Umstritten, aber überall genutzt: Das bringt die Luca-App wirklich
Sie galt als Hoffnungsträger, aber auch als unsicher und teuer – und in einigen Bundesländern als überflüssig. Die Luca App ist seit ihrer Einführung im Frühjahr des Jahres umstritten, bald läuft auch die erworbene Lizenz in Hamburg aus. Lohnt sich die App überhaupt für Hamburgs Gesundheitsämter und trägt sie wirklich etwas zur Kontaktnachverfolgung bei?
Das Versprechen der Luca App war Anfang des Jahres so simpel wie erfolgsversprechend: Wer in Restaurants, Bars, Clubs oder im Einzelhandel mit der App eincheckt, der hinterlässt vorerst anonym seine Kontaktdaten – sollte eine coroaninfizierte Person zur gleichen Zeit an Ort und Stelle unterwegs gewesen sein, werden die Daten an das zuständige Gesundheitsamt übermittelt. Das informiert wiederum den Luca-Nutzer über seinen Risikokontakt.
So sollten die Gesundheitsämter bei der komplizierten Kontaktnachverfolgung entlastet werden und Betreiber:innen nicht unnötig ellenlange Papierlisten mit ihren Gästen führen müssen. So weit, so klar. Aber auch so effektiv?
Sie galt als Hoffnungsträger, aber auch als unsicher und teuer – und in einigen Bundesländern als überflüssig. Die Luca App ist seit ihrer Einführung im Frühjahr des Jahres umstritten, bald läuft auch die erworbene Lizenz in Hamburg aus. Lohnt sich die App überhaupt für Hamburgs Gesundheitsämter und trägt sie wirklich etwas zur Kontaktnachverfolgung bei?
Das Versprechen der Luca App war Anfang des Jahres so simpel wie erfolgsversprechend: Wer in Restaurants, Bars, Clubs oder im Einzelhandel mit der App eincheckt, der hinterlässt vorerst anonym seine Kontaktdaten – sollte eine coroaninfizierte Person zur gleichen Zeit an Ort und Stelle unterwegs gewesen sein, werden die Daten an das zuständige Gesundheitsamt übermittelt. Das informiert wiederum den Luca-Nutzer über seinen Risikokontakt.
So sollten die Gesundheitsämter bei der komplizierten Kontaktnachverfolgung entlastet werden und Betreiber:innen nicht unnötig ellenlange Papierlisten mit ihren Gästen führen müssen. So weit, so klar. Aber auch so effektiv?
Wie effektiv ist Luca wirklich?
Wer derzeit mit einer installierten Corona Warn App herumläuft und einigermaßen aktiv am öffentlichen Leben teilnimmt, wird vermutlich die ein oder andere (rote) Warnung auf das Handy gespült bekommen haben. Aber die Gesundheitsämter melden sich oftmals nicht, obwohl sie ja eigentlich auch über die Luca App Kenntnis von Risikoorten erlangen müsste.
So viele Nachverfolgungen wurden mit der Luca App gemacht
In einigen Bundesländern ist mittlerweile publik geworden, dass die Gesundheitsämter dort überhaupt nicht die Luca App nutzen. Und wie sieht es hier aus? Die MOPO hat die Zahlen für Hamburg exklusiv vorliegen. Seit Mai erfolgten demnach in Hamburg insgesamt 1735 Aufträge zur Nachverfolgungen von infizierten Menschen bei der Luca App. Dabei wurden 567 Locations angefragt. 44 Mal verhängte das Gesundheitsamt in Zuge der Kontaktnachverfolgung Quarantänen. Zur Einordnung: In dem genannten Zeitraum wurden insgesamt 46.973 Corona-Infektionen in Hamburg vermeldet.
Seit November 2021 können über die Luca-App auch Push-Nachrichten versandt werden, etwa wenn es bei 2G-Veranstaltungen zu Infektionen gekommen ist. Wie aus einer Anfrage der Linken hervorgeht, wurden in Hamburg alleine im November 13.430 Push-Nachrichten mit niedrigem Infektionsrisiko und 21.224 Push-Nachrichten mit erhöhten Infektionsrisiko an User geschickt.
