Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern: Warum starben zwei Menschen?
Zwei tote Radfahrer (64 und 67) binnen weniger Tage, verstorben nach Zusammenstößen mit Fußgängern. In beiden Fällen trugen die Radler keinen Helm – trotzdem lehnen Radaktivisten eine Helmpflicht ab und verweisen auf ganz andere Ursachen für die Tragödien.
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Zwei tote Radfahrer (64 und 67) binnen weniger Tage, verstorben nach Zusammenstößen mit Fußgängern. In beiden Fällen trugen die Radler keinen Helm – trotzdem lehnen Radaktivisten eine Helmpflicht ab und verweisen auf ganz andere Ursachen für die Tragödien.
Dirk Lau, Sprecher des ADFC Hamburg, hat sich den Unfallort in Rahlstedt angesehen: Fuß- und Radweg an der Meiendorfer Straße sind schmal und nur durch einen weißen Blindenleitstreifen voneinander getrennt. Hier ist am Dienstagnachmittag ein 67-Jähriger nach der Kollision mit einem Fußgänger gestürzt und wenig später an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen gestorben.
Der Fußgänger machte sich, selbst am Arm verletzt, davon, ließ nur seinen Begleiter zurück, einen Georgier, der kein Deutsch spricht. Ob der flüchtige Fußgänger inzwischen gefunden wurde, dazu kann die Polizei Hamburg keine Aussagen machen.
Rahlstedt: Tödliches Unglück auf schmalem Radweg
Der verstorbene Radfahrer war mit einem herkömmlichen Fahrrad unterwegs und trug keinen Helm. Dirk Lau macht nach seinem Ortstermin dennoch eine andere Gefährdungslage aus: „Was man dort vorfindet, ist ein Fake-Fahrradweg aus dem letzten Jahrtausend.“ Zwar sei der Radweg saniert, aber nicht verbreitert worden: „Der ist rund 1,50 Meter breit, das entspricht nicht der inzwischen geltenden Mindestbreite von 1,85 Metern und schon gar nicht der Regelbreite für neue Radwege von 2,25 Metern.“
Außerdem sei ein kombinierter Rad- und Fußweg für beide nicht sicher: „Wenn Fußgänger ohne Absicht auf den Radweg treten, kann es zu solchen Unglücken kommen.“ Radwege müssten so gestaltet sein, dass „menschliches Fehlverhalten verziehen wird“, so Lau. Eine allgemeine Helmpflicht lehnt der ADFC strikt ab, fordert stattdessen – nach holländischem Vorbild – eine Infrastruktur, die Radfahrer gar nicht erst in so gefährliche Situationen bringt, in denen ihr Leben dann an einem Helm hängt.
Reeperbahn: Radfahrer stürzt gegen Taxi
Auch der Unfall an der Reeperbahn, wo am frühen Sonntagmorgen ein 64 Jahre alter Radfahrer einen tödlichen Unfall erlitt, hätte auf einem ausreichend breiten Radweg möglicherweise einen glimpflicheren Ausgang genommen. Ein 19-Jähriger war ohne zu gucken über die Fahrbahn gerannt, hatte den Fahrradfahrer gerempelt, der daraufhin gegen ein neben ihm fahrendes Taxi stürzte und tödliche Kopfverletzungen erlitt. Auch in diesem Fall flüchtete der Fußgänger vom Unfallort, meldete sich aber später bei der Polizei.
„Wir fordern seit langem einen Radweg auf der Fahrbahn der Reeperbahn“, sagt Lau: „Wenn es auf einem Radstreifen zu einem Sturz kommt, bleibt der Radfahrer auf seiner Spur und wird nicht gleich von einem Auto erfasst.“
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Die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer liegt in Hamburg seit Jahren bei zwei bis vier pro Jahr (Ausreißer ist das Jahr 2014 mit schockierenden elf Todesopfern laut Statista).
Insgesamt sorgte die Pandemie für weniger Unfälle auf Hamburgs Straßen: Gut 59.000 waren es im Jahr 2021, im Gegensatz zu fast 69.000 im Vor-Pandemiejahr 2019. Die Zahl der Unfälle mit Fahrrad-Beteiligung im vergangenen Jahr: 3704 – bei deutlich mehr als der Hälfte der Fälle (2384) wurden die Radfahrer als Haupt- oder Mitverursacher registriert. Bei 258 Unfällen waren Fußgänger und Radfahrer beteiligt, was im vergangenen Jahr einen Fußgänger das Leben kostete, sieben wurden schwer und 142 bei Kollisionen mit Radfahrern leicht verletzt.