• Das umstrittene Übungsheft „Mein Indianerheft“ wurde in „Mein Anoki-Übungsheft“ umbenannt.
  • Foto: Ernst Klett Verlag/dpa

Übungsheft sorgt für Diskussionen: Rassismus-Ärger an Hamburger Schule

Eimsbüttel –

Eineinhalb Jahre ist es her, dass das Verbot von Indianerkostümen zum Fasching in einer Hamburger Kita hohe Wellen schlug. Die Grundschule Lutterothstraße sieht sich jetzt mit einem ähnlichen Problem konfrontiert: Im Unterricht wird immer noch das umstrittene Übungsbuch „Mein Indianerheft“ benutzt. Die Eltern reagieren mit Unverständnis.

Bei dem Heft vom Ernst-Klett-Verlag handelt es sich um Grundschulmaterial für die Fächer Mathematik, Sachkunde und Deutsch. Die Bücher gibt es in den Farben grün, blau, gelb und rot und sind seit 2013 auf dem Markt. Darauf zu sehen: Ein nach Stereotypen gezeichneter amerikanischer Ureinwohner.

Hamburg: Ärger an Grundschule Lutterothstraße

Dass oben in der Ecke „Mein Indianerheft“ steht, sorgt bei den Eltern für Diskussionen. Wie das „Abendblatt“ berichtet, machte eine Eimsbütteler Mutter auf ihrem Instagram-Account ihrem Ärger Luft: „Eine andere Mutter und ich haben schon letzten Herbst angemerkt, dass wir es nicht in Ordnung finden, dass das ‚Indianerheft‘ in der Schule benutzt wird. Weil es rassistische Stereotype reproduziert“, schrieb sie.

„Mein Indianerheft“: Das sagt der zuständige Ernst-Klett-Verlag 

Doch was sagt die betroffene Schule dazu? Die MOPO fragte nach, eine Stellungnahme steht noch aus. Der Klett-Verlag selbst positionierte sich hingegen klar: Bei den Lehrmaterialien in Schulen handele sich noch um Restbestände, sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage. Mittlerweile heiße die Übungsheftreihe schon seit längerer Zeit „Meine Anoki-Übungshefte“.  

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„Mit der Übungsheftreihe war es nicht unsere Absicht, die Geschichte der indigenen Bevölkerung Amerikas zu ignorieren. Die Reihe erhebt auch nicht den Anspruch, einen umfassenden Überblick oder eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Native Americans“, heißt es.

Aus für „Mein Indianerheft“: Verlag ändert Namen und Design

Der Verlag sei sich seiner Verantwortung und Vorbildfunktion bewusst. „Wir teilen die Ansicht, dass sich Schülerinnen und Schüler heute kritisch mit den Themen (Post)Kolonialismus, Rassismus, Diversität und Migration auseinandersetzen müssen. Dazu gehört auch die Ausbildung eines Bewusstseins für historische Bilder, die auf kolonialen Weltbildern basieren.“

Nach der Namenanpassung erfolge jetzt in einem nächsten Schritt die visuelle Anpassung, die dann auf jegliche Bezüge zur indigenen Bevölkerung verzichten werde. Ab Januar 2021 erscheinen die neuen Ausgaben, diese würden dann Schritt für Schritt die älteren ersetzen.

Diskussion um „Indianerheft“: Das sagt die Hamburger Schulbehörde

Die Hamburger Schulbehörde äußerte sich ebenfalls zu dem Fall: „Die Übungen für den Bereich Mathematik sind zeitgemäß, aber warum ein Indianer auf dem Buch abgebildet ist, erschließt sich uns nicht“, so Pressesprecher Peter Albrecht zur MOPO. Die Behörde würde dem Klett-Verlag eine „kritische Anmerkung“ dazu schreiben.

In Hamburg gebe es keine zentrale Prüfung und Zulassung von Schulbüchern und anderen Lehrwerken. „Die Schulen und Lehrkräfte entscheiden im Rahmen ihrer pädagogischen Freiheit selbständig darüber, welche Materialien zum Einsatz kommen“, so Albrecht weiter. Die Lehrkräfte seien insofern auch frei, ein Unterrichtsmedium wie das „Indianerheft“ nicht zu verwenden. 

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