Monat | Aufträge Nachverfolgung luca | Angefragte Locations | Quarantänen |
Mai | 2 | 5 | – |
Juni | 25 | 49 | – |
Juli | 127 | 41 | 11 |
August | 330 | 55 | 10 |
September | 344 | 29 | 5 |
Oktober | 339 | 131 | 13 |
November | 568 | 257 | 5 |
Gesamt | 1735 | 567 | 44 |
„Mit dem Einsatz der Luca App konnten wir in Hamburg zahlreiche Veranstaltungen und Ausbruchsgeschehen identifizieren und somit weitere Ansteckungen monitoren“, heißt es aus der Finanzbehörde zum Nutzen der Luca App. Dort verweist man zudem auf die seit September eingeführte Hinweisfunktion der App, die – ähnlich wie die Corona Warn App – den Nutzer:innen auf Geheiß der Gesundheitsämter anzeigt, wenn sie mit einer infizierten Person in der gleichen Location eingeloggt war. „Mehrere tausend Kontaktpersonen konnten so über ein mögliches Risiko gewarnt und in diesem Zuge eine Selbstbeobachtung und gegebenenfalls eine vorsorgliche Testung empfohlen werden.“
Hamburg fährt Kontaktnachverfolgung zurück
Offenbar werden sich die Gesundheitsämter künftig vor allem auf die Warnfunktion konzentrieren. Der Fokus bei der Kontaktnachverfolgung ist nämlich mittlerweile ein anderer: „Generell ist es so, dass wir durch die vor einigen Wochen erfolgten Anpassungen in der Kontaktnachverfolgung die vorhandenen Ressourcen auf die besonders vulnerablen Einrichtungen fokussieren, um hier möglichst lückenlos alle Infektionen zu identifizieren, möglichst Ausbruchszusammenhänge aufzuklären und Verbreitungen zu verhindern“, so Anja Segert, Sprecherin der Sozialbehörde, zur MOPO. Da sich die Prozesse immer weiter digitalisieren ließen, werde man auch rund 150 Hilfskräfte bei der Kontaktnachverfolgung wieder abziehen. „Von über 700 Kräften in der Kontaktnachverfolgung werden wir damit zum Frühjahr hin noch etwa 550 im Einsatz haben und mit dieser Rückführung die erheblichen, aus Steuermitteln aufgebrachten pandemiebedingten Zusatzkosten verringern“, sagte Segert.
Ob man weiterhin an der Luca App festhalten wird, weiß der Senat derzeit noch nicht. „Die Überlegungen sind noch nicht abgeschlossen.“ Die jährlichen Kosten belaufen sich auf rund 615.000 Euro, im Frühjahr müsste verlängert werden. In anderen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt wird derzeit konkret erwogen, sich von der Luca App zu verabschieden.
Corona-Warn-App deutlich beliebter
Derweil hat sich die vom Robert-Koch-Institut entwickelte Corona-Warn-App ohnehin zum Star der Corona-Apps gemausert. Anfangs noch wegen ihrer Dysfunktionalität von der breiten Masse verschmäht, haben 38 Millionen Menschen die App auf dem Handy. Die Luca App kommt auf rund zehn Millionen Nutzer:innen weniger. Außerdem kann man mittlerweile auch auf der Corona Warn App per QR-Code (sogar dem von Luca) an vielen Orten einchecken.
Die Frage ist also: Wenn Hamburg sich bei der Kontaktnachverfolgung auf vulnerable Einrichtungen konzentriert, ein Großteil der Erwachsenen in Hamburg geimpft ist und sich die Corona-Warn-App großer Beliebtheit und Funktionalität erfreut, braucht es dann überhaupt noch die Luca App? Die Corona-Warn-App würde obendrein noch die Gesundheitsämter entlasten, weil sie von selbst warnt, ohne dass ein Amt tätig werden muss.
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Stand heute wäre eine Umstellung in Hamburg nur noch auf die Corona-Warn-App aber gar nicht möglich. Denn jeder, der sich nur mit der App eincheckt, verstößt gegen die Eindämmungsverordnung. Die App kann keine Kontakte an die Gesundheitsämter übermitteln, was aber vorgeschrieben ist. Sie funktioniert gänzlich anonym und warnt im eigenen System bei Risikokontakten. In Bremen hat man sich kürzlich dafür entschieden, die Corona-Warn-App als legitimes Kontaktnachverfolgungsmittel zuzulassen – in Hamburg ist nach MOPO-Informationen eine Anpassung der Verordnung an der Stelle fürs Erste aber nicht geplant.