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  • Schiffsabgase (Symbolbild).
  • Foto: picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB

Umweltschutz geht nach hinten los: Abgas-Reiniger auf Schiffen leiten Gift ins Meer

Das Gegenteil von gut ist „gut gemeint“: Eigentlich sollen sogenannte Scrubber die Abgase von Schiffsdieseln reinigen und so die Umwelt schützen. Doch der Schuss ging nach hinten los, wie eine neue Studie jetzt zeigt.

Seit gut einem Jahr gelten seitens der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO strenge Grenzwerte für den Schwefelgehalt im Schweröl.

Eine Möglichkeit, diese Werte einzuhalten, ist: weiterhin stark schwefelhaltige Schweröle verfeuern, aber dafür eine Abgas-Reinigungsanlage, den Scrubber, einbauen.

Studie: Schwefel-Scrubber verdrecken das Meerwasser

Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Internationalen Rates für sauberen Verkehr (ICCT) jedoch hält diese Technologie zwar die Luft sauber, leitet dafür aber Dreck und Gift ins Meer: „Das Waschwasser der Scrubber ist saurer als Meerwasser und enthält polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAHs), Nitrate, Sulfate und Schwermetalle, die alle der Tierwelt schaden und die Wasserqualität verschlechtern können“, schreiben die Forscher.

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„Die Anzahl der Schiffe, die Scrubber einsetzen, ist als Reaktion auf die 0,5-Prozent-Schwefelvorschrift der IMO für 2020 stark angestiegen“, heißt es weiter. Ohne zusätzliche Vorschriften würden zehn Milliarden Tonnen Waschwasser jährlich in die Meere geleitet, 80 Prozent davon innerhalb von 200 Seemeilen vor den Küsten.

ICCT-Studie: Verschmutzung durch Scrubber könnte noch höher sein

„Die tatsächlichen Einleitungen könnten höher sein, da wir konservative Schätzungen für die Waschwasserdurchflussraten verwendet haben und die mit Scrubbern ausgestattete Flotte jetzt mehr als 4300 Schiffe umfasst“, so die ICCT-Wissenschaftler.

Als „Hot Spots“ nennt das ICCT die Meere rund um Europa, die Straße von Malakka in Südostasien sowie die Karibik. Für den Großteil der Scrubber-Einträge seien Containerschiffe, Massengutfrachter und Öltanker verantwortlich.

Scrubber belasten Meere rund um Europa besonders stark

Der verstärkte Einsatz von Scrubbern ist eine Reaktion auf die Vorschriften der IMO, nach denen seit 2020 der Brennstoff für Dieselmotoren an Bord nicht mehr als 0,5 Prozent Schwefel enthalten darf.

Davor waren es 3,5 Prozent. Auf Nord- und Ostsee sowie in den deutschen Häfen gilt schon länger ein Grenzwert von 0,1 Prozent.

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Reedereien haben im Prinzip drei Möglichkeiten, die Grenzwerte zu erfüllen: die Verwendung schwefelarmen Brennstoffs, den Einbau eines Scrubbers bei der weiteren Verwendung von Schweröl oder den Umstieg auf verflüssigtes Erdgas (LNG). Deutsche Reeder favorisieren nach früheren Verbandsangaben weit überwiegend schwefelarmen Brennstoff. (mp/dpa)

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