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  • Elisabeth Buchta (rechts) mit Ehemann Dirk Seidel und den drei Kindern Paula (hinten), Wolf (Mitte) und Jonathan (links). 
  • Foto: Marius Roeer

Urlaub der besonderen Art: Im Kupferhof stehen Kinder mit Behinderung im Mittelpunkt

Im Sommerurlaub will sich die ganze Familie entspannen und die Zeit ohne Verpflichtungen genießen. Sind Kinder mit Behinderung dabei, ist aber genau das oft nicht ohne weiteres möglich – zu viele Hürden erschweren das zwanglose Reisen. „Der neue Kupferhof“ im Hamburger Norden ermöglicht es aber allen, dem Alltag zu entfliehen.

Familie Buchta wirkt schon sichtlich erholt, als ich sie auf der Sonnenterrasse treffe. Mama Elisabeth Buchta (Heilpraktikerin) und Papa Dirk Seidel (promovierter Physiker) sind bereits seit einer Woche mit Jonathan (5), Wolf (9) und Paula (13) in der Anlage im Wohldorfer Wald.

„Vor zwei Jahren bin ich mit einem Burnout aus einem Familienurlaub gekommen. Da habe ich entschieden, dass wir nur noch Urlaub im Kupferhof machen“, erzählt Frau Buchta. 

Der neue Kupferhof: Kinder werden rund um die Uhr betreut 

Seit sechs Jahren kommen die Buchtas regelmäßig, denn hier bekommt sie die Unterstützung für Wolf. Der Neunjährige ist ein sogenanntes CMV-Kind, während der Schwangerschaft infizierte sich seine Mutter mit dem Zytomegalie-Virus, welches sich für sie nur wie eine leichte Erkältung anfühlte.

Für ihren ungeborenen Sohn hatte die Infektion allerdings schwerwiegende Folgen. „Wir hatten noch Glück, weil es erst relativ spät in der Schwangerschaft passiert ist, da war Wolf schon gut entwickelt“, erzählt Buchta. Durch das Virus wurde Wolfs Gehirnstruktur geschädigt, deshalb können seine Muskeln nur sehr schlecht die Spannung halten. 

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Der im Rollstuhl sitzende Grundschüler wird im Kupferhof von Krankenpflegern rund um die Uhr betreut – sie ziehen ihn an, helfen ihm beim Essen und auf Toilette gehen. „Wir können uns so auf die schönen Sachen mit Wolf konzentrieren, mit ihm im Garten lachen“, sagt die 33-Jährige. Außerdem gibt es ein abwechslungsreiches Beschäftigungsangebot – auch für Geschwister. „Wenn man als Mama weiß, dass so viel Sorge getragen wird, kann man sich natürlich viel besser entspannen“, meint Mama Buchta.

Ferienprogramm im Kupferhof: Nicht nur für die Gastkinder

Und auch Wolf ist sichtlich begeistert von den Angeboten – mit dem kurzen Fotoshooting müssen wir uns beeilen, denn drinnen geht es schon weiter: Es werden Cookies gebacken, das möchte der Neunjährige auf keinen Fall verpassen. „Das Programm erstellen die Pädagogen, die schauen welche Kinder da sind und was so geht“, erklärt Andrea Jaap, langjährige Mitarbeiterin am Kupferhof.

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Wolf (9) hat sichtlich Spaß am Kekse-Backen im Kupferhof. 

Foto:

Marius Röer

Maximal zwölf Gastkinder kann das Team vom Kupferhof gleichzeitig betreuen, meist kommen sie zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern. Kinder, die schon einmal mit ihren Familien da waren, können hier aber auch ganz alleine Urlaub machen.

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Auch Familie Buchta will Wolf für ein paar Tage im Kupferhof lassen, während sie in Dänemark Strand-Urlaub machen. „Er nutzt das dann so wie ein Ferienlager“, erzählt seine Mutter. Es sei schön, dass man dann auch mal Dinge unternehmen könne, die mit einem Rolli-Kind eher schwierig sind, meint Papa Dirk Seidel.

Wegen Corona musste der Kupferhof vorübergehend geschlossen werden

Im Kupferhof hat jedes Gastkind sein eigenes Zimmer, der Bereich ist von den Eltern abgetrennt. Normalerweise kann sich aber jeder frei durch die imposante Villa und den modernen Anbau bewegen. Wegen Corona sei das jetzt alles etwas anders berichtet Jaap, wer sich im Haus aufhält muss eine Maske tragen, Besuche in den Zimmern der Gastkinder müssen angemeldet werden.

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Andrea Jaap arbeitet seit 10 Jahren beim Kupferhof. 

Foto:

Marius Röer

Doch eines ist während der Pandemie gleich geblieben: Der Aufenthalt der Kinder mit Behinderung, die gesamte Pflege, ist für die Eltern kostenlos. Finanziert wird das etwa zur Hälfte mit öffentlichen Geldern, der Rest wird durch Spenden aufgefüllt. Etwa eine Million Euro an Spendengeldern benötige der Verein jedes Jahr für die Materialien und um die rund 50 festangestellten Mitarbeiter am Kupferhof zu bezahlen, meint Jaap.

Familie Buchta: „So etwas wie den Kupferhof kenne ich sonst nicht“

„Es ist unglaublich“, findet Frau Buchta, „man muss sich wirklich nicht überlegen, ob man es sich leisten kann.“ Denn auch der Aufenthalt der Familie sei preislich nicht mit einem Hotelzimmer vergleichbar.

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2013 wurde der Kupferhof von Steffen Schumann und Frank Stangenberg ins Leben gerufen. Die beiden Väter haben selbst Söhne mit Behinderung und lernten sich im Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg kennen.

Gemeinsam gründeten sie schließlich den Verein „Hände für Kinder“, der nun den Kupferhof betreibt. „Dass es so viel Verständnis gibt, liegt sicherlich auch an den Gründern“, denkt Frau Buchta. „Sie wussten genau, woran es fehlt und wo es hapert, deshalb gibt es hier so viel Empathie für die Familien“.  

Mitarbeiterin im Kupferhof: Wir wollen den Familien Energie mitgeben

Im großen Garten vor der Villa sieht man auf einen Blick, wie Urlaub auf dem Kupferhof funktioniert: Während Paula auf dem Trampolin turnt, können ihre Eltern auf der Terrasse in Ruhe einen Kaffee trinken. Eine Gruppe Gastkinder macht sich gerade mit den Betreuern auf den Weg in den Wald für einen Spaziergang – so hat jeder auf seine Weise Spaß.  

„Wir versuchen so gut es geht, allen so viel Energie mitzugeben wie möglich, damit es zuhause dann weiter gehen kann“, sagt Andrea Jaap.

„Der neue Kupferhof“ freut sich über Spenden. Bankverbindung: Hamburger Sparkasse, IBAN: DE94 2005 0550 1034 2439 62, BIC: HASPDEHHXXX. Auf der Homepage sind außerdem Online-Spenden möglich. 

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