„Uns wird das alles zu viel!“: Streit um neues Bauprojekt in Hamburger Innenhof
Im idyllischen Innenhof in Bahrenfeld wird`s bald laut: Das Bezirksamt Altona will hier neuen Wohnraum schaffen.
Foto: Patrick Sun
Bahrenfeld –
Hamburg braucht neuen Wohnraum, doch nicht immer sorgen geplante Bauprojekte für Zustimmung. In Bahrenfeld sollen gewerblich genutzte Flächen in einem Innenhof nachverdichtet werden. Der Plan kommt bei den Anwohnern mäßig an. Er zeigt das Problem zwischen den Anforderungen des Städtebaus und den Ansprüchen der Bewohner selbst.
Simone Meyer (Nachname geändert) steht im Innenhof ihres Wohnblocks in Bahrenfeld. Die 39-Jährige hat ihr Kind in einer Trage vorgeschnallt, den Kinderwagen schiebt sie über den Schotterweg, vorbei an Garagen und einer Autowerkstatt. Ihre Stimmung ist getrübt. Bald sollen hier Bauarbeiten starten und der große Platz für Neubauten weichen.
Ungefähr 110 Wohnungen sollen hier in den kommenden zwei Jahren entstehen. Die Anwohnerin sagt: „Die Luft ist aufgrund der Strese schon schlecht genug. Diese kleine Oase verschafft einem ein wenig Erholung.“
Neue Wohnungen für Hamburg: Bezirksamt Altona will umbauen
Die Fläche zwischen Ruhrstraße, Leverkusenstraße, Schützenstraße und Stresemannstraße wird derzeit vorwiegend gewerblich bzw. durch Stellplätze und Garagen genutzt. Mit dem Bebauungsplan „Bahrenfeld 68“ soll das jetzt aber geändert werden, teilt das Bezirksamt Altona kürzlich mit.
Immer öfter werden freie Flächen wie diese in Hamburg nachträglich bebaut. Die Debatte um die Nachverdichtung wird in der Hansestadt deshalb schon seit Jahren immer lauter.
Auch für Simone Meyer, die derzeit im Mutterschutz ist, ist das zu viel. Sie befürchtet jede Menge Baulärm, „der dann noch für zwei Jahre kommt.“ Für die 39-Jährige ist klar: „Uns wird das alles zu viel. Wir ziehen hier in absehbarer Zeit weg.“
Laut Bezirksamt wolle man jedoch dafür sorgen, dass ein grünes Wohnumfeld in der Stadt erhalten bleibt und sogar ausgeweitet wird. Im Bebauungsplan werden auch Begrünungsfestsetzungen getroffen, heißt es. In dem neuen Plan sei außerdem eine Erweiterung der Straßenverkehrsfläche nördlich der Stresemannstraße enthalten.
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An Werktagen (außer samstags) können Hamburger die Pläne im Bezirksamt Altona einsehen. Eine Anmeldung ist erforderlich, um den Corona-Auflagen zu entsprechen. Informationen zu dem Bebauungsplanverfahren sind online auffindbar.
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Stellungnahmen zu den eingesehenen Plänen können vor Ort schriftlich oder zur Niederschrift abgegeben, schriftlich per Post an die genannte Adresse versendet oder auf der Webseite der Bauleitplanung vorgebracht werden.
Für Simone Meyer ist all das wohl keine Option mehr. Sie hat ihre Entscheidung schweren Herzens bereits getroffen.