestadt unterwegs – ein Großteil davon gehört zu der beliebten Marke „Babboe“. Doch vor Kurzem hat die niederländische Verbraucherbehörde ein verheerendes Urteil über die Räder gefällt. Was Hamburgs Lastenradfahrer jetzt wissen müssen.
Die niederländische Lastenrad-Marke wirbt auf ihrer Website damit, „von Eltern für Eltern“ entwickelt worden zu sein. Demnach fahren mehr als 55.000 Familien in mehr als 33 Ländern ein „Babboe“-Rad, die aufgrund ihrer charakteristisch schmalen Transportbox als besonders gut für die Stadt geeignet gelten. Kein Wunder, dass auch in der Hansestadt viele davon unterwegs sind, besonders zu Bring- und Abholzeiten an Kitas und Grundschulen.
Behörde attestierte „Babboe“-Modelle Sicherheitsmängel
Doch seit ein paar Tagen herrscht große Aufregung um die Räder: Wegen schwerer Sicherheitsmängel hat „Babboe“ den Verkauf auch in Deutschland vorübergehend gestoppt. Grund dafür ist eine Rückrufaktion der niederländischen Verbraucherbehörde (NVWA), die Ende 2023 mehreren Hinweisen über Rahmenbrüche nachgegangen war.
Das Fazit: „Die Sicherheit der Lastenräder ist nicht ausreichend gewährleistet.“ Von der Rückrufaktion sind in den Niederlanden allerdings nur einige Modelle betroffen, der Verkaufsstopp gilt für alle Räder.
Welche Modelle sind in den Niederlanden vom Rückruf betroffen?
- Babboe City/City-E/City Mountain
- Babboe Curve/Curve-E/Curve Mountain
- Babboe Big/Big E
- Babboe Dog/Dog-E
- Babboe Max-E
- Babboe Mini-E/Mini Mountain
- Babboe Pro Trike/Trike E/Trike XL
- Babboe Carve-E/Carve Mountain
Gilt der Rückruf der „Babboe“-Räder auch in Deutschland?
Auch auf der deutschen Website sind „Babboe“-Lastenräder nicht mehr verfügbar. Einen expliziten Rückruf in Deutschland gibt es bislang nicht, zuständig dafür ist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Diese teilte dem „Spiegel“ zuletzt mit, dass bisher keine Informationen zum Produktrückruf vorlägen. Eine Meldung im EU-Schnellwarnsystem werde zunächst von einem Team in der EU-Kommission geprüft und anschließend an die Mitgliedsstaaten übermittelt. Erst dann könnten die zuständigen Behörden der Bundesländer einen Rückruf anordnen. Man wolle aber die Mitteilung der niederländischen Behörden im Portal für „Gefährliche Produkte in Deutschland“ verlinken.
Was müssen „Babboe“-Nutzer jetzt wissen?
Der Hamburger Fahrradclub ADFC rät, sich an die Empfehlungen der Behörden beziehungsweise des Herstellers zu halten und das „Babboe“-Lastenrad zunächst erstmal nicht weiter zu benutzen. „Offenbar hat die Produktwarnung noch nicht jeden erreicht“, sagt Sprecher Dirk Lau, ihm sei am Sonntag in der Dammtorstraße noch eine Frau mit einem solchen Lastenrad entgegen gekommen.
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Sollte es auch in Deutschland eine Rückrufaktion wie in den Niederlanden geben, gelten laut Lau vermutlich die üblichen Verbraucherrechte. Bedeutet: Außerhalb der zweijährigen Sachmängelhaftung und der laut Hersteller fünfjährigen Garantie haben Kunden kein automatisches Recht, ihr Geld zurückzubekommen. Um ihr Image zu wahren, übernehmen Hersteller bei Produktrückrufen oft eine freiwillige Entschädigung – wie es bei „Babboe“ aussieht, sollte es zu dem Fall in Deutschland kommen, ist noch unklar.
Wie sicher sind Lastenräder?
Allgemein hält der ADFC Lastenräder nicht für unsicher. Thorsten Fischer von der Hamburger Verkehrswacht warnte im Gespräch mit der MOPO allerdings bereits davor, das Fahren zu unterschätzen. „Aufgrund ihrer Breite und Länge sind sie deutlich schwieriger zu fahren als ein normales Fahrrad“, sagte der pensionierte Polizeiverkehrsführer. Er empfiehlt, das Fahren auf jeden Fall zuerst in einem geschützten Umfeld auszuprobieren, zum Beispiel auf dem Verkehrsübungsplatz in Rothenburgsort. „Dort dann am besten anfahren, Geschwindigkeit aufnehmen, um die Kurven fahren, bremsen und anhalten“, zählte er auf. „Am besten auch mit entsprechender Ladung, denn dadurch verändert sich der Bremsweg.“
Aus Sicht von ADFC und Lastenrad-Händlern ist bezüglich der Sicherheit aber auch die Infrastruktur in Hamburg das Problem: Denn die sei eben aufs Auto ausgelegt, sodass insbesondere den breiteren Lastenrädern nicht genug Platz bliebe.