„Nazi“: Grab von Klaus-Michael Kühnes Vater mit Farbe beschmiert
Der eine war in der NS-Zeit Norddeutschlands mächtigster Politiker. Der andere hat als Inhaber eines heute weltweit tätigen Logistikkonzerns tüchtig mitverdient am Holocaust: Nun haben Unbekannte die Grabstätten von zwei Nazi-Repräsentanten mit Farbe beschmiert.
Der eine war in der NS-Zeit Norddeutschlands mächtigster Politiker. Der andere hat als Inhaber eines heute weltweit tätigen Logistikkonzerns tüchtig mitverdient am Holocaust: Nun haben Unbekannte die Grabstätten von zwei Nazi-Repräsentanten mit Farbe beschmiert.
Der Erste, dem die Schändung der Grabstätten auffiel, ist der MOPO-Leser Sepp H. Er erzählt, er habe am vergangenen Donnerstag einen Spaziergang auf dem Ohlsdorfer Friedhof gemacht. Sein Ziel: das Grab des HSV-Idols Uwe Seeler.
Die Friedhofsverwaltung erfuhr durch die MOPO von den Farbanschlägen
Auf dem Weg dorthin kam Sepp H. auch an den Grabstätten des ehemaligen Hamburger NSDAP-Gauleiters und Reichsstatthalters Karl Kaufmann (1900-1969) und des Unternehmers Alfred Kühne (1895-1981) vorbei. Schon aus größerer Entfernung bemerkte H., dass bei beiden Gräbern etwas nicht stimmte.
In beiden Fällen sind die Grabsteine mit Farbe besudelt. Die unbekannten Täter haben rote und schwarze Farbe versprüht. Auf Kaufmanns Grabstein hinterließen sie die Worte „HH’s Nazi-Gaul“ (Abkürzung für Gauleiter). Außerdem stießen sie einen Topf mit einer Pflanze um.

Auf dem Grabstein der Familie Kühne hinterließen die Täter die Worte „Nazi Kapital“ und darüber hinaus den Begriff „M-Aktion“ – was damit gemeint ist, erklären wir weiter unten.
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Die Leitung der Hamburger Friedhöfe erfuhr am Sonntag erstmals durch die MOPO von der Schändung der Grabsteine. Bislang war der Farbanschlag niemandem aufgefallen. Wohl auch den Familien nicht.
Karl Kaufmann war der mächtigste Mann Norddeutschlands
Reichsstatthalter Karl Kaufmann war in der Nazi-Zeit der mächtigste Mann Norddeutschlands. Er persönlich war verantwortlich für die Errichtung des KZ Fuhlsbüttel 1933, die Verfolgung politisch Andersdenkender und die Deportation tausender Hamburger Juden in die Vernichtungslager in Osteuropa. Er wurde für seine Taten nie bestraft.

Alfred Kühne machte aus seinem Unternehmen „Kühne + Nagel“ einen nationalsozialistischen Musterbetrieb. Die Möbelpacker seiner Spedition transportierten Kunst, die die Nazis in Frankreich geraubt hatten, nach Deutschland. Kühne + Nagel spielte auch eine Schlüsselrolle bei der sogenannten „M-Aktion“: Immer wenn in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Luxemburg Juden ins KZ deportiert wurden, kamen anschließend die Kühne+Nagel-Möbelpacker und schafften das Inventar weg, damit es in Deutschland versteigert werden konnte. Bis heute weigert sich Kühne+Nagel die Verstrickung der Firma in NS-Verbrechen von unabhängigen Historikern aufarbeiten zu lassen.