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Fruchtriegel
  • Dieser Fruchtriegel für Kinder, beworben von der Infleuncerin „annisbuntewelt”, enthält viel Zucker.
  • Foto: Verbraucherzentrale Hamburg

„Mom-Fluencer”: Verbraucherzentrale warnt vor Produkten von Influencer-Müttern

Die Hamburger Verbraucherzentrale hat mehrere Lebensmittel für Kinder untersucht, die in Sozialen Medien gern von Influencer-Müttern und -Vätern beworben werden. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Versprechen, dass diese Lebensmittel besonders gesund seien. Das Urteil der Tester fällt allerdings vernichtend aus.

Insgesamt 13 Lebensmittel nahm die Verbraucherzentrale unter die Lupe. Etliche Lebensmittel enthielten viel Zucker oder nicht empfehlenswerte Zuckerersatzstoffe. Vier Produkte werden als „ohne raffinierten Zucker”, „ohne industriellen Zucker” oder „ohne Zuckerzusatz” beworben, obwohl sie einen hohen Zuckergehalt haben.

Lebensmittel für Kinder: Oft zu viel Zucker

Gefriergetrocknete Früchte würden zum Beispiel als eine gesunde und praktische Alternative zu frischem Obst beworben. Aber die gefriergetrockneten Erdbeeren im Marktcheck waren mit 47 Gramm Zucker pro 100 Gramm zehnmal kalorien- und zuckerreicher als frische Erdbeeren.

Andere Produkte enthielten Zucker aus süßen Pasten, Saftkonzentraten, Datteln oder Kokosblütenzucker. „Zu viel
Zucker erhöht das Risiko für Karies, Diabetes mellitus Typ 2 und Übergewicht”, warnt die Verbraucherzentrale. In fünf Produkten steckten statt Zucker Süßungsmittel, die in den ersten Lebensjahren falsche Geschmackspräferenzen setzen würden.

Dieser Fruchtriegel für Kinder, beworben von der Infleuncerin „annisbuntewelt”, enthält viel Zucker. Verbraucherzentrale Hamburg
Fruchtriegel
Dieser Fruchtriegel für Kinder, beworben von der Infleuncerin „annisbuntewelt”, enthält viel Zucker.

„Wer schon als Kind viel Süßes isst oder trinkt, wird dies auch im späteren Leben tun“, sagt Britta Gerckens von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Süßungsmittel haben auch deshalb in der Kinderernährung nichts zu suchen.“
Süßstoffe seien aufgrund ihrer hohen Süßkraft kritisch zu sehen. Zuckeraustauschstoffe wie Maltit können bei übermäßigem Verzehr zusätzlich abführend wirken und zu Magen-Darm-Problemen führen.

Nahrungsergänzungsmittel für Kinder ungeeignet

Bei Kindern sei die Toleranzschwelle deutlich niedriger als bei Erwachsenen, die abführende Wirkung könne schon nach dem Verzehr geringer Mengen eintreten. Frühstücksflocken mit Maltitsirup wurden dennoch als Familienessen angepriesen. Dabei sei das Produkt laut Hinweis auf der Verpackung nur „für Erwachsene“ geeignet.

Dieses Müsli empfohlen von Influencerin Sarah Harrison konnte die Verbraucherzentrale nicht überzeugen. Verbraucherzentrale Hamburg
Müsli
Dieses Müsli empfohlen von Influencerin Sarah Harrison konnte die Verbraucherzentrale nicht überzeugen.

Fünf Produkte des Marktchecks waren mit Vitaminen angereichert. Zwei davon sind Nahrungsergänzungsmittel. Sie werden in Form von kleinen Dinos oder Hundepfötchen aus Fruchtgummi angeboten, sodass eine Verwechslungsgefahr mit herkömmlichen Süßigkeiten besteht und es zu Überdosierungen kommen kann. „Kinder sollten ohne ärztliche Empfehlung keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Denn sie sind normalerweise ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt”, so Gerckens.

