Ukraine-Flüchtlinge: Neue Unterkunft in Hamburg – warum Chaos herrscht
Die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen in Hamburg ist groß, doch bei der Registrierung läuft es nicht reibungslos. Sogar die Stadt selbst warnt vor langen Wartezeiten.
Es mehren sich Hinweise, dass die Zentrale Erstaufnahmestelle im Bargkoppelweg in Rahlstedt überlastet ist. Dabei werden in den kommenden Wochen eher mehr als weniger Geflüchtete erwartet. Mehrere Personen berichten der MOPO übereinstimmend von stundenlangem Warten und von Chaos.
Die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen in Hamburg ist groß, doch bei der Registrierung läuft es nicht reibungslos. Sogar die Stadt selbst warnt vor langen Wartezeiten.
Es mehren sich Hinweise, dass die Zentrale Erstaufnahmestelle im Bargkoppelweg in Rahlstedt überlastet ist. Dabei werden in den kommenden Wochen eher mehr als weniger Geflüchtete erwartet. Mehrere Personen berichten der MOPO übereinstimmend von stundenlangem Warten und von Chaos.
Ukraine-Flüchtlinge warten tagelang auf Registrierung
„Organisatorisch läuft das ganz schlecht“, berichtet eine freiwillige Helferin. Zahlreiche Menschen würden tagelang von morgens bis abends vor Ort ausharren, weil die Registrierung so schleppend verlaufe. „Die Menschen hier bekommen kaum Informationen und wissen überhaupt nicht, wie das ganze Prozedere abläuft.“ Es mangelt offenbar an Dolmetschern.
Eine geflüchtete Mutter mit ihrer kleinen Tochter erschien an mehreren Tage hintereinander immer wieder im Bargkoppelweg und kam jedes Mal nicht dran. Erst am vierten Tag funktionierte die Registrierung.
Helfer beklagt langsames Tempo – Hamburg warnt vor Wartezeiten
Martin Hagen, der sechs ukrainische Geflüchtete nach Hamburg gebracht hat, nachdem er Hilfsgüter in das Kriegsgebiet geliefert hatte, empören die Zustände im Ankunftszentrum. „Erstens wurden wir von unglaublich unfreundlichen Wachleuten in Empfang genommen, die mir verboten haben, den sechs Frauen beim Tragen ihrer Tasche zu helfen (,Das schaffen die schon allein‘). Am nächsten Tag riefen mich meine Mitreisenden an und berichteten, dass sie immer noch im Warteraum sitzen und überhaupt nichts passiert sei.“ Erst als Hagen persönlich vorstellig wurde, erhielten die sechs Frauen endlich Betten zum Ausruhen – und das nach tagelanger Flucht.
Das Problem scheint bekannt zu sein. Auf der Website der Stadt steht eine große rote Warnung: „Achtung: Das Ankunftszentrum ist im Moment sehr voll. Es entstehen dort deutliche Wartezeiten bei der Registrierung. Schutzsuchende, die privat unterkommen und nicht durch die Behörden untergebracht werden müssen, werden gebeten, sich erst in den nächsten Tagen im Ankunftszentrum zur Anmeldung einzufinden.“
Hamburg will Kapazitäten zur Registrierung ausweiten
Was ist da los? Nach der Flüchtlingskrise 2015 müsste sich die Stadt doch auf weitere Fluchtbewegungen eingestellt haben. Immerhin wurde 2016 das Ankunftszentrum am Bargkoppelweg neu eingerichtet, um besser auf eine große Anzahl an Geflüchteten reagieren zu können. Spätestens mit Kriegsbeginn am 24. Februar war außerdem bekannt, dass es eine größere Fluchtbewegung auch nach Hamburg geben wird.
Aus der Innenbehörde heißt es, dass der Andrang so groß sei, dass schlicht noch nicht alle Fälle registriert werden konnten. Man gehe dabei strategisch vor. „Oberste Priorität hat zunächst die Versorgung der Menschen, die keine Unterkunft haben“, so Daniel Schaefer, Sprecher der Innenbehörde zur MOPO. Deshalb bitte man auch Geflüchtete, die privat unterkämen, später wiederzukommen.
Ab Mittwoch weitet die Stadt nach MOPO-Informationen außerdem die Kapazitäten für Registrierungen aus. Beim Amt für Migration in der Hammer Straße 32-34 können sich dann Menschen, die bereits eine Unterkunft haben, ebenfalls zur Registrierung melden. „So soll der Andrang entzerrt werden.“
CDU kritisiert Hamburger Senat und fordert mehr Personal
Dennis Thering, Fraktionschef der CDU, übt gegenüber der MOPO deutliche Kritik am Senat. „Der Senat hat von Beginn an deutlich gemacht, ukrainischen Flüchtlinge in Hamburg aufzunehmen und dafür die Vorbereitungen zu treffen. Aber bereits jetzt zeigt sich, dass es in der Zentralen Erstaufnahme zu langen Wartezeiten und -schlangen kommt und ankommende Flüchtlinge draußen in der Kälte stehen müssen. Das ist inakzeptabel. Ich erwarte von Bürgermeister Tschentscher, dass er seinen Ankündigungen auch Taten folgen lässt und umgehend dafür sorgt, die Leistungsfähigkeit der Zentralen Erstaufnahme deutlich zu steigern, vor allem durch eine deutliche Personalaufstockung.“
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Die geforderte Personalaufstockung ist laut Innenbehörde bereits auf den Weg gebracht worden und wird weiter forciert. Parallel schafft die Stadt nach Kräften Übernachtungsplätze. Zuletzt in den Messehallen, wo kurzfristig rund 950 Menschen unterkommen können.
Das ist auch nötig, die Zahl der Geflüchteten wird in den kommenden Wochen weiter steigen – bislang wurden 1279 Menschen registriert.