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Garderobe eines Hamburger Kindergartens.
  • Für Personal in Kindergärten könnte es bald eine Impfpflicht gegen das Coronavirus geben.
  • Foto: (c) dpa

Kita-Mitarbeiter in Hamburg völlig überlastet – Behörde wiegelt ab

Zu wenig Personal, zu hohe Belastung – insgesamt 4000 Fachkräfte sind in Hamburg zu wenig. Kita-Mitarbeiter:innen klagen in einer neuen Umfrage über schlechte Arbeitsbedingungen. Die Sozialbehörde will jedoch nicht in Alarmismus verfallen, während die Linke Konsequenzen fordert.

Eine neue Umfrage der Gewerkschaft Ver.di unter Kita-Mitarbeiter:innen offenbart eklatante Mängel beim Personalschlüssel und eine enorme Arbeitsbelastung bei der Kinderbetreuung. 

Demnach müssen 61 Prozent aller Kita-Beschäftigten unbezahlt außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit arbeiten, um den Anforderungen des Jobs gerecht zu werden. Unter der hohen Belastung müssen schlussendlich die Kinder leiden: Mehr als 40 Prozent der Befragten geben an, deswegen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Kleinen eingehen zu können. 

Kita-Umfrage: Fachkräfte müssen zu viele Kinder alleine betreuen

Auch beim Betreuungsschlüssel liegt laut Angaben der befragten Kita-Fachkräfte einiges im Argen. 41 Prozent der Befragten müssen zeitweise mehr als 17 Kinder am Tag gleichzeitig betreuen, fast jede dritte Kita-Fachkraft sogar mehr als 20 Kinder. Der gesetzliche Personalschlüssel liegt im Krippenbereich (Kinder bis drei Jahre) bei einer Fachkraft auf vier Kinder (1:4) und im Elementarbereich bei 1:12,5. Wobei der Schlüssel im Elementarbereich bis 2024 auf 1:10 angepasst werden soll. 

Gefragt, wie viele Fachkräfte nach dem Empfinden der Kita-Mitarbeiter:innen in ihrer Einrichtung fehlen würden, antworteten sie durchschnittlich, dass 3,5 Vollzeitkräfte nötig seien, um die geforderte pädagogische Arbeit leisten zu können. Bei 1133 Kitas in Hamburg ergibt das ein Personalloch von rund 4000 fehlenden Fachkräften – wenn es nach den Einschätzungen der Kita-Mitarbeiter:innen geht. 

Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen

„Die Pandemie hat nicht nur gezeigt, wie wichtig Kitas für das gesellschaftliche Leben in Hamburg, sondern vor allem für die Kinder sind. Doch wirklich gute, frühkindliche Bildung braucht bessere Bedingungen”, kommentierte Verdi-Kita-Sprecher Michael Stock die Umfrageergebnisse. Seine Gewerkschaft wolle sich dafür einsetzen, dass sich die Arbeitsbedingungen endlich verbesserten. 

Sozialbehörde: Hamburg ist gut aufgestellt

Die in Hamburg für Kitas zuständige Sozialbehörde sieht die Ergebnisse der Umfrage nicht so dramatisch. „Hamburg ist gut aufgestellt“, sagte Sprecher Martin Helfrich der MOPO. „Wir haben im erheblichen Maß zusätzliche Fachkräfte gewonnen in den vergangenen Jahren.” Man habe erhebliche Erfolge erzielt und immer mehr Menschen seien in dem Berufsfeld tätig. Allerdings sei es „trotzdem so, dass mehr Kinder denn je betreut werden“ müssten. Deshalb wachse auch der Fachkräftebedarf jährlich. „Es ist nicht überraschend, dass Stellen offen sind“, so Helfrich. Man sei aber stark bemüht, diese zu besetzen. 

Die Linke kritisiert allerdings, dass zu wenig in der Vergangenheit gegen den Fachkräftemangel getan worden sei. „4000 fehlende Fachkräfte in Hamburger Kitas machen deutlich, dass der Senat zu wenig unternimmt, um den Erzieher:innenberuf und die Ausbildung attraktiv zu machen. Der Senat und die Sozialbehörde müssen dringend weitere Maßnahmen treffen“, sagt Insa Tietjen, Fachsprecherin für Kinder und Kindertagesstätten.

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Bei den Ergebnissen der Umfrage „Kita-Personalcheck“ von Verdi handelt es sich bislang um eine Vorveröffentlichung einer Befragung, die von der Hochschule Fulda durchgeführt wird. Mit abschließenden Ergebnissen ist im September 2021 zu rechnen. 

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