Wut und Tränen: Ukrainer demonstrieren in Hamburg gegen russische Invasion
Russland führt einen offenbar lange geplanten Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dem ukrainischen Volk bleibt nur die Hoffnung. Worauf? Das hat die MOPO fünf Teilnehmer einer Kundgebung vor dem russischen Konsulat an der Außenalster gefragt. Bis zu 250 Teilnehmer demonstrierten dort am Donnerstag gegen den russischen Einmarsch.
Mariia ist 27 Jahre alt und lebt seit vier Jahren in Hamburg: „Ich habe Verwandte in Kiew. Morgens haben sie die Explosionen gehört und wissen nun nicht, wie es weitergeht. Mein Bruder denkt darüber nach, mit seinen drei Kindern die Stadt zu verlassen. Aber wo sollten sie hin? Viele Menschen verlassen die Stadt, aber nicht alle haben die Möglichkeiten, woanders unterzukommen.“ Mariia hat ein selbstgemaltes Plakat dabei. „Russen, wacht auf! Stoppt euren Krieg!“, steht da auf Englisch. „Ich hoffe, dass auch das russische Volk sieht, was hier passiert und seine Stimme erhebt. Gegen diesen Krieg für unsere Freiheit.“
- Deutsch (Deutschland)
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Russland führt einen offenbar lange geplanten Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dem ukrainischen Volk bleibt nur die Hoffnung. Worauf? Das hat die MOPO fünf Teilnehmer einer Kundgebung vor dem russischen Konsulat an der Außenalster gefragt. Bis zu 250 Teilnehmer demonstrierten dort am Donnerstag gegen den russischen Einmarsch.
Mariia ist 27 Jahre alt und lebt seit vier Jahren in Hamburg: „Ich habe Verwandte in Kiew. Morgens haben sie die Explosionen gehört und wissen nun nicht, wie es weitergeht. Mein Bruder denkt darüber nach, mit seinen drei Kindern die Stadt zu verlassen. Aber wo sollten sie hin? Viele Menschen verlassen die Stadt, aber nicht alle haben die Möglichkeiten, woanders unterzukommen.“ Mariia hat ein selbstgemaltes Plakat dabei. „Russen, wacht auf! Stoppt euren Krieg!“, steht da auf Englisch. „Ich hoffe, dass auch das russische Volk sieht, was hier passiert und seine Stimme erhebt. Gegen diesen Krieg für unsere Freiheit.“
Dmytro ist 37 Jahre alt und lebt seit 15 Jahren in Hamburg: „Meine Familie lebt im Süden der Ukraine. In Mykolajiw, unweit der Grenze zur Krim. Dort waren die Bombardements besonders schlimm. Es gab zahlreiche Brände. Wohl wegen unseres Militärflughafens. Ich bin fassungslos und weiß nicht, was ich sagen soll. Ukrainer können nicht einfach das Land verlassen, aber trotzdem: Meine Familie hält ihre Pässe bereit, hat alles zusammengesucht und ist bereit im Notfall die Region zu verlassen. Wohin genau, wissen sie aber noch nicht, aber am besten ins Ausland. In der Ukraine kursieren zahlreiche Fakenews, die aus Russland gestreut werden. Das Internet ist voll von Behauptungen, dass wir, dass die Ukrainer, die Russen angegriffen haben.“
Ukrainer demonstrieren in Hamburg gegen Putins Krieg
Teil der Strategie Russlands ist es, mit Falschinformationen seine Gegner zu desinformieren und verunsichern. So kursieren im Internet Videos aus russischer Produktion, die ukrainische Soldaten zeigen sollen, die Russland angreifen. Trollarmeen überfluten das Internet mit Fakenews und nehmen Einfluss auf wichtige Ereignisse im Westen, wie die amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016, die Flüchtlingskrise in Westeuropa oder Corona. Der russische Sender „Russia Today“ wurde mittlerweile in Deutschland verboten. Eine sogenannte Internet-Forschungsagentur mit Sitz in St. Petersburg, die als kremlnahe Trollfabrik bekannt ist und Desinformationen verbreitet, wird in den neuen Sanktionslisten genannt.
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Olga ist 36 Jahre alt, seit 19 Jahren in Deutschland und arbeitet in der IT-Branche. „Eigentlich habe ich Urlaub, aber so habe ich ihn mir nicht vorgestellt.“ Mit Olga sind auch ihr Freund Arne und ihre Mutter mit zu der Kundgebung gekommen. „Wir haben wenig Möglichkeiten uns zu wehren und können eigentlich nichts tun. Jetzt geht es darum, Putin dort zu treffen, wo es im am meisten wehtut: an seinem Geldbeutel. Wir brauchen jetzt harte und strenge Sanktionen!“
Ukrainische Anti-Kriegs-Demo in Hamburg
Immer wieder wird die Menschenmenge leiser. Die Köpfe senken sich über Smartphones: Es gibt Neuigkeiten aus der Heimat, die von heute auf morgen zu einem Kriegsgebiet wurde. Olga erklärt, dass es neue Truppenvorstöße gegeben habe und sich die Menschen bei ihren Angehörigen und Freunden erkundigen. Einige Menschen wirken aufgelöst. Bei manchen Gesprächen fangen die Menschen an zu weinen. Angesichts der eigenen Machtlosigkeit sind viele Demonstranten gereizt. Andere ringen um Worte.
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Jana ist 41 Jahre alt und Architektin. Seit 15 Jahren lebt sie in Deutschland: „Jetzt müssen wir als Ukrainer zusammenhalten, und wir stehen zusammen! Meine Verwandten leben in der Zentralukraine. Wichtige Infrastruktur wurde dort bereits zerstört, Teile meiner Familie sind getrennt, weil Brücken bombardiert wurden. Meine Familie ist vorbereitet und bereit, sich und ihr Land zu verteidigen. Sie haben bereits Waffen, wie viele Menschen in der Ukraine – aber noch keine Munition. Mit Lebensmitteln haben sie sich eingedeckt. Der Keller ist jetzt ein Bunker. Natürlich mache ich mir auch große Sorgen um ihre Sicherheit, aber ich weiß: Die Ukrainer sind ein Kämpfervolk!“
Demo vor russischem Konsulat: „Ukrainer sind ein Kämpfervolk!“
Vor allem besuchen Ukrainer die Kundgebung. Aber auch Georgier, Weißrussen und sogar Russen zeigen sich solidarisch. So auch Vadim (38), Jahre alt, aus Moskau und seit zwei Jahren in Hamburg: „Putin ist nicht das russische Volk, und ich kenne viele Menschen in meinem Heimatland, die nicht hinter Putin stehen. Auch ich verstehe seinen Krieg nicht. In unserem eigenen Land geht es kaum vorwärts. Die Regierung bietet ihren eigenen Menschen keine Perspektiven – und jetzt die Ukraine angreifen? Putin hat gelogen, dass weiß die ganze Welt, und ich glaube, dieser Krieg wird zu seinem Untergang beitragen.“