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Säulenportal an der Universität Hamburg
  • Das Hauptgebäude der Uni Hamburg (Symbolbild)
  • Foto: Bodo Marks/dpa

Wichtiger Forschungsstelle der Uni Hamburg droht das Aus

In der Aufarbeitung der Kolonialzeit hat Hamburg noch einen langen Weg zu gehen und es gibt viel zu tun und viel zu erinnern. Hamburger Kaufleute spielten eine zentrale und aktive Rolle bei der Ausbeutung und Versklavung von Menschen. Trotzdem droht ausgerechnet jetzt einer Uni-Forschungsstelle mit diesem Schwerpunkt das Aus.

Hamburg war neben Berlin die „Kolonialmetropole des Kaiserreiches“, profitierte von der kolonialen Expansion Europas vor allem durch seinen Hafen, der in dieser Zeit zum „Welthafen“ aufstieg. Vor zehn Jahren hob der rot-grüne Senat ein Forschungsprojekt aus der Taufe, um sich als Stadt der eigenen Geschichte zu stellen und sie wissenschaftlich aufzuarbeiten. Für diesen Schritt erntete Hamburg viel Lob und internationale Anerkennung.

Ärger um Kolonialismus-Forschungsstelle der Uni Hamburg

Aber hinter den Kulissen gab es auch massive Kritik von Firmen, die einst von der kolonialen Ausbeutung profitierten, und die nicht interessiert sind an dem, was da noch ans Licht kommen könnte. 

Nun droht der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe”, nach zehn Jahren das Aus, ihre Finanzierung ist nicht gesichert. „Stand jetzt machen wir am 15. November dicht“, kündigt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Leiter der Forschungsstelle, gegenüber der MOPO an.

„Stand jetzt machen wir am 15. November dicht“, kündigt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Leiter der Forschungsstelle, an. (Archivbild) picture alliance/dpa | Michel Dingler
Jürgen Zimmerer
„Stand jetzt machen wir am 15. November dicht“, kündigt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Leiter der Forschungsstelle, an. (Archivbild)

Im Herbst endet die im Doppelhaushalt 2023/2024 festgeschriebene staatliche Förderung in Höhe von 200.000 Euro jährlich – was dann kommt, ist völlig unklar. Die Folge: Mitarbeiter, deren Verträge noch in diesem Jahr auslaufen, sind bereits auf dem Absprung, langfristige Projekte können nicht weitergeführt werden.  

Zwar warb der Forschungsbereich seit 2015 rund 3 Millionen Euro Drittmittel ein, doch das „Drittmittelroulette“ sei, so Zimmerer „keine solide Planungsgrundlage“ für zukünftige Aktivitäten. „Wir brauchen eine zuverlässige Sockelfinanzierung durch die Stadt“, so Zimmerer. Die zuständige Wissenschaftsbehörde lobt die Forschungsstelle, zwar über den grünen Klee, möchte aber lieber den Bund bezahlen lassen: Sie habe sich „wiederholt auf Bundesebene für eine Verstetigung der Forschungsstelle eingesetzt.“

Linke fordert „dauerhafte Finanzierung“ der Forschungsstelle

Um die Forschungsstelle zu retten, fordert die Fraktion der Linken am Mittwoch in der Bürgerschaft, die „dauerhafte Finanzierung“ der Forschungsstelle sicherzustellen. Dafür müsse „die Fördersumme für den Doppelhaushalt 2025/2026 auf mindestens 700.000 Euro pro Jahr erhöht werden“.

„Wir benötigen einen organisatorischen Kern von mindestens vier Mitarbeiter:innen, um die Arbeit weiter fortzuführen und auch die Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen, die selber aus den ehemaligen Kolonien kommen, zu intensivieren“, begründet Zimmerer die geforderte Aufstockung des Budgets.  

SPD und Grüne aber beschlossen am Dienstag auf Drängen der Grünen, dem Linken-Antrag zumindest in den Wissenschaftsausschuss zu überweisen, statt ihn, wie von der SPD gewollt, einfach abzulehnen und damit zu begraben.

Besonders innerhalb der Grünen, denen eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte eine Herzensangelegenheit ist, löst die unsichere Zukunft des kleinen Forschungsbereichs erhebliche Widerstände aus.

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So bereiten nach Informationen der MOPO einige Parteimitglieder für die Landesitgliederversammlung am 27. April einen Antrag vor, die Forschungsstelle zu retten und vernünftig zu finanzieren. Doch ob dieser, sollte er zustande kommen und angenommen werden, Einfluss auf das Budget von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hat, steht in den Sternen. Für den Forschungsbereich, der gerade seine eigene Abwicklung einleitet, könnte es dann, so Zimmerer „zu spät sein“.

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