Unglaubliche Liebesgeschichte: Ex-Obdachloser heiratet Millionärin
Jahrelang lebte Michael Richter (49) auf der Straße, nächtigte mal im Pik As, mal im Bunker an der Mistralstraße. Welche Wendung sein Leben einmal nehmen würde, das hätte er sich noch vor einem Jahr nicht träumen lassen: Seit dem 15. September ist er mit Katja (49), der Erbin eines Millionenvermögens, verheiratet. Wie das ungleiche Paar zusammenfand, was die ersten Worte aneinander waren, warum sie eigentlich gar nicht so ungleich sind – und was Katjas Familie zu der Wahl ihres Ehemannes sagt, darüber sprach die MOPO mit dem frisch vermählten Paar.
Jahrelang lebte Michael Richter (49) auf der Straße, nächtigte mal im Pik As, mal im Bunker an der Mistralstraße (Altona). Welche Wendung sein Leben einmal nehmen würde, das hätte er sich noch vor einem Jahr nicht träumen lassen: Seit dem 15. September ist er mit Katja (49), der Erbin eines Millionenvermögens, verheiratet. Wie das ungleiche Paar zusammenfand, was die ersten Worte aneinander waren, warum sie eigentlich gar nicht so ungleich sind – und was Katjas Familie zu der Wahl ihres Ehemannes sagt, darüber sprach die MOPO mit dem frisch vermählten Paar.
Wenn man ihn fragt, was sich in seinem Leben am meisten geändert hat, dann spricht Michael Richter von der Liebe: „Wenn ich morgens aufwache, werde ich von meiner Katja mit Liebe begrüßt“, sagt Michael Richter, „das hatte ich noch nie im Leben.“
Und Katja Richter, geborene Riethmüller, sagt: „Die Liebe ist da und sie ist tief und mein ganzes Sein sagt Ja zu ihm.“ So sprechen zwei voneinander, deren Lebenswege sich vermutlich nie gekreuzt hätten, wenn nicht beide zur gleichen Zeit an einem absoluten Tiefpunkt angekommen wären.

Katja und Michael haben sich in einer psychiatrischen Klinik kennengelernt, in der Nähe von Stuttgart, Katjas Heimat. Michael, geboren in Lüneburg und lange Zeit auf den Straßen von Hamburg unterwegs, hatte in Stuttgart einen Zusammenbruch erlitten: Seine geliebte Hündin Gina, seine „Königin“, war verstorben. „Gina stammte aus der Gegend und ich wollte ihre Urne zurückbringen.“ Als er seiner vierbeinigen Gefährtin diesen letzten Dienst erwiesen hatte, verlor Michael jeden Halt, musste stationär eingewiesen werden.
Der trauernde Obdachlose und die Millionenerbin
Auch Katja war dort wegen schwerer psychischer Probleme in Behandlung: „Wie Micha habe ich mich den Anforderungen der Gesellschaft verweigert, bin darüber krank geworden.“ So trafen sich der trauernde Obdachlose und die einzige Tochter wohlhabender schwäbischer Eltern, denen ein mehr als 120 Jahre altes Familienunternehmen gehörte.
Die Gemeinsamkeiten: mehr als gedacht. Im Abstand von 18 Tagen sind sie zur Welt gekommen, stellten sie fest, und dass sie beide keine gesellschaftlichen Konventionen befolgen wollen. Und dass seine Heimat Hamburg fast auch ihre geworden wäre: „Meine Mutter war Hamburgerin.“

An den ersten Kontakt erinnern sich beide: „Sie fragte mich, ob ich ihr eine Zigarette drehen kann“, sagt Michael. Und Katja ergänzt: „Micha antwortete, ich könne mir ja wohl selbst eine drehen.“ Klingt nicht nach Liebe auf den ersten Blick. „Nee,“ lacht Katja, „gar nicht.“ An die Liebe hätten sie als Letztes gedacht, sagen beide, bei den Problemen, die sie gerade zu bewältigen hatten, jeder für sich.
Magischer Moment
Erst ein paar Tage später, als sie auf dem Raucherbalkon saßen und sich über ihr Leben unterhielten, da wurde es magisch: „Ich guckte ihm in die Augen und da passierte was“, sagt Katja, „nicht mein Kopf, sondern mein Herz und meine Seele haben reagiert.“
Das war vor einem knappen Jahr. Nur ein paar Monate später, als er ihr Lüneburg zeigte, fragte sie ihn, ob er sie heiraten wollte. Er wollte, das Versprechen wurde mit einem Schloss besiegelt, der Schlüssel in die Ilmenau geworfen, wie es Brauch ist bei Lüneburger Liebespaaren.

Familie und Freunde reagierten überrascht, als das Paar seine Heiratspläne verkündete. Michael erinnert sich gut: „Ich habe mir schon ein paar Geschichten anhören müssen, dass ihr Vater so viel Geld hat, aber Katja hat immer gesagt ,egal, du bist mein Micha‘.“
Auch die Braut musste einige Fragen beantworten: „Warum gleich heiraten?, wollten einige wissen“, sagt Katja. „Und ich sagte denen: Weil ich nichts Unverbindliches mehr möchte. Ich war noch nie verheiratet, ich möchte eine Beziehung mit Hand und Fuß.“ Das Herz des besorgten Schwiegervaters musste Michael erst erobern: „Ich habe ihm geschrieben, dass ich seine Tochter beschützen werde. Ich glaube, das hat ihn beruhigt.“
Das Leben auf der Straße hat ihn geprägt
Manchmal kann er kaum glauben, wie sehr sich sein Leben geändert hat, sagt Micha: „Das Märchen vom Penner zum Millionärsgatten… ich erlebe es gerade.“ Bei aller Märchenhaftigkeit haben die beiden aber auch viele Hürden zu nehmen. Michael hat in seiner Kindheit Missbrauch erlebt, hat sich als Jugendlicher in St. Georg prostituiert.
Später hat er eine Entschädigung aus dem Fonds sexueller Missbrauch des Bundesfamilienministerium bekommen, lebte von seiner kleinen Erwerbsunfähigkeitsrente. Die Straße hat ihn geprägt: „Ich habe seit frühester Jugend draußen gelebt, das Leben in einer Wohnung macht mir manchmal Angst“, sagt er. Das Paar lebt zusammen in Stuttgart in einem schön ausgebauten Dachgeschoss.
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„Mein Mann ist kein einfacher Charakter“, bestätigt Katja, „er hatte ein wahnsinnig hartes Leben, musste immer für sich einstehen, während ich ein behütetes Einzelkind war. Da muss ich sehr achtsam sein.“ Ja, es fliegen auch mal die Fetzen, sagen beide, das gehöre dazu, wenn man aus so verschiedenen Leben kommt, aber im Grunde harmonieren sie miteinander. Und spätestens, wenn Micha sie wieder seine „Katie“ nennt, ist alles wieder gut.
Bei der Hochzeit haben sie Spenden gesammelt, für das Pik As und den Mistralbunker, wo Michael und Hündin Gina sich immer willkommen gefühlt haben. Und für das Berliner Projekt „Hundedoc“, die Gina kostenlos operiert haben. „Katja und ich wollen zusammen einen Ratgeber für Bedürftige und Obdachlose schreiben“, sagt Michael Richter, und setzt hinzu: „Ginas Tod war für mich schrecklich, aber er hat mich mit meiner Frau zusammengebracht.“