Verbraucherzentrale fordert mehr gesetzliche Regelungen

Bislang fehlen gesetzliche Regelungen, um Kinder vor zu hoch dosierten Vitaminpräparaten zu schützen. Die
Verbraucherzentrale fordert daher strengere Regelungen – genauso wie für Influencer. Sie würden eine immer größere Rolle bei der Vermarktung von Produkten für Kinder und Familien spielen, indem sie das Kaufverhalten über eine emotionale Ebene beeinflussen.

„Die persönlichen Botschaften wirken oft besonders eindringlich und glaubwürdig”, so die Verbraucherzentrale. Sie fordert daher strengere Kontrollen und Regelungen für Werbung im Bereich Kinderlebensmittel.

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Die Verbraucherzentrale hat im Januar und Februar 2024 über einen Zeitraum von 32 Tagen die Posts und Storys von 31 der größten deutschsprachigen Mama-, Papa- oder Familien-Influencerinnen und -Influencer untersucht. Diese Accounts hatten zu diesem Zeitpunkt zwischen 127.000 und 6,8 Millionen Follower.

Im Anschluss wurden insgesamt 13 Produkte überprüft, die sowohl hinsichtlich ihrer Bewerbung als auch hinsichtlich ihres gesundheitlichen Nutzens besonders aufgefallen waren. Von den 13 Produkten waren zwei Nahrungsergänzungsmittel und elf Lebensmittel und Getränke.

Mom-Fluencer: Vor diesen Produkten warnt die Verbraucherzentrale

  • Buah Trockenfrüchte Erdbeere: Zuckergehalt 47 g pro 100 g
  • 3Bears Granola Erdnuss Kakao: Zuckergehalt 15 g pro 100 g
  • Oatsome Strong Yogurella High Protein Bowl: Zuckergehalt 19 g pro 100 g
  • Pumpkin Organics Haferriegel Karotte Orange: Zuckergehalt 23 g pro 100 g
  • Juicy Drop Gummy Dipperz Blaue Himbeere: Zuckergehalt 51,3 g pro 100 g
  • Kinder Schokolade: Zuckergehalt 53,3 g pro 100 g
  • Milupa Milupino Kindermilch: „Das Produkt ist unnötig, denn die meisten Kinder sind ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Eine zusätzliche Vitamingabe ist nicht notwendig und wird nicht empfohlen“
  • Capri Sun Multivitamin: Zuckergehalt 71 g pro Liter – „Eine Tüte Capri-Sun (200 ml) enthält 14,2 g Zucker, das sind fast 5 Stück Würfelzucker.“
  • Capri Sun Zero: „Das Produkt wird mit „zero sugar“ beworben. Stattdessen sind Süßstoffe enthalten, die in der Kinderernährung nichts zu suchen haben. Sie führen zu einer Gewöhnung an süße Lebensmittel.“
  • Holy Energy Iced Tea Apple X Green Tea: „Das Verpackungsdesign des Eistees suggeriert, dass er für Kinder geeignet ist. Das Produkt wird als zuckerfrei beworben, enthält jedoch mehrere kritische Inhaltsstoffe.“
  • Habbys Captain Cookie: „Die Superhelden-Verpackung lässt vermuten, dass es sich um ein Kinderprodukt
  • handelt, und so wird es auch auf Instagram beworben. Es wird mit „kein Zuckerzusatz“ angepriesen, enthält stattdessen den Zuckeraustauschstoff Maltitsirup, der für Kinder ungeeignet ist, da er abführend wirkt.“
  • Edubily Vitasauri Kids Mix: „Das Nahrungsergänzungsmittel im Kinderdesign ist in mehrfacher Hinsicht für Kinder ungeeignet. Es wird als zuckerfrei angepriesen, enthält aber den Zuckeraustauschstoff Maltitsirup, der wegen seiner abführenden Wirkung für diese Zielgruppe ungeeignet ist. Außerdem sollten Kinder ohne ärztlichen Rat keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, da die meisten Kinder ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt sind. Problematisch ist auch die Darreichungsform als Fruchtgummis. Kinder können diese mit Süßigkeiten verwechseln und es kann zu Überdosierungen kommen, die der Gesundheit schaden. Zudem lernen Kinder mit dem Verzehr dieses Produkts, dass Naschen gesund sei.“
  • Paw Patrol Multivitamin Gummibärchen: Siehe Vitasauri Kids Mix

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