Umland oder Stadt? Der überraschende Trend für das Wohnen der Zukunft
Es liegt an Corona und dem Homeoffice, an den hohen Mieten und dem knappen Wohnraum: In den vergangenen Jahren sind deutlich mehr Menschen aus Hamburg ins Umland gezogen als davor. Besonders viele zog es dabei in die Landkreise Harburg und Pinneberg. Aber laut einer großen Studie ist „raus ins Grüne“ nur ein kurzfristiger Trend. Auf Dauer zeichnen sich lokal und international andere Entwicklungen ab. Wer davon profitiert, was das für die Hamburger Mieten bedeutet und was die Gründe für den Trend sind.
Es liegt an Corona und dem Homeoffice, an den hohen Mieten und dem knappen Wohnraum: In den vergangenen Jahren sind deutlich mehr Menschen aus Hamburg ins Umland gezogen als davor. Besonders viele zog es dabei in die Landkreise Harburg und Pinneberg. Aber laut einer großen Studie ist „raus ins Grüne“ nur ein kurzfristiger Trend. Auf Dauer zeichnen sich lokal und international andere Entwicklungen ab. Wer davon profitiert, was das für die Hamburger Mieten bedeutet und was die Gründe für den Trend sind.
Langfristig wird das Leben in der Stadt die attraktivste Wohnform bleiben – das ergibt eine Studie im Auftrag von Remax, dem weltweit größten Netzwerk von Immobilienmaklern. „Die Gründe liegen vor allem in der Demographie und Infrastruktur“, heißt es als Ergebnis einer Befragung, an der europaweit 16.000 Menschen teilgenommen haben. Für die Städte bedeute das künftig noch mehr Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt und weiter steigende Mieten in Hamburg.
Zwar bevorzugt ein Drittel der Deutschen (35,7 Prozent) aktuell die ländliche Idylle. Vier von zehn Deutschen (41,3 Prozent) wohnen aber schon heute lieber in der Stadt. Aber: Corona hat die Stadtflucht zwischenzeitlich stark befeuert. Wer im Homeoffice arbeitet und mehr Platz für weniger Geld bekommt, der begeistert sich schnell fürs Landleben. „Doch spätestens seit der Rückkehr ins Büro und mit Blick auf die immer älter werdende Bevölkerung wird es langfristig wieder mehr Stadtzuzug geben“, erwartet Kurt Friedl, CEO von Remax Germany.
Babyboomer: 2030 wollen Menschen in der Stadt leben
Derzeit lockt noch das Haus im Grünen: 16 Prozent der in Deutschland Befragten möchten aus der Stadt ins Dorf. Nur sieben Prozent wollen derzeit lieber vom Land in die Stadt. Friedl erwartet aber ab 2030 eine Trendumkehr und einen regelrechten Run auf die Städte. „Spätestens 2036 werden Millionen Babyboomer in Rente gehen. Und die Kinder der jetzt noch jungen Familien sind dann auch aus dem Haus. Ob medizinische Versorgung oder Infrastruktur und Mobilität: Gerade für ältere Menschen bietet die Stadt Vorteile, die auf dem Land nicht so zur Verfügung stehen“. Sprich: Wenn die Zipperlein kommen, möchte man nichts vom „Ärztemangel in ländlichen Gebieten“ hören, sondern die Praxis um die Ecke haben. Und wenn es mit dem Autofahren nicht mehr so gut klappt, sollte wenigstens eine Bushaltestelle in der Nähe sein, und zwar eine, an der nicht nur zwei Mal am Tag der Schulbus hält.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Deutschen verspricht sich vom urbanen Leben eine bessere Infrastruktur, 44,5 Prozent einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung und etwas mehr als ein Drittel (36,2 Prozent) mehr Vielfalt. Es folgen Gesichtspunkte wie kürzere Arbeitswege (34,8 Prozent), Zugang zu Arbeit (32,3 Prozent), Zugang zu Kultur (31,9 Prozent) und bessere Internetverbindung (30,6 Prozent).
Nähe zur Natur und Privatsphäre als Gründe fürs Land
Bis die alternden Deutschen in einigen Jahren zurück in die Städte drängen, genießen sie aber erst einmal die Vorteile abseits städtischen Trubels. Als Hauptgründe für das Wohnen auf dem Land nennen knapp sieben von zehn (69,2 Prozent) Deutschen die Nähe zur Natur, die Hälfte (50,3 Prozent) mehr Privatsphäre und 45,3 Prozent die Chance auf mehr Platz zum Wohnen. Ein langsamerer Lebensrhythmus (39,1 Prozent), mehr Sicherheit (32,9 Prozent), geringere Lebenshaltungskosten (28,2 Prozent) und mehr Zeit mit der Familie (25,7 Prozent) sind weitere Argumente.
Da die Speckgürtel das Beste aus beiden Welten vereinen, könnten Stadtrandgebiete laut Remax Germany in den nächsten Jahren ebenfalls weiterhin zu den Gewinnern auf dem Immobilienmarkt zählen. „In den Randgebieten finden Immobilieninteressenten mehr Ruhe und Platz, ohne gänzlich auf Infrastruktur verzichten zu müssen. Darüber hinaus bieten die Speckgürtel einen guten Kompromiss aus von Arbeitnehmern gern in Anspruch genommenem Homeoffice und von Arbeitgebern immer öfter wieder geforderter Präsenz. Friedl: „Wer am Stadtrand wohnt, kommt noch ins Büro.“
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Das zeigt sich auch in Hamburg: Während in früheren Jahren unterm Strich jährlich rund 8000 Menschen mehr ins Umland gezogen sind als von dort in die Stadt, sind es aktuell (neueste Zahlen sind von 2021) erstmals deutlich mehr als 10.000. Ganz besonders stark zeigt sich der Effekt im Kreis Pinneberg und im Landkreis Harburg.
Im vergangenen Jahr sind rund 2600 Personen aus dem Landkreis Harburg nach Hamburg gezogen. Gleichzeitig packten aber fast 5000 Städter ihre Koffer und zogen in den Landkreis. Aus dem Kreis Pinneberg wechselten 3700 Menschen nach Hamburg und knapp 6000 verlegten ihren Wohnort nach Pinneberg. Für Storman, Segeberg und Lauenburg sieht die Lage ähnlich aus.